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Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Titel: Drachenritter 02 - Der Drachenritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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auch daran, daß Sir Brian taktvoll Kritik an seiner holprigen Schildarbeit geübt und sich auch sonst eher zurückhaltend über die Fertigkeiten geäußert hatte, die Jim sich in dieser Welt angeeignet hatte. Würde er gegen einen solch aufbrausenden Kämpfer wie Sir Giles, der wahrscheinlich schon von frühester Kindheit an im Gebrauch der Waffen unterwiesen worden war, bestehen können? Das bezweifelte Jim. Aber antworten mußte er – oder aber kämpfen. Seine Gedanken überschlugen sich.
    »Ich habe ein wenig gezögert, Euch zu antworten, Sir Giles«, sagte Jim schließlich, »weil ich überlegt habe, wie ich Euch die Angelegenheit erklären kann, ohne einen Ritter wie Euch aufzubringen…«
    »Ha!« unterbrach ihn Sir Giles, während seine Linke, die von der Hüfte herabgesunken war, wieder zurückwanderte und zur Faust geschlossen dort verharrte.
    »Die Sache ist nämlich die«, sagte Jim, »daß ich ein Gelübde abgelegt habe. Ich habe geschworen, mein Schwert solange nicht zu ziehen, bis ich die Klinge mit einem französischen Ritter gekreuzt habe.«
    In dem Moment, da er es ausgesprochen hatte, wurde Jim bewußt, wie töricht seine Worte klingen mußten, zumal in den Ohren einer solch martialischen Erscheinung wie Sir Giles. Die Ausrede war jämmerlich, aber eine bessere war ihm im Moment nicht eingefallen. Er bereitete sich innerlich darauf vor, doch noch das Schwert zu ziehen und zu kämpfen, bemerkte jedoch zu seiner Verblüffung, daß sich Sir Giles Haltung auf einmal grundlegend verändert hatte.
    Es war, als seien all sein Feuer und seine Wut auf einmal erloschen und als wären überwältigendes Verständnis und Mitgefühl an ihre Stelle getreten. In Sir Giles Augen funkelten tatsächlich Tränen.
    »Ein nobler Schwur, bei allen Heiligen!« rief Sir Giles staunend aus. Er trat einen Schritt vor. »Hätte ich bloß soviel Zutrauen in mich, einen solchen Schwur zu leisten! Reicht mir Eure Hand, Mylord. Ein Gentleman, der alle Provokationen, Kränkungen und Beleidigungen zu ertragen vermag, unbeirrt das eine Ziel im Blick, dem alle braven Engländer nun verpflichtet sind, ist wahrlich ein tapferer Mann!«
    Er ergriff Jims Rechte, die dieser ihm instinktiv hingestreckt hatte, und drückte sie dankbar. »Hätte ich von Eurem Schwur gewußt, so hättet Ihr niemals meinen Ärger erregt. Ich würde meine rechte Hand dafür hergeben, wenn mir ein solcher Schwur eingefallen wäre und ich mir zutrauen würde, ihn auch einhalten zu können – unbeschadet der ewigen Verdammnis, die als Strafe für das Scheitern drohte!«
    Jim war verblüfft. Er hatte vollkommen vergessen, welche Wertschätzung Männer vom Schlage eines Brian und Sir Giles jeder Form von Tapferkeit entgegenbrachten. Im Grunde handelte es sich dabei um einen Reflex. Seine Erleichterung war so groß, daß er sich fast ein wenig wacklig auf den Beinen fühlte. Allerdings auch wiederum nicht so groß, daß er sich die Gelegenheit, die er plötzlich witterte, hätte entgehen lassen.
    »Dann seid Ihr vielleicht einverstanden, Sir Giles«, sagte er, »das Problem dadurch zu lösen, daß Ihr Euch das Zimmer mit Sir Brian und mir teilt. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr mit Sir Brian im Bett schlafen, denn ich habe noch einen anderen Eid geleistet und mich verpflichtet, ausschließlich auf dem Boden zu nächtigen.«
    »Tod und Pestilenz!« erwiderte Sir Giles, Jims Finger vor lauter Überschwang beinahe zu Mus pressend. »Das ist nobel und großzügig! So sollte ein Ritter sein. Es wäre mir eine Ehre, Mylord. Es wäre mir eine Freude und eine Ehre, bei Euch zu wohnen, wie Ihr es mir angeboten habt!«
    »Wenn Ihr vielleicht noch ein paar Sachen aufs Zimmer schaffen möchtet? Ich werde dem Wirt Bescheid sagen…« Als Jim sich umwandte, stellte er fest, daß nicht nur der Wirt, sondern auch fast alle Bedienstete und Gäste des Gasthofs entweder unmittelbar hinter ihm standen oder aus Eingängen und Fenstern zu ihnen herausschauten.
    »Ich nehme an, Ihr habt nichts dagegen, daß Sir Giles bei uns einzieht, Meister Schankwirt?«
    »Aber nicht im geringsten, Mylord. Überhaupt nicht. Ich werde mich selbst darum kümmern, daß man Sir Giles Gepäck hinaufschafft, wenn er mir nur sagt, wo es zu finden ist.«
    »Das ist draußen bei den Pferden und wird von einem Bediensteten bewacht«, meinte abwinkend Sir Giles. Er hüstelte verlegen. »Wir erwarten in Kürze das Eintreffen weiterer Männer.«
    »Dann erlaubt, daß ich Euch nach oben geleite, Sir Giles«, sagte Jim.

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