Drachenritter 02 - Der Drachenritter
drei Bogenschützen. Da die Bogenschützen keine Pferde besaßen, hatten sie die ganze Zeit über abseits gestanden und den Manövern zugeschaut, wobei sie sich offenbar ein wenig ausgeschlossen fühlten – wenngleich ihr Interesse an den Vorgängen stärker war als ihr Unbehagen.
Diese Teilung mußte überwunden werden, und deshalb erklärte Jim, es sei höchste Zeit, zusätzliche Pferde zu beschaffen, nicht nur für die drei Bogenschützen, sondern auch für den Prinzen. Bei den Pferden der Bogenschützen brauchte man nicht wählerisch zu sein. Unglücklicherweise würde der Prinz ein besseres Pferd haben wollen – kurz gesagt, das Pferd eines Ritters. Jim kam zu dem Schluß, die einzige Möglichkeit, sich diese Pferd zu beschaffen, bestünde darin, hinter die französischen Linien zu schleichen und sie den Franzosen zu stehlen. Sir Raoul würde ihnen den Weg zeigen.
Jim ritt zu seinen Bewaffneten hinüber. Mit einem Anflug von Ärger bemerkte er, daß Theoluf noch immer bei ihnen war.
Jim winkte Theoluf beiseite.
»Theoluf!« sagte er leise. »Ihr seid jetzt mein Knappe. Ihr solltet dort drüben bei uns Anführern sein.«
»Ich danke Euch, Mylord«, erwiderte Theoluf. »Ich gebe zu, es ist nicht recht, daß ich mich mit Tieferstehenden abgebe. Aber es ist nicht so einfach, die Berittenen dazu zu bringen, daß sie die Bogenschützen als ihresgleichen ansehen, auf die sie gerne hinunterschauen. Darum wollte ich mich gerade kümmern.«
»Schon recht«, sagte Jim, »aber nehmt ab sofort an unserem Kriegsrat teil, damit Ihr wißt, was vorgeht. Wenn Ihr bei den Berittenen bleibt, erfahrt Ihr nur das, was an Befehlen zu ihnen durchdringt. Eurem Rang nach steht Euch mehr zu.«
»Ich gebe meinen Fehler zu, Mylord«, sagte Theoluf. »Von jetzt an werde ich mich an Eurer Seite halten.«
»Schon gut«, sagte Jim. »Und jetzt möchte ich, daß mir die Berittenen einmal zuhören.«
Theoluf wandte sein Pferd zu den Berittenen herum.
»Hört mal her!« brüllte er. »Lord James hat Euch etwas zu sagen!«
Jim und Theoluf ritten zu der Gruppe hinüber. Jim blickte auf die Gesichter der Männer hinunter. Brian hatte ausschließlich Veteranen mitgebracht. Die Gesichter, die zu Jim hochschauten, waren dementsprechend harte, erfahrene Gesichter, die keinerlei Gefühlsregung preisgaben.
»Männer!« sagte Jim mit erhobener Stimme. »Die Dinge sind soweit gediehen, daß wir Pferde für Prinz Edward und die neuen Bogenschützen herbeischaffen müssen. Wer von Euch hat Erfahrung im Pferdestehlen?«
Auf Seiten der versammelten Berittenen herrschte Totenstille. Niemand sagte etwas.
Jim wartete einen Moment, bis klar war, daß niemand das Wort ergreifen würde. Abermals hob er die Stimme.
»Kennt einer von Euch vielleicht Pferdediebe? Oder hat jemand gehört, wie sie dabei vorgehen?« fragte er.
Abermals erntete er pokergesichtiges Schweigen. So hatte es wohl keinen Zweck. Er wandte sich an Theoluf.
»Kommt mir nach, sobald Ihr könnt«, meinte er leise zu seinem neuen Knappen. Daraufhin ritt er zu der Gruppe der Edelleute zurück.
Als er zu ihnen gelangte, war er in Gedanken mit dem Problem beschäftigt, das soeben aufgetaucht war. Er hatte geglaubt, daß mindestens einer der erfahrenen Soldaten Ahnung hätte, wie sie sich unter den gegebenen Umständen Pferde verschaffen könnten. Offenbar war dem aber nicht so.
Die Frage war nun, wie es weitergehen sollte. Sir Raoul würde sie zu den hinteren Linien der Franzosen führen, und sobald es dunkel wurde, konnten sie zu Werke gehen. Allerdings hatte er nicht den leisesten Schimmer, wie er sich die benötigten Pferde verschaffen sollte. Außerdem war er sich ziemlich sicher, daß auch keiner der Edelleute weiterwissen würde.
Als Brian ihn am Ellbogen zupfte, schreckte er aus seinen Gedanken auf. Er sah zu ihm auf, und Brian fing seinen Blick und neigte ein wenig den Kopf. Sie ritten ein Stück weit weg, bis sie außer Hörweite beider Gruppen waren.
»Ich habe Euch gehört«, sagte Brian. Er schüttelte den Kopf. »James, James! Manchmal halte ich Euch für den klügsten Mann auf Erden, für klüger noch als Carolinus. Dann wieder scheint Ihr so wenig über die einfachsten Dinge des Lebens zu wissen, als kämt Ihr aus der Tiefe des Meeres oder von der anderen Seite der Welt.«
»Ich verstehe nicht, was Ihr meint.« Jim blickte ihn verständnislos an.
»Nun«, sagte Brian, »Ihr habt die Männer in aller Öffentlichkeit gefragt, ob sie Pferdediebe seien. Wie konntet Ihr
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