Drachenreiter
finden?«
Kiesbart sah sich um und nickte. »Natürlich«, antwortete er. »Wunderbare Steine. Ganz einmalig.«
»Wenn du es sagst.« Fliegenbein zuckte die Schultern und zeigte auf den Fels zu ihrer Linken. »Das da ist die Felsplatte, die du eben von innen gesehen hast. Ein Felstor öffnet sich, wenn ein Drache sich dagegenstemmt. Für unseren Meister dürfte es also kein Problem sein, in den Berg zu gelangen, und der Tunnel dahinter ist selbst für ihn groß genug. Ziemlich dumm von diesen Kobolden, nicht wahr?« Er kicherte spöttisch.
»Er wird verlangen, dass ich ihn vor der großen Jagd noch putze.« Kiesbart warf sich den Rucksack auf den Rücken. »Und er ist völlig verschlammt. Also erwarte seinen Angriff nicht zu früh.«
Der Homunkulus nickte und warf dem Zwerg einen seltsamen Blick zu. »Putz ihn besser, als du es je getan hast«, sagte er. »Das wird seine größte Jagd. Seit mehr als hundert Jahren!«
»Ja, ja!« Kiesbart zuckte die Achseln und machte sich an den Abstieg. »Ich wünschte, die Jagd wäre vorbei und ich bekäme endlich meinen Lohn. Zwei von seinen Schuppen hat er mir versprochen für meine Dienste.«
»Zwei Schuppen, so, so«, murmelte Fliegenbein, während der Zwerg in die Tiefe kletterte. »Was für eine großzügige Belohnung.«
Ein paar Atemzüge stand der Homunkulus noch da und schaute Nesselbrands neuem Panzerputzer hinterher. Dann trieb ihn die kalte Nacht zurück in den Berg.
JAGDPUTZ
»Bist du endlich fertig, Panzerputzer?«, knurrte Nesselbrand. Bis zu den Knien stand er im dunklen Wasser und betrachtete sein schimmerndes Spiegelbild. Kiesbart hockte auf seinem Kopf und polierte ihm die gepanzerte Stirn. Der Schweiß lief dem Zwerg vor Anstrengung in den Bart, obwohl die Nacht bitterkalt war.
»Nickel und Gipshut!«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Was ist bloß los? Stumpf wie Milchglas werden sie und wenn ich mir die Finger blutig poliere.«
»Was redest du da vor dich hin?«, knurrte Nesselbrand und schlug ungeduldig den Schwanz aufs Wasser. »Die Stelle da hast du doch bestimmt schon viermal geputzt. Ist sie etwa immer noch nicht blank?«
Misstrauisch senkte er den Kopf und starrte ins Wasser. Aber im Dunkel der Nacht war sein Spiegelbild kaum mehr als ein goldener Schatten, den die Wellen verzerrten.
»Meister!«, krächzte ein Rabe und landete auf einer von Nesselbrands Rückenzacken.
Unwillig drehte der goldene Drache sich um. »Was gibt's?«, grunzte er.
»Sollen nicht wenigstens ein paar von uns Euch in die Höhle begleiten?«, krächzte der Rabe.
»Unsinn!« Nesselbrand schüttelte den Kopf. »Ihr würdet wie gebackene Fische aus der Luft fallen, wenn euch das Drachenfeuer trifft. Nein, ich brauche euch später wieder. Also bleibt hier, verstanden?«
»Verstanden, Meister!«, krächzte der Rabe, senkte ehrerbietig den Schnabel und flatterte zurück zu den anderen, die wie eine schwarze Wolke über den See zogen.
»Hoffentlich sind diese Drachen in Form«, knurrte Nesselbrand, als sein Diener fort war. »Sonst macht es überhaupt keinen Spaß, sie zu jagen. Wie sahen sie aus, Panzerputzer?«
»Hab nur zwei gesehen«, antwortete Kiesbart mürrisch und rutschte ein paar Schuppen weiter. »Sie sind kleiner als Ihr, viel kleiner.«
Er schüttelte die letzten Tropfen Politur aus der Flasche und tauchte den Lappen noch einmal ins Wasser.
»Zwei?« Nesselbrand schielte hinauf zu dem putzenden Zwerg. »Wieso nur zwei?«
»Die übrigen waren in einer anderen Höhle«, antwortete Kiesbart und schrubbte, dass ihm die Knöchel schmerzten. Aber immer blieb dieser Film auf Nesselbrands Schuppen. Mit einem Seufzer ließ der Zwerg den Lappen sinken und warf ihn mitsamt dem Eimer ans Ufer.
»Das war's, Euer Goldheit!«, rief er, wischte sich den Schweiß mit dem Bart von der Stirn und rückte seinen Hut zurecht. »Na endlich!«, grunzte Nesselbrand.
Er warf einen letzten Blick auf sein Spiegelbild, streckte sich, leckte sich die scheußlichen Zähne und stapfte schnaufend aus dem Wasser. Die blauen Blumen zerknickten unter seinen Tatzen. Nesselbrand wischte sich den Schlamm von den Krallen, wetzte sie ein letztes Mal an seinen Zähnen - und stampfte auf die Berge zu.
»Also, wo ist es?«, grunzte er. »Los, sag schon, Panzerputzer. An dem Berg da?«
»Ja, Euer Goldheit.« Kiesbart nickte und kauerte sich zusammen.
Die Kälte kniff ihn mit Eiszangen in die runden Backen.
Siegessicher marschierte Nesselbrand durch die
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