Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen
ziehen.«
»Aragh hat Euch Angst eingejagt, das ist alles«, sagte Danielle.
»Ich habe keine Angst. Aber ich bin ebensowenig wie der Wolf ein Ritter, der Burgen besitzen oder einnehmen sollte.«
»Ich werde einen Ritter aus Euch machen«, sagte Danielle. »Wird es Eure Zweifel beseitigen, wenn ich Euch zum Ritter schlage?«
»Schäm dich, Danielle!« sagte Giles. Sein Gesicht hatte sich verdüstert. »Mit dem Rittertum treibt man keine Scherze.«
Dafydd stand auf.
»Ihr treibt Euren Spott mit mir«, sagte er. »Aber da Ihr bei dem Unternehmen mitmachen wollt, werde ich es auch tun, denn ich liebe Euch. Jetzt aber werde ich hinaus in die reine Luft und in die reinen Wälder gehen, allein.«
Auch er verließ den Saal.
»Nun, nun«, sagte Brian fröhlich. »Jetzt ist aber Schluß mit den üblen Prophezeiungen! Füllt Eure Becher! Wir sind uns einig. Auf den baldigen Sieg über Sir Hugh und seine Burg!«
»Und auf Sir Hugh selbst, der dem Feuer einen Tag näher ist«, sagte Geronde.
Sie tranken.
Sie brachen am nächsten Morgen früh auf, ohne Aragh, aber dafür waren Giles' Geächtete mit vierzig Mann verstärkt worden, die man von der Burg Malvern und anderen Besitztümern der de Chaneys abgezogen hatte. Geronde selbst war äußerst begierig gewesen mitzukommen; aber ihr Pflichtgefühl gegenüber der Burg und den Ländereien ihres Vaters vermochte sogar ihren Rachedurst zu übertreffen. Also hatte sie sich einverstanden erklärt zurückzubleiben. Sie sahen sie auf der Burgmauer stehen und ihnen nachblicken, bis die Bäume des Waldes ihnen die Sicht nahmen.
Am Morgen war es ebenso bedeckt wie an dem Tag, an dem sie die Burg Malvern von Sir Hugh zurückgewonnen hatten. An diesem Tag jedoch lichteten sich die Wolken nicht. Statt dessen verdichteten sie sich, und bald setzte ein leichter, stetiger Nieselregen ein.
Der Weg führte abwechselnd durch Wald und offenes Land, aber als der Morgen fortschritt, nahmen die Bäume Überhand, der Boden wurde tiefliegend und feucht. Sie kamen in ein Gebiet mit vielen kleinen Seen und Mooren, und die Wagenspur, der sie folgten, wurde bald schlammig und schlüpfrig. Der Zug zerstreute sich, teilte sich in Gruppen und zog sich eine halbe Meile weit auseinander.
Aber der graue Tag beeinflußte mehr als nur die Art zu reisen. Die dumpfe Feuchtigkeit der Atmosphäre schien auch eine trübsinnige Laune zu erzeugen. Diejenigen, die, wie die Geächteten und die vierzig Mann von den Ländereien Malverns zu Fuß waren, stapften mit auf das seichte Wasser gesenkten Köpfen einher, die Bogensehnen umwickelt, die Waffen eingehüllt. Die sonst üblichen rauhen Scherze und freundschaftlichen Beleidigungen unter den Geächteten waren verschwunden. Wenn sie redeten, dann drückten sie mißmutig ihre Unzufriedenheit mit dem Wetter aus, mit dem Weg und den wahrscheinlichen Kosten – an Menschenleben und Verwundungen – bei dem Kampf um die Burg, die sie überfallen wollten. Alte Streitigkeiten zwischen einzelnen wurden wieder ausgegraben, und die Stimmung wurde gereizt.
Selbst die Leiter der Expedition schienen von dem allgemeinen Stimmungswechsel angesteckt. Giles war grimmig, Danielle scharfzüngig und Dafydd überhaupt nicht ansprechbar. Es war, als habe die ganze Gesellschaft irgendwie das Gefühl, daß etwas nicht stimmte.
Jim flüchtete sich schließlich an die Spitze der Kolonne, wo sich die einzige Ausnahme von der allgemeinen Mißstimmung befand: Brian auf Blanchard war unverändert. Der Ritter hatte eine fröhliche, spartanische, unnachgiebige Art. In seiner persönlichen Welt waren seit langem alle wesentlichen Fragen und Unsicherheiten beigelegt. Mochte die Sonne scheinen, mochte Schnee fallen, Wein fließen oder Blut vergossen werden – all das waren nur oberflächliche Abwandlungen, die man gewöhnlich als unbedeutend ignorierte. Brian vermittelte den Eindruck, als würde er noch auf der Folterbank mit seinen Peinigern scherzen.
Jim erzählte ihm, wie sich die anderen, besonders die Führer, verhielten.
»Das sollte Euch nicht beunruhigen«, sagte Brian.
»Aber es ist doch wichtig, daß alle weiterhin zusammenarbeiten, nicht wahr? Was wäre zum Beispiel, wenn Giles sich plötzlich entschließen würde, mit seiner ganzen Bande auszusteigen? Dann hätten wir nur noch die vierzig Mann von Malvern, und von denen sieht die Hälfte so aus, als hätte sie von Kämpfen nicht die geringste Ahnung.«
»Ich glaube nicht, daß Giles das tun würde«, sagte der Ritter.
»Er weiß,
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