Drachenritter 02 - Der Drachenritter
auf«, sagte sie, mehr nicht.
»Das werde ich, keine Sorge!« antwortete Jim grimmig.
Er kletterte mühsam in den Sattel seines Pferdes Gorp und setzte sich an die Spitze seiner armseligen, hastig formierten Streitmacht aus sechzehn Bewaffneten. Theoluf hielt sich unmittelbar hinter Jims linkem Ellbogen. Sie schlugen den Weg zur Burg Smythe ein, Jim ritt in leichtem Galopp voran.
»Mylord«, rief Theoluf an seinem linken Ohr, »wir müssen die Pferde schonen!«
»Ihr habt recht.« Jim zügelte Gorp widerwillig bis zum Trab. Er hatte gehofft, Sir Brian einholen zu können und so zu erfahren, was bei der Burg Smythe vor sich ging; die Vernunft sagte ihm aber, daß er davon Abstand nehmen mußte. Brian würde mit seinem Begleiter ein hohes Tempo vorlegen, um seinen Leuten beizustehen, wer auch immer die Angreifer sein mochten.
Jim und seine Krieger hätten die beiden nur dann einholen können, wenn sie die Pferde bis zum äußersten beanspruchten; und das war nicht ratsam, wie Theoluf soeben angemerkt hatte. Jim hätte von Brians Bewaffnetem gern mehr über die Angreifer und die Situation vor Brians Burg erfahren, aber das war unmöglich. Jim und seine Männer taten besser daran, ihre Kräfte zu schonen.
Eigentlich lag die Burg Smythe gar nicht weit entfernt, etwa anderthalb Stunden, wenn man langsam ritt. Jim zog die Zügel noch weiter an, bis Gorp nur noch im Schritt ging. Wenn sie dort eintrafen, wäre es unsinnig gewesen, sich ins Getümmel zu stürzen, bevor sie die Lage überblickten und mit Sir Brian geredet hatten. Womöglich wären ihnen die Angreifer um das Zehn- oder Zwanzigfache überlegen, obgleich das unwahrscheinlich schien; eine so große Streitmacht wäre von den Nachbarn bemerkt worden, und man hätte ihnen Bescheid gegeben.
Jim und seine Bewaffneten zottelten nun im Schritttempo dahin. Jim bedeutete Theoluf, zu ihm aufzuschließen.
»Was meint Ihr?« fragte er Theoluf. »Wer könnte die Burg Smythe wohl angreifen? Das ist nicht unbedingt das reichste Lehen in dieser Gegend.«
»Aber dafür läßt es sich von einem Fremden vielleicht am leichtesten erobern«, bemerkte Theoluf.
»Ich verstehe«, antwortete Jim, auf einmal nachdenklich geworden. »In diesem Fall werden die Angreifer wahrscheinlich nicht allzu zahlreich sein. Bestimmt sind sie nicht aus dieser Gegend. Sir Brian steht mit jedermann auf freundschaftlichem Fuß; außerdem verbietet uns das Gesetz, gegeneinander zu kämpfen.«
»Ein Gesetz ist halt nur ein Gesetz«, meinte Theoluf skeptisch. »Trotzdem glaube ich, daß Ihr recht habt, Euer Lordschaft. Nachbarn sind es wohl nicht. In dieser Gegend gibt es auch keine Banden, die stark genug wären, eine solche Unternehmung zu wagen; und die Grenze liegt zu weit weg, als daß es Schotten sein könnten. Möglicherweise sind die Angreifer irgendwo mit dem Schiff gelandet und beabsichtigen nun, rasch Beute zu machen und wieder zu verschwinden, bevor sich dieser Teil von England gegen sie erhebt.«
Jim nickte. Das kam der Wahrheit wohl am nächsten. Als er nichts mehr sagte, ließ Theoluf sein Pferd wieder zurückfallen, bis er sich auf seinem angestammten Platz eine halbe Pferdelänge links hinter Jim befand. Sie ritten weiter, und Jim bemühte sich, seine Ungeduld nach Kräften zu zügeln.
Als er vom Besuch bei Carolinus zurückgekommen war, war es Mittag gewesen. Jetzt war es früher Nachmittag. Auf einmal fiel Jim unsinnigerweise ein, daß er nichts gegessen hatte. Außerdem hatte er kaum etwas getrunken – bloß eine halbe Flasche Wein, deren Wirkung allmählich nachließ und einer gewissen Benommenheit und Niedergeschlagenheit Platz machte, obwohl er sich die ziemlich ausschweifenden Trinkgewohnheiten seiner Umgebung mittlerweile notgedrungen zu eigen gemacht hatte.
Dabei fiel ihm etwas anderes ein; er rief Theoluf zu sich, um sich ungestört mit ihm unterhalten zu können.
»Theoluf«, sagte er so leise, daß seine Stimme kaum das Hufgetrappel übertönte, »haben die Männer seit dem Frühstück etwas gegessen?«
Theoluf grinste ihn an.
»Keine Bange, Mylord«, meinte er. »Ein Bewaffneter muß lernen, dafür zu sorgen, daß sein Magen im Falle des Falles gut gefüllt ist.« Er zögerte und blickte Jim fragend an. »Haben Euer Lordschaft gegessen?«
»Um ehrlich zu sein, nein«, antwortete Jim, »jedenfalls nicht mehr seit dem Frühstück. Ich habe überhaupt nicht daran gedacht.«
»Wenn Euer Lordschaft in die Satteltaschen schauen wollen«, sagte Theoluf, »dann werdet
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