Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen
zog den Kopf aus ihrer Umarmung. »Ich gehe. Du nicht, Danielle!«
»Gut«, antwortete sie. »Ich werde nicht in die Burg gehen. Was ich von draußen tun kann, werde ich tun. Vater…?«
Giles füllte seinen Becher von neuem und trank nachdenklich.
»Meine Männer und ich sind nutzlos, wenn wir nicht auch hineinkommen können«, sagte er. »Wenn es einen Weg gäbe, das Tor für uns zu öffnen …«
»Wenn die Burg gestürmt werden soll«, sagte Brian, »kann ich anschließend Mylady und mich selbst in ihrer Kemenate verbarrikadieren. Sir James könnte, anstatt sie fortzutragen, irgendwo innerhalb der Mauern landen und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, derweilen der Wolf hinunterschlüpfen, die Wachen töten und das Tor öffnen kann.«
Er wandte sich an Aragh.
»Innen, an der rechten Seite des Tors, ist eine Seilwinde«, sagte er, »mit der ein Mann den Balken heben kann. Mit Euren Zähnen in diesem Seil sollte er sich leicht heben lassen. Wenn Ihr Euch dann mit Eurem ganzen Gewicht auf den rechten Torflügel werft – wohlgemerkt, Meister Wolf, den rechten Flügel, nicht den linken –, solltet Ihr fähig sein, ihn so weit aufzudrücken, daß die Bogenschützen hereinkommen können.«
»Ganz gut so weit«, sagte Giles. »Aber das Tor wird höchstens einen Augenblick lang offenstehen, meine ich, selbst wenn ein Dutzend Männer auf einmal nötig sind, um den Wolf niederzumachen. Und wir alle zusammen werden, selbst wenn wir aus allen Kräften rennen, mehr als ein oder zwei Augenblicke brauchen, um das offene Gelände zu überqueren, das, soweit ich mich erinnere, vor Burg Malvern liegt. Denn wir müssen auf jeden Fall aus der nächstmöglichen Deckung kommen. Sie werden sicher Späher auf den Zinnen haben, damit niemand ungesehen zu nahe herankriechen kann.«
»Warum erschießt Ihr nicht zuerst die Späher?« schlug Dafydd vor.
Der Waliser war so schweigsam gewesen, daß Jim seine Anwesenheit beinahe vergessen hatte. Jetzt blickten ihn alle erstaunt an.
»Wie denn, Meister Dafydd?« fragte Giles spöttisch. »Wenn nur Kopf und Schultern über der Mauer zu sehen sind, und aus einer Entfernung von beinahe einer halben Meile? Ihr kennt eindeutig die Burg Malvern und das umliegende Gebiet nicht.«
»Ich schaffe es«, sagte Dafydd.
Giles starrte den jungen Mann lange an. Allmählich beugte er sich vor und spähte forschend in Dafydds ruhiges Gesicht.
»Bei den Aposteln«, sagte er leise. »Ich glaube wirklich, Ihr meint, was Ihr sagt!«
»Ich weiß, daß ich das schaffen kann«, sagte Dafydd. »Sonst würde ich es nicht vorschlagen.«
»Wenn Ihr das fertigbringt…«, sagte Giles und hielt inne.
»Wenn Ihr das fertigbringt… braucht Ihr mir keinen anderen Beweis für den Bogen und die Männer aus Wales mehr liefern. Ich kenne keinen lebenden Mann und kann mich auch an keinen Bogenschützen erinnern, der fähig gewesen wäre, einen solchen Schuß zu tun und die Wachen zu töten. Es werden mindestens drei, vielleicht auch vier von ihnen auf der vorderen Mauer sein, wenn dieser Sir Hugh ein Soldat ist; und Ihr werdet sie alle beinahe gleichzeitig töten müssen, oder der letzte, der fällt, wird Alarm schlagen.«
»Seht Ihr, ich habe gesagt, was ich schaffen kann«, sagte Dafydd. »Reden wir jetzt von etwas anderem.«
Giles nickte.
»Die Sache scheint wenigstens möglich«, stimmte er zu. Dann wandte er sich an Brian. »Es gibt noch ein paar kleinere Einzelheiten, die uns für den Rest des heutigen Tages und Abends beschäftigen werden. Abend- oder Morgendämmerung wären die günstigste Zeit für einen Überraschungsangriff; vorzugsweise ein Angriff im Morgengrauen, weil wir dann so viele Stunden Tageslicht vor uns haben, wie wir wollen. Also können wir uns mit den Einzelheiten Zeit lassen. Inzwischen sollten wir uns über die Bezahlung für meine Männer und mich einigen. Sir Hughs Männer werden einiges an Waffen und Rüstungen haben, das sollten wir bekommen. Darüber hinaus ist es nur gerecht, daß die Burg Malvern für sich Lösegeld bezahlen sollte – sagen wir hundert Mark in Silber.«
»Wenn Mylady Euch zu belohnen wünscht, nachdem sie und die Ihren frei sind«, sagte Brian, »so ist das ihre Sache. Ich aber habe keine Vollmacht und kein Recht, etwas zu versprechen, was den de Chaneys gehört.«
»Es wird keine de Chaneys mehr geben, wenn Sir Orrin wirklich tot bei den Heiden liegt und die Dame Geronde nicht gerettet wird – dafür braucht Ihr aber unsere Hilfe!«
»Tut mir leid«, sagte
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