Drachenreiter
wieder?«
»Nee!« Ben schüttelte den Kopf. »Manchmal kleben sie die Scherben und so wieder zusammen, aber das meiste lassen sie, wie es ist.«
Das Koboldmädchen guckte ungläubig zu den zerbrochenen Säulen hinüber. Die Sonne stieg höher und die Menschen schienen sich an die Arbeit zu machen. Lung schreckte Schwefelfell aus ihren Gedanken.
Er gähnte, reckte sich und streckte müde den Hals. »Ich werde mich unter diese seltsamen Bäume legen«, murmelte er schläfrig. »Das Rauschen ihrer Blätter erzählt bestimmt wunderbare Geschichten.«
Mit einem Seufzer ließ er sich nieder, aber Schwefelfell zerrte ihn wieder hoch. »Nein, nein, Lung, es ist nicht sicher genug hier!«, rief sie. »Wir finden etwas Besseres, ganz bestimmt. Dort bei den Hügeln sieht es wirklich nicht schlecht aus, Ben hat Recht. Wir müssen nur einen Platz finden, der weit genug weg von dem Menschenlager ist.«
Sie schob den Drachen tiefer zwischen die Palmen. Plötzlich hielt Ben sie am Arm fest.
»He, warte mal!« Er zeigte zum Strand zurück. »Sieh dir das an.« Ganz deutlich führten ihre Spuren durch den feuchten Sand,
durch das ausgetrocknete Flussbett und dann die Böschung hinauf.
»O nein, wo habe ich nur meinen Kopf?«, schimpfte Schwefelfell. Hastig kletterte sie den Stamm einer Palme hinauf und riss einen der langen Wedel ab. »Ich kümmere mich um die Spuren!«, zischte sie zu Ben herunter. »Such ein gutes Versteck für Lung. Ich finde euch schon. Los, verschwindet!«
Widerstrebend drehte der Drache sich um. Schwefelfell aber sprang wieder hinunter ins Flussbett und verwischte mit dem Palmwedel ihre Spuren.
»Komm«, sagte Ben zu Lung. Er warf sich die Rucksäcke über die Schulter.
Aber der Drache blieb stehen. »Sollen wir nicht auf dich warten?«, rief er besorgt zu Schwefelfell hinunter. »Was ist, wenn die Menschen hierher kommen?«
»Na und? Die hört man doch schon von weitem!«, antwortete Schwefelfell. »Macht, dass ihr wegkommt.«
Lung seufzte. »Gut. Aber beeil dich.«
»Koboldehrenwort.« Schwefelfell sah sich zufrieden um. Die Spuren auf der Böschung und im Flussbett waren schon verschwunden. »Wenn euch Pilze über den Weg laufen, denkt an mich.«
»Versprochen«, sagte Ben und lief hinter dem Drachen her.
Sie fanden ein Versteck für Lung. Zwischen den felsigen Ausläufern der Hügel, halb verborgen hinter Dornengestrüpp und in sicherer Entfernung vom Menschenlager, entdeckten sie eine Grotte. Scheußliche Fratzen waren um den Eingang herum in den Fels geschlagen und auf einer Seite bedeckten fremdartige Schriftzeichen den Stein. Etwas unheimlich sah das Ganze aus.
Aber das stachlige Gras ringsum wuchs hoch und kein Weg war durch das dichte Gestrüpp getrampelt. Alles sprach dafür, dass die Grotte die Archäologen nicht interessierte. Ben war das nur recht.
»Ich seh mal nach, wo Schwefelfell bleibt«, sagte er, als Lung es sich in der kühlen Höhle bequem machte. »Die Rucksäcke lass ich hier.«
»Bis gleich«, murmelte Lung und war schon halb eingeschlafen. Ben faltete die Karte der Ratte, so weit es ging, auseinander und legte sie mit kleinen Steinen beschwert auf einem Fels zum Trocknen in die Sonne. Dann lief er, so schnell er konnte, zu Schwefelfell zurück. Auf dem Weg verwischte er Lungs Spuren. Seine Menschenspuren würden kaum Verdacht erregen, aber er trat, wenn es ging, auf die Steine und Mauerreste, die überall aus dem Sand ragten. Die Sonne stand noch nicht sehr hoch, aber trotzdem brannte sie schon gleißend hell vom Himmel. Nass geschwitzt und außer Atem erreichte Ben das ausgetrocknete Flussbett. Hier unter den Palmen war es kühler. Ben schaute sich suchend um.
Von Schwefelfell war nichts zu sehen. Also sprang er die Böschung hinunter, durchquerte das Flussbett und lief zu der Stelle am Strand, an der Lung gelandet war. Aber auch da war Schwefelfell nicht zu entdecken. Nur der Abdruck des Drachens war noch da. Seine großen Tatzen hatten sich tief in den Sand gedrückt und auch die Schleifspur seines Schwanzes war deutlich zu erkennen. Warum hatte Schwefelfell sie nicht verwischt? Besorgt sah Ben sich um. Wo war Schwefelfell?
Beim Zeltlager wimmelten die Menschen durcheinander. Autos fuhren weg und kamen an. Zwischen den Ruinen gruben Männer im heißen Sand.
Ben ging dorthin, wo Lungs Spuren wie aus dem Nichts auftauchten. Bis dahin hatte Schwefelfell sie verwischt. Ben hockte sich in den Sand. Er war zerwühlt, wie von vielen Füßen. Schwefelfells
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