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Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Titel: Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Wange zerschneiden würde, dann drei Tage später die linke, ihr drei Tage danach die Nase abschneiden und dann ein Auge nach dem anderen ausstechen würde, bis sie nachgäbe. Sie hatte ihm getrotzt und würde jetzt für den Rest ihres Lebens die Narbe auf der Wange tragen. Sie war eine zierliche, ziemlich ätherisch aussehende Jungfrau mit aschblondem Haar und detaillierten Plänen, Sir Hugh auf kleinem Feuer zu schmoren, sobald sie seiner habhaft werden konnte.
    Brian brachte Wein, setzte sich zu Jim und trank mit ihm, erzählte seine schlechten Witze und endlosen Geschichten, von denen einige anscheinend sogar wahr – laut Aragh und Smrgol –, die aber alle unglaublich waren.
    Schankwirt Dick schickte seinen letzten Schinken, um Jims Appetit anzuregen.
    Tatsächlich merkte Jim zum erstenmal, seitdem er in dem Drachenkörper steckte, daß er keinen Appetit hatte. Der Wein rann ihm angenehm durch die Kehle, aber selbst der lockte ihn nicht, höchstens in für einen Drachen sehr geringen Mengen. Trotzdem genas er. Er ging dazu über, draußen in der Sonne zu sitzen, und das klare, helle Licht des Frühherbstes wärmte seinen Körper, wenn es auch nicht die innerliche Kälte erreichte, die sich in ihm festgesetzt hatte. Die Wahrheit war, daß ihm der Tod, in Gestalt von Sir Hughs Lanze, zu nahe gekommen war. Der abgebrochene Speer war zwar aus seinem Körper entfernt worden und der Schmerz größtenteils verschwunden, aber es gab immer noch ein tiefes, allgemeines, inneres Unbehagen, das ihn nie verließ, und eine seelisch-geistige Niedergeschlagenheit förderte. Die Dinge hatten ihre Farbe verloren, die Leute um ihn herum ihre Einzigartigkeit und ihren Wert. Selbst der Gedanke an Angie verlor an Bedeutung. Sein Geist enthielt nur einen übermächtigen Gedanken: Nie wieder würde er kopfüber einen gepanzerten Ritter angreifen. Mehr noch, er würde überhaupt nichts und niemanden mehr angreifen, es sei denn, es wäre ganz einfach und gefahrlos. Wichtig war nur, zu überleben; es zählte nicht, wie man es schaffte, zu überleben, nur daß man es tat…
    Vielleicht, der Gedanke kam ihm erst viel später, vielleicht hätten die anderen die Veränderung in ihm wahrnehmen können und sich bemüht, sie rückgängig zu machen, wenn sie ihn nicht, gerade zu dieser Zeit, sobald es ihm gut genug ging, in ihre Diskussionen über das weitere Vorgehen einbezogen hätten.
    »…Die Entscheidung«, sagte Brian schließlich entschlossen, »muß bei Euch liegen, Sir James. – Geronde, er hat uns seine Unterstützung gegeben, um Euch aus Sir Hughs Händen zu befreien, und deshalb bin ich in seiner Schuld. Wenn er zuerst ausziehen will, um seine Dame zu retten – Gott, wie kann ich dagegen sein, nachdem er mir geholfen hat, die meine wiederzugewinnen –, muß ich mit ihm gehen. Ihr wißt das doch, Mylady.«
    »Aber natürlich«, sagte Geronde schnell.
    Sie saßen alle – außer Smrgol, der in eigener Sache zur Drachenhöhle zurückgeflogen war – nach dem Abendessen am hohen Tisch des Burgsaales, und Jim stillte gerade seinen Weindurst, der wieder sehr gewachsen war. Geronde saß, von Jim aus gesehen, an Brians anderer Seite, und sie beugte sich nun an dem Ritter vorbei, um dem Drachen direkt in die Augen zu sehen.
    »Ich stehe ebenso in Sir James' Schuld wie Ihr, Brian«, sagte sie, »und bin wie Ihr dazu verpflichtet, seine Entscheidung zu respektieren. Aber, Sir James, ich möchte nur, daß Ihr einmal überlegt, welche Vorteile es hätte, gerade jetzt gegen Sir Hugh de Bois zu ziehen.«
    »Vorteile für Euch vielleicht«, brummte Aragh sie an. Der Wolf fühlte sich innerhalb eines Gebäudes niemals sehr wohl, und das machte seine Laune noch schlechter als gewöhnlich. »Ich habe keine Verwendung für eine Burg. Und du solltest auch keine haben, Gorbash!«
    »Aber Ihr wünscht ebenso wie wir, daß es mit Sir Hugh aus ist«, sagte Geronde zu ihm. »Ihr solltet ihn also jetzt auch verfolgen wollen, genau wie wir.«
    »Ich werde ihn töten, wenn ich ihn finde; aber ich werde ihn nicht jagen. Ich jage nach Nahrung – nicht, wie ihr Menschen, nach allem, was kalt oder warm, naß oder trocken ist, und wonach es euch gelüstet«, knurrte Aragh. »Und Gorbash ist wie ich, nicht wie ihr.«
    »Gorbash mag wohl so sein wie Ihr«, gab Geronde zurück. »Sir James ist es nicht. Und eines Tages wird Sir James wieder in seinem eigenen Körper sein. Wenn dieser Tag kommt, könnte er vielleicht eine Burg gut gebrauchen. Nach dem Gesetz kann

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