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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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fragte Mukarrib. »Müssen wir jetzt ärgerlich werden?« Drei weitere Elfen kamen herbeigeflattert und ließen sich kichernd auf Bens Schultern nieder.
    »Nein, ganz bestimmt nicht!«, stotterte Ben. »Sie findet nur, dass ihr hübsche Flügel habt.«
    Die Staubelfen kicherten geschmeichelt und eine ließ sich auf Bens Hand nieder. Staunend hob Ben das kleine Geschöpf hoch, um es ganz aus der Nähe zu betrachten. Es wog nicht mehr als eine Feder, aber als der Junge vorsichtig die Hand hob, um seine schillernden Flügel zu berühren, schwirrten alle Elfen davon.
    Lung wandte ihnen den Kopf zu. »Was sollen wir tun, Schwefelfell?«, fragte er. Überall auf seinen Zacken turnten die kleinen Geschöpfe herum.
    »Du könntest sie mit ein bisschen Drachenfeuer verscheuchen«, zischte Schwefelfell. »Keine Ahnung, was sie dann anstellen, aber wir müssen weiter.«
    Der Drache nickte. Da schob Fliegenbein plötzlich den Arm aus Bens Jacke und kniff ihn in die Hand.
    »Autsch!«, rief der Junge und guckte überrascht auf den Homunkulus herunter.
    »Junger Herr!«, flüsterte Fliegenbein. »Junger Herr, ich weiß, wie wir sie loswerden. Hebt mich hoch!«
    Zum Glück waren die Elfen gerade damit beschäftigt, Lungs Schwanz hinunterzukullern. Mukarrib und Bilqis schlugen Purzelbäume in der Luft und die drei, die eben noch auf Bens Schulter gehockt hatten, tanzten Ringelreihen über Schwefelfells Kopf. Ben zog Fliegenbein aus der Jacke und setzte ihn auf seine Schulter.
    »Wünscht mir Glück«, flüsterte der Homunkulus. »Ich hoffe, sie sind genauso wie die Bergelfen, die ich kenne.« Dann räusperte er sich, legte die Hände an den Mund und rief, so laut er konnte: »Auf, aalglatte alberne Anderländer! Bis bald, bunte Blätterschläfer! Davon, dünne, dreiste Dinger! Entfernt euch, eitle, emsige Elfen!«
    Die Wirkung war erstaunlich. Wie ein Schwarm wild gewordener Hummeln schwirrten die Elfen durcheinander, erhoben sich wie eine glitzernde Wolke in die Luft und schimpften mit ihren zirpenden Stimmen wüst durcheinander.
    »Das Schild!«, rief Schwefelfell. »Ich seh das Schild!«
    Aber kaum hatte sie das gesagt, da stoben die Elfen auch schon wieder auseinander und schwirrten mit wütendem Gekreisch auf den Drachen zu. Sie schüttelten ihr grünes Haar und silbriger Staub rieselte auf Ben und Schwefelfell herab. Lung musste so sehr niesen, dass blaue Funken aus seiner Nase stoben.
    »Du hast den Bann gebrochen, Pelzgesicht!«, schrie Fliegenbein. »Sie streuen Schlafstaub. Schnell, reimt! F, wir waren bei F.«
    »F!«, stammelte Ben, während die Elfen ihm den Silberstaub in die Nase bliesen und wie wild an seinen Haaren zerrten.
    Lung nieste schon wieder.
    »Fliegt fort, fliegengleiche Flatterlinge!«, schrie Ben, noch gerade rechtzeitig, denn zwei Elfen hatten Fliegenbein an den Armen gepackt und wollten ihn fortschleppen. Schimpfend ließen sie ihn los und er plumpste kopfüber in Bens Schoß.
    »Geht!«, kreischte der Homunkulus und schüttelte wütend die kleinen Fäuste. »Geht, grässliche, gackernde - gackernde ...«
    »Goldfinger!«, schrie Schwefelfell und klopfte sich den Schlafstaub aus dem Fell. »Gräßliche, gackernde Goldfinger. Hirnrissige, hohlköpfige, halskrausige Hörnlinge!«
    Wieder schwirrten die Elfen wild durcheinander. Dann sammelten sie sich mit wütendem Gesumm noch einmal über dem Wegweiser - und wirbelten davon, auf die dunklen Berghänge zu. Eine Weile war ihr Glitzern noch in der Nacht zu sehen, dann war auch das verschwunden. Kein Gekicher war mehr zu hören, kein Flügelschwirren, kein zwitscherndes Stimmchen. Nur das Rauschen des Meeres erfüllte die Nacht, das Zirpen der Zikaden - und das ferne Brummen eines Lasters auf der Küstenstraße.
    »Ein Auto. Da kommt ein Auto!«, rief Schwefelfell und knuffte Ben in den Rücken. »Schnell. Was ist mit dem Schild?«
    Ben verglich die Schriftzeichen. »Ja!«, rief er. »Es ist die richtige Straße!«
    »Achtung, festhalten!«, rief Lung, schlug mit den Flügeln und stieß sich von der Erde ab. Der Wagen kam näher, aber als sein Licht auf den Wegweiser fiel, war der Drache schon zwischen den Bergen verschwunden.
    »Alles in Ordnung?«, rief Schwefelfell ihm besorgt zu. »Wie viel Staub hast du abbekommen?«
    »Ich glaube, ich habe alles ausgeniest!«, rief Lung zurück. »Ich bin kein bisschen müde. Wie ist es mit euch?«
    Schwefelfell gähnte zur Antwort. »He, Fliegenbein!« Sie lugte über Bens Schulter auf den Homunkulus herab, der sich

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