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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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Lügner sein, blutrünstig und verschlagen, mordlüstern und eitel. Ja, man erzählt sogar von dir, du hättest deinen Schöpfer aufgefressen, was er, ehrlich gesagt, auch verdient hat, wenn er so ein Monstrum wie dich geschaffen hat.«
    Nesselbrand lauschte den Worten des Professors mit gesenktem Kopf. Seine Hörner bohrten sich in den Sand.
    »Ach ja?«, knurrte er. »Rede du nur. Gleich werde ich dich fressen. Du kannst nicht ewig da unten hängen. Panzerputzer!« Er hob die hässliche Schnauze und sah sich um. »Panzerputzer, wo bist du?«
    Unwillig streckte Kiesbart den Kopf aus seinem Versteck. »Ja, Euer Goldheit?«
    »Geh und kitzle den Menschen mit deinem Staubwedel!«, knurrte Nesselbrand. »Vielleicht fällt er davon herunter.«
    Der Professor hörte seine Worte und schluckte. Noch konnte er sich halten, aber seine Finger schmerzten und er war leider sehr kitzelig. Auf Hilfe konnte er auch nicht hoffen. Wenn das Gebrüll des Riesendrachen bisher noch niemanden aus seinem Zelt gelockt hatte, dann würde es in nächster Zeit wohl auch nicht mehr geschehen. Nein, für seine Rettung würde er schon selber sorgen müssen. Aber wie? Sosehr er sich auch seinen Kopf zerbrach, es wollte ihm einfach nichts einfallen. Zwischen den Vorderbeinen Nesselbrands tauchte der Steinzwerg auf, mit mürrischem Gesicht, sandigem Hut und seinem Staubwedel aus Pfauenfedern. Zögernd stapfte er durch den Sand auf Barnabas Wiesengrund zu.
    Zeit, dass dir was einfällt, mein Bester, dachte der Professor. Sonst wird deine liebe Frau dich wohl nicht wieder sehen. Und dann fiel ihm etwas ein.
    »He, Zwerg!«, zischte er, als Kiesbart mit seinem viel zu großen Hut unten vor der Tatze seines Meisters stand und schon die Pfauenfedern nach dem kitzeligen Professor ausstreckte. Barnabas Wiesengrund zog sich mit den Zähnen den goldenen Ehering vom Finger und spuckte ihn dem Steinzwerg vor die Füße. Sofort ließ der den Wedel fallen, hob den Ring auf und strich fachkundig über das glänzende Metall.
    »Nicht schlecht!«, brummte er. »Massiv.«
    Im selben Moment rutschte der Professor ab. Mit einem Plumps landete er neben dem erschrockenen Zwerg im Sand.
    »Kiesbart, was ist?«, dröhnte die Stimme Nesselbrands aus der Dunkelheit. »Hat er schon losgelassen?«
    Der Zwerg wollte antworten, aber der Professor hielt ihm schnell den Mund zu.
    »Hör zu, Kiesbart«, flüsterte er dem kleinen Kerl ins Ohr. »Du kriegst den Ring von mir, wenn du deinem Herrn sagst, dass ich verschwunden bin, klar?«
    Der Zwerg biss ihm in die Finger. »Den krieg ich sowieso«, muffelte er hinter Barnabas Wiesengrunds Hand hervor.
    »Kriegst du nicht!«, zischte der Professor und nahm ihm den Ring wieder weg. »Weil er mich nämlich mitsamt dem Ring fressen wird. Also, gilt der Handel?«
    Der Zwerg zögerte einen Moment. Dann nickte er.
    »Panzerputzer!«, brüllte Nesselbrand. »Was ist?« Noch einmal senkte er den Kopf und schielte mit gebleckten Zähnen zwischen seinen Vorderbeinen hindurch. Aber inzwischen war es so dunkel, dass er nicht erkennen konnte, was sich bei seinen Hinterbeinen tat.
    Barnabas Wiesengrund warf dem Zwerg den Ring vor die Stiefel. »Komm nicht auf die Idee, mich zu verraten!«, flüsterte er. »Denn dann verrat ich deinem Herrn, dass du bestechlich bist, verstanden?«
    Der Zwerg bückte sich nach dem Ring. Der Professor aber robbte, so schnell er konnte, durch den Sand zu Nesselbrands Schwanz. Keuchend kletterte er hinauf und klammerte sich an den Stacheln fest. Kiesbart sah ihm mit runden Augen nach. Dann schob er sich den Ring unter die dicke Weste.
    »Paaaanzerputzerrrr? Was ist los?«, brüllte Nesselbrand. Der Zwerg hob seinen Staubwedel auf, sah sich ein letztes Mal um - und tauchte mit verlegenem Gesicht zwischen den riesigen Vordertatzen auf.
    »Er ist weg, Euer Goldheit!«, rief er und hob ratlos die Schultern. »Verschwunden. Wie vom Sand verschluckt.«
     »Waaas?« Nesselbrand schob die breite Schnauze so nah an seinen Panzerputzer heran, dass der erschrocken zurückwich. »Wooooo ist er, Zwerg?«, brüllte Nesselbrand und schlug so heftig mit dem Schwanz, dass Barnabas Wiesengrund der Sand um die Ohren spritzte und er alle Mühe hatte sich festzuhalten. Der Steinzwerg wurde blass um die Nase und presste die Hände gegen seine Weste. »Ich weiß es nicht!«, zeterte er. »Ich weiß es nicht, Euer Goldheit! Er war schon weg, als ich unter Euren Goldbauch lief!«
    Da begann Nesselbrand zu wühlen.
    Er grub und grub, aber

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