Drachenreiter
erwischt.«
»Ja, ja«, murmelte Kiesbart und rückte sich den Hut zurecht. »Du kannst mir viel erzählen. Durchgeschüttelt bin ich auch!«, rief er nach oben. »Von dem ganzen Geplantsche im Wasser. Habt Ihr diese Blechhornisse denn nun erwischt? In der Brühe schwimmt sie nicht.«
»Sie ist entkommen!«, knurrte Nesselbrand. Kiesbart spürte, wie der Riesenleib zitterte vor Wut. »Sie ist oben in den Bergen gelandet. Wo vorher der Silberdrache saß.«
»Aha.« Kiesbart kratzte sich missmutig den Bart. »Und wo ist der jetzt? Hat er euch gezeigt, wo das Versteck der Drachen ist?«
»Nein!«, fauchte Nesselbrand. »Er ist verschwunden. Komm jetzt endlich raus! Du musst dorthin klettern, wo die Blechhornisse gelandet ist. Du hast doch gesehen, wer drin saß! Der spinnenbeinige Verräter! Aaarrr! Zerknacken werde ich ihn wie eine Kellerassel, aber vorher führt er uns zu seinem neuen Meister.«
»So?« Kiesbart schmollte immer noch. »Was bekomme ich, wenn ich ihn finde? Ihn und die Blechhornisse?« Er griff unter sein Hemd und strich über den Ehering von Barnabas Wiesengrund.
»Das wagst du zu fragen?«, brüllte Nesselbrand. »Komm raus oder ich schüttle mich so lange, bis du in der Brühe landest!!«
»Ja, ja, schon gut.« Schimpfend stand Kiesbart auf und kletterte den Schlund seines Meisters hinauf.
»Ich kann verstehen, warum dieser Fliegenbein sich abgesetzt hat«, murmelte er in seinen Bart. »O ja, das kann ich.«
ERWISCHT
»Sie haben uns vergessen!«, jammerte Fliegenbein und ging unruhig auf und ab. »Wie undankbar.«
»Ach was!«, sagte die Ratte und rührte in dem Topf, der auf ihrem winzigen Campingkocher stand.
Die Sonne zog langsam den wolkigen Himmel hinauf und zwischen den Bergen hing dichter Nebel. Die weißen Schwaden verbargen alles, die Blumen, den See - und Nesselbrand. Falls er noch da war. Lola kostete das Gebräu, das in ihrem Topf blubberte, leckte sich die Schnauze und rührte weiter. »Setz dich endlich hin, Humpelkuss! Ich sag es dir zum hundertsten Mal - sie werden kommen. Spätestens, wenn es dunkel wird. Ich weiß wirklich nicht, warum du so herumjammerst. Wir haben doch alles, was wir brauchen - was zu essen, was Warmes zu trinken. Sogar Schlafsäcke habe ich. Zwei praktischerweise.«
»Aber ich mache mir Sorgen«, jammerte Fliegenbein. »Wer weiß, wie diese anderen Drachen sind? Vielleicht sind sie so wie in den alten Märchen. Vielleicht fressen sie besonders gern Menschenjungen!«
Die Ratte kicherte. »Also, wirklich. Glaub mir, der Junge kann gut auf sich aufpassen. Und wenn er es nicht tut, dann ist immer noch Lung da. Von diesen pelzköpfigen Kobolden ganz zu schweigen.«
Fliegenbein seufzte und blickte wieder hinunter in den Nebel.
»Sind alle Hummelkusse so wie du?«, fragte Lola.
»Wie?«, murmelte Fliegenbein ohne sich umzudrehen.
»Na, so schwarzseherisch.« Lola schöpfte einen Löffel Suppe aus dem Topf und schlürfte ihn vorsichtig leer. »Pfui Teufel«, murmelte sie. »Schon wieder versalzen.«
Plötzlich hob sie die spitze Schnauze und schnüffelte. Ihre Ohren zuckten.
Fliegenbein guckte sie erschrocken an.
»Willst du auch was essen?«, fragte Lola mit seltsam lauter Stimme. Dabei zeigte sie unauffällig mit der Pfote hinter sich. Ihr Flugzeug stand da, gesichert mit ein paar dicken Steinen. Hinter den Rädern bewegte sich etwas.
Fliegenbein hielt die Luft an. »Essen?«, stammelte er. »Äh, ja, gern.« Und machte unauffällig einen Schritt auf das Flugzeug zu.
»Gut, ich hol uns Schüsseln«, verkündete die Ratte und stand auf.
Dann plötzlich, mit einem Satz, war sie zwischen die Räder gesprungen und zog an einem dicken Bein. Fliegenbein kam ihr zu Hilfe und gemeinsam zerrten sie einen zappelnden Zwerg unter dem Flugzeug hervor.
»Kiesbart!«, rief Fliegenbein erschrocken. »Es ist schon wieder dieser Steinzwerg!«
Kiesbart beachtete ihn nicht. Er biss und trat, boxte um sich und schubste Lola fast den Berg hinunter. Steinzwerge sind stark, viel stärker als eine Ratte oder ein bleichnasiger Homunkulus. Aber gerade als Kiesbart sich mit einem heftigen Ruck aus Lolas Klammergriff befreit hatte, schlug Fliegenbein ihm den Hut vom Kopf.
Sofort war der Zwerg still. Er kniff die Augen zusammen, taumelte vorm Abgrund zurück und setzte sich ächzend auf den Hosenboden. Fliegenbein schnappte den Hut noch gerade, bevor er den Berg runterrollte, und setzte ihn sich auf den Kopf. Das Ding rutschte ihm fast bis auf die Nase,
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