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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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er sich den Berg rauf!«, keuchte Schwefelfell und schlang sich die Riemen um den Leib. »Er schnauft und grunzt und er ist groß wie, wie, wie ...«
    »Größer als wir alle«, unterbrach die Ratte sie und warf den Motor ihres Flugzeugs an. »Also los. Alles wie besprochen.« Sie machte ihr Cockpit zu, zog das Flugzeug gleich nach dem Start hoch und flog in weitem Bogen auf eine Felsnase zu, die über dem Ausgang des Tunnels in die Höhle ragte. Dort wartete sie - auf das Erscheinen von Nesselbrand.
    »Viel Glück«, sagte Lung zu Maja und schlug mit den Flügeln. »Was meinst du, bringt ein Drache nur den Menschen Glück?«
    »Wer weiß«, antwortete Maja. »Wir brauchen jedenfalls sehr, sehr viel davon.«
    »Fliegenbein«, sagte Ben und überprüfte ein letztes Mal die Riemen. »Halt dich bloß fest, klar?«
    Der Homunkulus nickte. Er starrte auf den Ausgang des Tunnels. Sein Herz klopfte wie das einer gefangenen Maus. Was, wenn der dumme Zwerg die Koboldspucke so sehr verdünnt hatte, dass sie nicht mehr wirkte?
    »Willst du nicht doch lieber in den Rucksack klettern?«, flüsterte Ben ihm zu.
    Aber Fliegenbein schüttelte energisch den Kopf. Er wollte nicht einen Augenblick verpassen. Er wollte sehen, wie Nesselbrand unterging. Er wollte sehen, wie der Panzer, den er so viele Jahre geputzt hatte, zerschmolz und Nesselbrand im Drachenfeuer zu dem wurde, woraus er gemacht war.
    Plötzlich richtete Schwefelfell sich kerzengerade auf. »Hört ihr?«, sagte sie heiser.
    Sie hatten es alle gehört. Selbst Ben mit seinen schwachen Menschenohren. Ein dumpfes Stampfen drang aus dem Tunnel herauf. Bedrohlich langsam kam es näher. Nesselbrand hatte das Versteck seiner Beute aufgespürt. Er war auf der Jagd.
    Ben und Schwefelfell umklammerten die Riemen. Fliegenbein presste den Rücken ganz fest gegen den Bauch des Jungen. Die beiden Drachen breiteten die Flügel aus und schwangen sich in die Luft. Nebeneinander flogen sie hinauf zur Höhlendecke und kreisten dort abwartend in der Dunkelheit.
    Das Stampfen kam näher und näher. Die ganze Höhle schien zu beben. Dann schob Nesselbrand seinen goldenen Kopf aus dem Tunnel.
     
    Geduckt stand er da. Nur so passte sein Riesenkörper in den Gang der Dubidai. Langsam, mit blutrot leuchtenden Augen sah er sich um. Er schnüffelte, sog gierig die Witterung der Drachen ein.
    Ben hörte ihn schwer keuchen von dem langen Aufstieg. Bosheit und Grausamkeit schwappten in die Höhle wie eine dunkle Wolke. Stück für Stück schob Nesselbrand sich aus dem Tunnel, zwängte den Leib aus der Enge, bis er endlich in seiner ganzen gewaltigen Größe in der Höhle stand.
    Seine Beine waren krumm von der Last seines Panzers, der jeden Zentimeter des abscheulichen Leibes bedeckte. Sein Schwanz, der plump und schwer hinter ihm über den Boden schleifte, strotzte von spitzen Stacheln. Schnaubend, mit gebleckten Zähnen, blickte das Ungeheuer sich um. Ein ungeduldiges Knurren drang aus seiner Brust.
    Da flog Lola Grauschwanz los. Sie schwirrte hinunter zu Nesselbrands gepanzertem Schädel, kreiste schnurrend um seine Hörner und sauste an seinen Augen vorbei.
    Verblüfft riss Nesselbrand den Kopf hoch. Er schnappte nach dem Flugzeug wie nach einer lästigen Fliege.
    »Nicht so nah!«, flüsterte Ben. »Komm ihm nicht so nah, Lola!« Aber die Ratte war eine meisterliche Fliegerin. Unberechenbar und blitzschnell schwirrte sie dem Ungeheuer um den Kopf, tauchte unter Nesselbrands Kinn und jagte zwischen seinen Beinen hindurch. Sie landete auf seinem Rücken, startete wieder durch, wenn Nesselbrand gerade nach ihr schnappen wollte - und lockte ihn so langsam immer weiter in die Höhle hinein.
    Das Spiel der Ratte machte den Goldenen wütend. Er schlug um sich, brüllte und schnaubte, wollte es zertreten, zerstampfen, zerbeißen, das lästige Ding, das ihn dabei störte, seine wirkliche Beute aufzuscheuchen. Als Nesselbrand mitten in der Höhle vor den versteinerten Drachen stand, stieß Lung von der Decke herab, mit rauschenden Flügeln und gestrecktem Hals. Er flog von vorn auf Nesselbrand zu. Maja kam von der Seite.
    Überrascht riss das Ungeheuer den Kopf hoch. Es fauchte und entblößte die scheußlichen Zähne. Sein stinkender Atem ließ die Drachen fast zurücktaumeln. Lola drehte mit ihrem Flugzeug ab und landete auf dem Kopf eines versteinerten Drachen. Sie hatte ihre Arbeit fürs Erste getan. Jetzt waren Lung und Maja an der Reihe.
    Lung und Maja kreisten über dem Kopf ihres

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