Drachenritter 02 - Der Drachenritter
Höhle hinunter. Jim blieb stehen und blickte sich um. Er hatte den Eindruck, daß er ein paar Worte sagen sollte.
»Ich freue mich ebenfalls, Euch wiederzusehen, Gorbash«, brüllte er, »und das gilt auch für den Rest von Euch!«
»Ja«, donnerte Gorbash, »und es gereicht allen Klippendrachen zur Ehre, jemanden zu den Ihren rechnen zu dürfen, der nicht nur ein mutiger Drache ist, wie ich einer bin, sondern auch ein Magier unter den Georgen und einer ihrer angesehenen Führer. Dies verleiht uns Größe und Ansehen in den Augen der George und der ganzen Welt!«
Offenbar hatte sich einiges geändert, dachte Jim. Nach dem Kampf am Verhaßten Turm und nachdem Jim sich schließlich wieder aus Gorbash Körper gelöst hatte, hatte Secoh vorhergesagt, daß der große Drache seinen Anteil an dem Ruhm, den sein Körper durch die Teilnahme an den Kämpfen eingeheimst hatte, gut nutzen würde. Wie Jim von Gorbash Großonkel erfahren hatte, war Gorbash bis dahin bei den übrigen Klippendrachen nicht sonderlich hoch angesehen gewesen.
Eigentlich war eher das Gegenteil der Fall. Gorbash galt – durchaus zutreffend – im allgemeinen als etwas langsam von Begriff; außerdem hatte es geheißen, er sei ein wenig aus der Art geschlagen, und zwar in dem Sinne, daß er eine Menge Zeit außerhalb der Höhlen mit Nichtdrachen verbrachte – ›auf dem Boden‹, wie es die Drachen nannten. Zum Beispiel mit Aragh dem Wolf.
Jim hatte damit gerechnet, daß sich Gorbash Stellung unter seinen Mitdrachen verbessern würde, zumal jetzt, da sein Großonkel, ehedem ihr anerkannter Anführer, tot war. Doch dies hier hätte er sich niemals träumen lassen. Gorbash wurde offenbar respektiert, und man hörte auf ihn.
Der Schluß lag nahe, daß Drachen dazu neigten, zu glauben, was sie glauben wollten, ob es nun der Wahrheit entsprach oder nicht. Gorbash hatte die meisten Anwesenden anscheinend davon überzeugt, daß er zumindest einer der Helden, die an der Schlacht um den Turm teilgenommen hatten, wenn nicht gar der größte von allen gewesen war.
Die meisten, aber offenbar nicht alle.
»Das stimmt!« unterbrach Secoh seinen Gedankengang. »Aber nicht bloß deshalb, weil du es sagst, Gorbash! Es mag ja dein Körper gewesen sein; aber James war es, der damit gekämpft und gesiegt hat! Ich muß es schließlich wissen, erinnerst du dich noch? Ich war nämlich dabei. Und ich habe gekämpft!«
Auf einmal wirbelte er im Kreis herum und durchbohrte die anderen Drachen mit Blicken.
»Ihr alle kennt mich«, sagte er. »Ich bin Secoh! Und ich bin ein Sumpfdrache! Und ich bin stolz darauf. Habt ihr dazu etwas zu sagen? Oder über mich? Falls ja, so wißt ihr, was ich davon halte!«
Die Klippendrachen rutschten unruhig auf den Plätzen und grollten, allerdings trat niemand vor, um Secohs Herausforderung anzunehmen, und niemand ergriff das Wort. Nicht einmal Gorbash.
»Und nun«, fuhr Secoh nach einer Weile fort, »werde ich euch sagen, weshalb James hier ist. Er wird nach Frankreich gehen; und das bedeutet, daß er einen Paß benötigt. Einen Paß von euch allen!«
Diese Ankündigung reichte aus, um die Klippendrachen aus der Reserve zu locken. Um Jim und Secoh herum erhob sich lautes Geschrei. »Warte!« – »Einen Augenblick mal!« – »Für wen hält sich der eigentlich?« – »Was hat er denn in Frankreich verloren?« Diese und zahllose andere Fragen und Kommentare hallten von den roh behauenen Felswänden der Großen Höhle wider.
Vier oder fünf Minuten lang war die Hölle los. Dann schaffte es Gorbash mit schierer Lungenkraft, den Lärm zu übertönen. Einer nach dem anderen verstummten die Drachen, und schließlich redete nur noch Gorbash.
»Wartet mal! Beruhigt euch!« dröhnte er in die Stille hinein. »Sind wir nun Klippendrachen oder ein Haufen von… ich meine, ein ungebärdiger Haufen anderer Drachen?«
»So ist es schon besser«, grummelte Secoh vernehmlich.
Gorbash beschloß, die Bemerkung zu überhören.
»Secoh hat durchaus das Recht, hier zu sprechen«, verkündete Gorbash. »Schließlich hat er, wie er sagt, tatsächlich an der Schlacht am Verhaßten Turm teilgenommen. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie er meinem Großonkel, dem großen, hochverehrten Smrgol, dabei geholfen hat, den Verräter Bryagh zu vernichten. Vergeßt nicht, daß wir alle, jeder einzelne Drache und auch der Georg hier in dieser Arena, durch den Kampf profitiert haben. Wenn wir nicht gesiegt hätten, dann hätten sich die Dunklen Mächte
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