Drachenritter 02 - Der Drachenritter
ihm im Moment unlösbar.
»Drache«, bellte Carolinus ihn an. Jim stellte sich das Wort vor.
Augenblicklich wurde es von einer anderen Liste ersetzt. Jim erkannte die Worte ›groß‹, ›britisch‹ und ›wild‹…
»Pfeil«, kommandierte Carolinus.
Jim bemühte sich zu gehorchen. Nach einer Weile bekam er eine gerade Linie mit der sprichwörtlich stumpfen Spitze eines Pfeils am rechten Ende der Linie zustande, die er vor Augen hatte. Das Bild an der Innenseite seiner Stirn sah nun folgendermaßen aus:
ENTSTALTEN DRACHE -›
»Ich hab's«, sagte Jim, der allmählich den ersten Anflug von Stolz über seine Errungenschaften verspürte. »Soweit wäre ich. ›ENTSTALTEN – DRACHE – PFEIL …‹«
»Ich!« sagte Carolinus.
»Ich«, echote Jim und rief das Wort unmittelbar hinter der Pfeilspitze an seiner Stirntafel auf. Es flammte kurz an der Innenseite von Jims Stirn auf.
ENTSTALTEN DRACHE -› ICH
Unvermittelt wurde ihm sehr kalt. Er vergaß die Tafel, und als er sich wieder auf seine äußere Umgebung und sich selbst konzentrierte, stellte er fest, daß er splitternackt auf Carolinus Kiesweg stand.
»Also, das hätten wir«, sagte Carolinus und machte Anstalten, sich abermals abzuwenden.
»So wartet doch!« rief Jim. »Was ist mit meinen Kleidern? Und mit meiner Rüstung? Alles kaputt!«
Als Carolinus sich langsam umdrehte, war sein Gesichtsausdruck alles andere als liebenswürdig. Jim rannte zu Gorp, nahm den Schwertgürtel vom Sattelknauf und trug ihn zusammen mit den gebündelten Waffen und den Überresten seiner Kleidung und der Rüstung zu Carolinus. Es war ein wirklich kühler Märztag. Eigentlich konnte man ihn mit Fug und Recht kalt nennen. Die Kieselsteine drückten sich schmerzhaft in seine Fußsohlen. Ungeachtet dieser Unbilden ließ er das Bündel vor Carolinus auf den Boden plumpsen, löste den Schwertgürtel und breitete die Überreste seiner persönlichen Habseligkeiten aus.
»Ich verstehe«, meinte Carolinus nachdenklich und strich sich den Bart.
»Das hatte ich an, als ich mich in einen Drachen verwandelt habe«, sagte Jim. »Dabei ist mir natürlich alles vom Leib geplatzt.«
»Ja. So, so«, meinte Carolinus, sich unverwandt den Bart streichend. »Interessant.«
»Nun?« fragte Jim. »Werdet Ihr mir sagen, wie ich all diese Sachen mittels Magie wieder in den Ausgangszustand zurückversetzen kann?«
»Wie Ihr sie heil machen könnt, wolltet Ihr wohl sagen?« Carolinus buschige Brauen hatten sich abermals zu einer ununterbrochenen Linie vereinigt.
»Das hatte ich im Sinn. Ja«, sagte Jim.
»Das läßt sich natürlich machen«, meinte Carolinus bedächtig, »doch solltet Ihr zuvor die Anfangsgründe etwas besser kennenlernen, James. Aber vielleicht – ich glaube, ja.«
»Was heißt das, ja?« fragte Jim.
»Mir scheint, es ist an der Zeit für Eure erste Lektion«, sagte Carolinus und hob nachdenklich den Blick gen Himmel, dann richtete er ihn wieder auf Jim. »Ich werde Euch jetzt einiges von dem erklären, was hinter den Elementen der Magie verborgen liegt. Paßt auf.«
Jim schauderte. Es war nicht nur kühl oder kalt, es war geradezu eisig. Er hatte eine Gänsehaut. Andererseits kannte er Carolinus mittlerweile gut genug, um zu wissen, daß dieser sich soweit auf die Unternehmung eingelassen hatte, um sich weder frustrieren, ablenken noch anderweitig davon abbringen zu lassen. Er versuchte, seine Gänsehaut zu ignorieren, und hörte aufmerksam zu.
»Stellt Euch vor«, sagte Carolinus, »wie es am Anfang gewesen sein muß. Damals, als der Mensch ein Steinzeitwilder war und noch früher, war alles Magie. Wenn Ihr mit Eurem Stamm beispielsweise über einen gefährlichen Bären hergefallen seid, bis er umfiel und sich nicht mehr rührte, dann hattet Ihr den Sieg der Magie zu verdanken. Und nicht den Stöcken. Es bestand eine Verbindung zwischen dem Erschlagen mit Stöcken und dem Leben, das dem Wesen entwich, das für Euch einmal eine Bedrohung dargestellt hatte. So fing es jedenfalls an.«
Carolinus räusperte sich. Er sprach zu Jim, aber ebenso zu der kleinen Lichtung, die Klingelndes Wasser genannt wurde, und zum Himmel. Eigentlich sprach er zur ganzen Welt.
»Ihr müßt Euch vorstellen, James«, fuhr er fort, »daß damals alles auf magische Weise geschah. Regen ist Magie, der Blitz ist Magie, der Donner ist Magie; überall umgibt Euch Magie. In allem, was Tiere und Menschen tun, ist Magie. Wenn es schon nicht unmittelbar Magie ist, dann wird es
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