Drachenreiter
bestimmt.«
»Wer?« Ben beugte sich so weit vor, dass er fast von Lungs Rücken rutschte. »Wer, Schwefelfell?«
»Elfen!« Schwefelfell zerrte an ihrem Riemen. »Lung!«, rief sie. »Lung, flieg höher! Schnell.«
Überrascht verlangsamte der Drache den Flug und sah sich um. »Was ist?«
»Elfen!«, rief Schwefelfell. »Sieh doch! Es wimmelt nur so von ihnen!«
Sofort stieg der Drache mit kräftigen Flügelschlägen höher.
»O nein!«, rief Ben. »Können wir nicht ein bisschen tiefer fliegen? Ich möchte sie so gern mal aus der Nähe sehen.«
»Bist du verrückt?« Schwefelfell schüttelte den Kopf über so viel menschliche Dummheit. »Kommt überhaupt nicht in Frage. Womöglich haben sie Liebespfeile dabei und du dummes Menschlein verliebst dich auf der Stelle in die nächste Krähe, der wir begegnen. Nein, nein, nein.«
»Schwefelfell hat ausnahmsweise Recht, junger Herr«, pflichtete Fliegenbein ihr bei. Er steckte unter Bens Jacke. Nur sein Kopf guckte zwischen zwei Knöpfen heraus. »Wir können froh sein, wenn sie uns nicht bemerken.«
Enttäuscht schaute Ben hinunter auf das glitzernde Gewimmel.
»O nein!« Schwefelfell stöhnte auf. »Da vorn verzweigt sich die Straße. Ausgerechnet jetzt. Und es steht auch ein Schild da.«
»Ich muss tiefer fliegen!«, rief Lung. »Sonst kann Ben das Schild nicht lesen!«
»Tiefer?« Schwefelfell verdrehte die Augen. »Na, wunderbar. Ausgerechnet jetzt, wo überall die Glitzerdinger herumschwirren. Wulstling und Pantherpilz, das muss einfach Ärger geben.« Lung ließ sich sinken, tiefer und tiefer, bis er auf der geteerten Straße landete.
Als Ben die Schriftzeichen des Professors mit denen auf dem Schild vergleichen wollte, sah er, dass es über und über mit Schwärmen von Staubelfen bedeckt war. Kaum größer als Zitronenfalter waren sie, sandgelb, mit schillernden Flügeln und staubgrünem Haar. Sie schwirrten und summten, kicherten und flatterten um das Schild herum, dass Ben ganz schwindelig vom Hinsehen wurde.
»Jetzt haben wir den Ärger«, murmelte Schwefelfell. »O ja, jetzt haben wir ihn.«
Ein kleines Grüppchen der federleichten Wesen löste sich aus dem Schwarm und schwirrte auf Lung zu. Sie ließen sich auf seinen Zacken nieder, auf seiner Nase und seinen Hörnern. Ein paar flatterten auch um Schwefelfell und Ben herum, kniffen den beiden kichernd in die Backen, zupften sie an den Haaren und zogen an ihren Ohren.
Fliegenbein zog den Kopf ein, bis nur noch seine Nase zwischen Bens Jackenknöpfen hervorsah. »Junger Herr!«, rief er. »Junger Herr!«
Aber bei all dem Elfengezwitscher und Gekicher hörte Ben ihn nicht. Ganz versunken saß er da und beobachtete die schillernden kleinen Wesen.
»Na, gefallen sie dir aus der Nähe auch noch so gut?«, raunte Schwefelfell ihm zu.
Ben nickte. Eine Elfe kitzelte ihn unterm Kinn und streckte ihm ihre winzige gelbe Zunge raus. Dann ließ sie sich auf seinem Knie nieder und zwinkerte ihm zu. Voll Bewunderung betrachtete Ben ihre bunten Flügel.
»He, du da!« Schwefelfell blickte über Bens Schulter auf die Elfe herab. »Könntet ihr wohl so freundlich sein, das Schild freizumachen? Wir müssen nämlich nachsehen, ob die Straße da die richtige für uns ist.«
Die Staubelfe schlug die Beine übereinander, legte die Flügel zusammen und grinste das Koboldmädchen an.
»Ist nicht die richtige«, antwortete sie mit Zwitscherstimme. »Ganz und gar nicht.«
Ben beugte sich verblüfft zu ihr hinunter. »Wieso?«, fragte er.
»Weil sie falsch ist«, antwortete das kleine Wesen und zwinkerte ihm zu. »Eindeutig, zweideutig, dreideutig falsch, jawohl!« Dann bekam sie einen solchen Kicheranfall, dass sie fast von Bens Bein geplumpst wäre. Schwefelfell stöhnte.
»Welche Straße sollten wir denn nehmen?«, fragte Ben.
»Jede«, antwortete die Elfe, »nur diese nicht.«
»Aha!«, murmelte Ben verdutzt.
In dem Moment flatterte eine zweite Staubelfe hinzu. Sie stellte sich auf die Schultern der ersten und lächelte von einem spitzen Ohr zum ändern. »Was gibt es, Mukarrib?«
»Sie wollen die falsche Straße nehmen«, zwitscherte Mukarrib. »Sag ihnen, dass es die falsche ist, Bilqis!«
»Es ist die falsche!«, zwitscherte Bilqis sofort. »Ich würde sogar sagen, es ist die allerallerfalscheste, gar kein Zweifel.«
»Ich halt das nicht aus!«, knurrte Schwefelfell. »Wenn diese blöden kleinen Flatterdinger nicht gleich von dem Schild runtergehen, dann ...«
»Was hat dein Freund gesagt?«,
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