Drachenritter 02 - Der Drachenritter
und sank zur Erde nieder. Er fiel so rasch herab, daß Jim einen Moment lang meinte, Danielle habe zu kurz gezielt und der Pfeil werde inmitten der Männer vor dem Tor niedergehen. Doch das tat er nicht.
Im nächsten Moment verschwand er hinter den grauen Steinmauern der Burg Smythe; und sogleich galoppierten sie gemeinsam aus dem Wald und stürmten über die Lichtung auf die Angreifer zu, die sich soeben anschickten, den Baumstamm gegen das Tor zu rammen.
Dreimal tönte laut und klar Sir Brians Horn.
7
Jim stürmte zusammen mit den anderen in vollem Galopp auf die Lichtung.
Er fühlte sich wie berauscht. Einen Moment lang wunderte er sich, warum er nicht vorgeschlagen hatte, sich für die Dauer des Angriffs in einen Drachen zu verwandeln. Dann sagte er sich, daß er sowieso würde lernen müssen, als Mensch zu kämpfen, und je eher er damit anfing, desto besser. Das heftige Triumphgefühl, das er empfunden hatte, als er in Gorbash Körper mitten zwischen die Männer hineingeflogen war, die das Dorf vor der Burg de Chaney verwüstet hatten, fehlte diesmal; statt dessen verspürte er adrenalininduzierte menschliche Erregung. Also war das andere Gefühl reine ›Drachenwut‹ gewesen, wie sich der alte Drache, der Großonkel von Gorbash, ausgedrückt hatte. Aber wenigstens hatte er keine Angst – und das war schon viel wert.
Ihr Angriff war alles andere als geräuschlos. Da war nicht nur das Dröhnen der Hufe, sondern die meisten Bewaffneten und auch Sir Brian stießen obendrein noch eine Art Kriegsgeschrei aus. Jim erhaschte einen Blick auf verdutzte Gesichter, als sich die Männer vor dem Tor zu ihnen umdrehten; diejenigen, welche gerade abermals mit dem Rammbock hatten ausholen wollen, ließen ihn nun fallen und griffen zu den Schwertern oder zu anderen Waffen.
Dann prallten die beiden Gruppen aufeinander. Sicherlich war es von Vorteil, zu Pferd zu sein. Jim hatte den Eindruck, daß er mindestens drei oder vier Gegner über den Haufen ritt, bevor sein Pferd so abrupt zum Stillstand kam, daß er aus dem Sattel nach vorn geschleudert wurde.
Aufgrund seiner sportlichen Erfahrung landete er instinktiv auf den Füßen anstatt auf der Nase, und außerdem hatte er dank des Unterrichts, den Sir Brian ihm erteilt hatte, automatisch den Schild erhoben und das Schwert gezückt. Im Moment hatte er das Pferd im Rücken, das ihn in dieser Richtung abschirmte, und den Vorteil machte er sich zunutze und ging auf die beiden Männer los, die mit Schwertern in den Händen vor ihm standen.
Beiden wußten ihre Waffen zu gebrauchen, doch war keiner von ihnen Brians Schüler gewesen. Außerdem hatten sie keine Schilde. Sie schlugen einfach auf Jim ein. Dieser wehrte den einen an der Schildseite ab, stürzte sich auf den Angreifer zu seiner Rechten und sah ihn zu seiner Überraschung vor sich zusammenbrechen. Daraufhin wandte er sich dem Gegner zur Linken zu, doch der hatte sich bereits aus dem Staub gemacht, und Jim sah sich statt dessen einem Mann gegenüber, der eine Streitaxt schwang.
Jim duckte sich, und die Axt verfehlte ihn. Er stieß das Schwert nach vorn, bekam aber nicht mit, ob er getroffen hatte. Alles ging so schnell, daß er nur noch instinktiv reagieren konnte.
Einen Moment lang sah er Aragh, der keine Zeit mit einem einzelnen Gegner verschwendete, sondern zwischen den Kämpfern hindurchglitt und nach allem schnappte, was ihm in die Quere kam. Offenbar hatte er eine fürchterliche Kraft in den Kiefern, denn Jim sah, wie sich diese vollständig um die Arme und Beine, die sie packten, schlossen, und das mußte bedeuten, daß Araghs lange Zähne bis zum Knochen vordrangen und sogar ein Stück weit hinein. Die Männer, die er wieder losließ, konnten die betreffenden Glieder anschließend mit Sicherheit nicht mehr gebrauchen.
Dann fand sich Jim auf einmal zu seinem Erstaunen auf einem kleinen Flecken wieder, wo nicht gekämpft wurde. Die Angreifer und seine eigenen Bewaffneten sowie einige Männer, die wie Bewaffnete gekleidet und gerüstet waren, die er jedoch nicht kannte und die wohl aus der Burg Smythe stammen mußten, kämpften um ihn herum. Aus irgendeinem Grund schien niemand mehr da zu sein, der ihn hätte angreifen können. Es war geradezu grotesk.
… als ihn ein tiefes Wutgeheul unvermittelt aus seiner Untätigkeit aufschrecken ließ. Er fuhr herum und riß den Schild gerade noch rechtzeitig hoch, als auch schon die gewaltige Streitaxt des schwarzbärtigen Anführers der Gruppe auf den Schild
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