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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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müde die Augen rieb. »Woher wusstest du das mit den Elfen?«
    »Ich hatte schon oft Ärger mit ihnen«, antwortete Fliegenbein schläfrig. »Aber ich war mir nicht sicher, ob das Reimen auch bei dieser Sorte hilft.«
    »Tja, das hat es«, murmelte Schwefelfell. »Zum Glück. Sonst hätten sie uns mitten auf der Straße eingeschläfert mit ihrem verflixten Staub.« Sie musste schon wieder gähnen.
    Unter ihnen grub sich die Straße, der Lung folgte, immer tiefer in den Felsen. Der Drache musste vorsichtig fliegen, damit seine Flügel nicht gegen die steinernen Wände stießen.
    »Einmal musste ich bis W reimen«, erzählte Fliegenbein mit schläfriger Stimme. »Aber sie merken nie, dass man das C weglässt, die dummen Dinger.«
    Ben rieb sich die juckende Nase. »Ich hätte sie mir trotzdem zu gern länger angesehen«, murmelte er. »Sie waren so lustig. Und ihre Flügel - die haben geschimmert wie Seifenblasen.«
    »Weißt du was?« Schwefelfell lehnte sich an Lungs Zacken und machte die Augen zu. »Wenn du so verrückt auf diese Flatterdinger bist, dann fang dir doch eine.«
    »Eine fangen?« Ben guckte sich ungläubig zu ihr um. »Wie denn?«
    »Ist ganz einfach«, murmelte Schwefelfell. »Du mischst ein bisschen Milch, zwei Löffel Honig und frische Rosenblätter in einer Schale, dann stellst du das Ganze in einer warmen Vollmondnacht nach draußen.«
    Ben guckte immer noch ziemlich ungläubig. »Und dann?«, fragte er und gähnte. Lungs Flügel rauschten in der Dunkelheit.
    »Dann«, antwortete Schwefelfell leise, »dann kommt garantiert schon bald so ein dummes Ding angeflattert um seine Zunge in deine honigsüße, rosenduftende Milch zu tauchen. Schwups, ein Spinnennetz drüber - schon hast du sie.«
    »Ein Spinnennetz?« Ben schüttelte ärgerlich den Kopf. »Woher soll ich denn ein Spinnennetz kriegen?«
    »Tja, das ist dein Problem«, murmelte Schwefelfell. »Ich hab dir gesagt, wie du eine Elfe fängst. Tun musst du es schon selber.«
    Ben lehnte sich auch zurück. »Ach, ich will sowieso keine fangen«, murmelte er. »Vom Fangen halte ich nichts. Du etwa?«
    Aber Schwefelfell schlief schon. Auch Fliegenbein schnarchte auf Bens Schoß leise vor sich hin. Auf seiner Nase glitzerte Elfenstaub.
    »Lung!«, rief Ben leise. »Bist du wirklich nicht müde?« »Kein bisschen«, rief der Drache zurück. »Wer weiß, vielleicht macht Elfenstaub Drachen wach.«
    »Na, Menschen nicht«, murmelte Ben. Und schon schlief auch er.
    Nur Lung flog unbeirrt weiter durch die Nacht. Immer der Straße nach, die ihn zu dem blauen Dschinn führen sollte.

   DIE SCHLUCHT DES DSCHINNS
     
     
    Ben wurde wach, als Lung landete. Erschrocken sah er sich um. Der Himmel war hell. Milchiger Morgendunst lag über den Bergen. Die Straße brach hinter einer scharfen Kurve ab und vor ihnen fielen die Felsen so steil in die Tiefe, als wäre die Welt entzweigebrochen. Keine Brücke führte auf die andere Seite der Schlucht.
    Das muss sie sein, dachte Ben. Die Schlucht des blauen Dschinns. Lung stand am Abgrund und blickte hinunter. Ein Rauschen drang aus der Tiefe herauf.
    Ben drehte sich um. Schwefelfell schnarchte immer noch friedlich vor sich hin. Vorsichtig nahm Ben den schlafenden Fliegenbein auf den Arm und kletterte mit ihm von Lungs Rücken.
    »Hast du deinen Elfenrausch ausgeschlafen?«, fragte der Drache, als Ben neben ihm stand, und stieß ihn spöttisch mit der Schnauze an. »Sieh dir das an. Ich glaube, wir haben den Wohnsitz des Dschinns gefunden.« Ben blickte vorsichtig hinunter in die Schlucht. Sie war nicht sehr breit, kaum doppelt so breit wie die Straße, der sie gefolgt waren. Erst senkten sich die Felsen kahl in die Tiefe, aber schon wenige Meter weiter unten wucherte dichtes Gestrüpp. Blüten verdeckten den Stein und vom Grund der Schlucht reckten sich riesige Palmen dem Licht entgegen. Es war dunkel dort unten. Das Rauschen drang jetzt ganz deutlich an Bens Ohren. Es musste von dem Fluss kommen, von dem der Professor ihnen berichtet hatte. Aber Ben hörte noch andere Geräusche. Tierstimmen klangen herauf, heisere Schreie fremder Vögel.
    »He, warum habt ihr mich nicht geweckt?«, rief Schwefelfell ärgerlich von Lungs Rücken herab.
    Fliegenbein, der immer noch auf Bens Arm schlief, schreckte auf und sah sich verdutzt um.
    »Du kannst gleich oben bleiben, Schwefelfell«, sagte Lung und streckte den Hals hinunter in die Schlucht. »Wir fliegen hinunter. Aber es wird nicht leicht sein, in dem Dickicht zu

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