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Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Titel: Drachenritter 02 - Der Drachenritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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antwortete der Wirt bescheiden und entfernte sich katzbuckelnd. Jim bemerkte, daß die Tür weder Schloß noch Riegel hatte, was ihn allerdings kaum wunderte. Der Wirt nahm wohl an, daß sie ihre Wertsachen ständig bewachen würden.
    »Ihr bleibt erst einmal hier«, sagte Brian. »Ich werde mit meinem Knappen die hiesigen Repräsentanten des Königs aufsuchen und feststellen, wie die Aussichten stehen, daß wir bald in See stechen können. Falls Ihr es wünscht, gehört das Bett einstweilen Euch.«
    Jim verzichtete auf das Bett mit der Begründung, daß er geschworen habe, solange auf dem Boden zu schlafen, bis der Prinz befreit sei. In Wahrheit wußte er auch ohne genaue Überprüfung, daß das Bett voller Läuse und Flöhe war. Sir Brian würde es klaglos ertragen und vielleicht sogar tief und fest darin schlafen, ohne sich von den juckenden Bissen stören zu lassen. Jim brachte das nicht fertig und hoffte inbrünstig, er werde niemals dazu gezwungen sein.
    Brian ging fort und nahm für den Fall, daß er Jim eine Nachricht zukommen lassen wollte, seinen jungen Knappen John Chester mit. John Chester war nicht gerade einer der hellsten Köpfe, und das zeigte sich an seinen großen, unschuldigen grauen Augen, dem weißblonden Haar und seinem Gesicht, das besser zu einem vier Jahre jüngeren als zu einem Sechzehnjährigen gepaßt hätte. Gleichwohl war er Brian treu ergeben und äußerst rechtschaffen; und es war nicht zu übersehen, daß er Sir Brian verehrte.
    Jim blieb zusammen mit Theoluf zurück, den er zu seinem Knappen befördert hatte. Ein Gemeiner namens Yves Mortain hatte Theolufs Platz als Befehlshaber der Bewaffneten eingenommen.
    »Theoluf«, sagte nun Jim, »geht zu meinem Packpferd. Wahrscheinlich steht es jetzt im Stall. Bringt meine Wertsachen und was ich sonst noch brauche her, vor allem aber den Sack, den Lady Angela mir mit weichen Kleidungsstücken ausgestopft hat.«
    »Jawohl, Mylord«, antwortete Theoluf und verschwand.
    Als Jim allein war, schaute er sich im Zimmer um und beglückwünschte sich dazu, daß er gar nicht erst versucht hatte, sich das Bett mit Brian zu teilen. Abgesehen von den Flöhen, Läusen, Wanzen und was sonst noch darin versteckt sein mochte, war das Lager kaum breit genug für eine Person, geschweige denn für zwei. Die Vorstellung, mit Sir Brian ebenso engumschlungen wie mit Angie zu nächtigen, war ihm zuwider.
    Er wollte sich gerade vom Bett abwenden, als sich unten ein Lärm erhob, der mühelos durch die dünne Zimmertür drang. Jim vernahm die laute Stimme des Wirts und eine zweite, fast ebenso laute Stimme, und wenn er auch nicht alles verstehen konnte, was gesprochen wurde, so begriff er doch immerhin, worum es ging.
    Der Unbekannte erhob Anspruch auf das Zimmer, das der Wirt bereits Jim und Brian überlassen hatte.
    Trotz der Vorsicht, die er sich im Laufe des vergangenen Jahres angeeignet hatte und die ihm riet, sich aus allen Unannehmlichkeiten herauszuhalten, mußte er doch feststellen, daß er sich für die Situation irgendwie mitverantwortlich fühlte. Er schnallte sich den Schwertgurt, den er gerade eben abgelegt hatte, wieder um, so daß er nun bewaffnet war. Nicht, daß er die Ab sieht gehabt hätte, das Schwert zu benutzen – im Grunde wünschte er sich nichts sehnlicher, als daß dies nie wieder notwendig sein würde –, doch ein Edelmann zeigte sich in der Öffentlichkeit nicht ohne. Er ging nach unten.
    Im Gästeraum, der den größten Teil des Erdgeschosses einnahm, stand dem Wirt an der Eingangstür ein recht korpulenter Mann gegenüber, der einige Jahre jünger war als Jim und eine schnabelartige Nase hatte, einen buschigen Schnurrbart und einen runden Schädel mit schokoladebraunem Haar.
    »Hat Euer Großvater nun diesen Gasthof geführt oder nicht?« fragte der Fremde grimmig, als Jim die Treppe herunterkam. Sein dicker Schnurrbart lief in Spitzen aus, die ebenso scharf waren wie der Ton, den er anschlug. Der Bart war von einem noch blasseren Blond als sein Haar. Er hatte volle Lippen und ein kräftiges, energisches Kinn. Obwohl er etwa einen Kopf kleiner war als Jim, erweckte er den Eindruck, ein weitaus härterer Brocken zu sein.
    »Gewiß, Sir Giles«, antwortete der Wirt, »aber das war vor achtzig Jahren, und seitdem habe ich nichts mehr von Eurer Familie gehört.«
    »Und wenn schon«, fauchte der andere. »Hat Euer Urgroßvater meinem Großvater nun versprochen, daß sich für ihn stets ein Platz unter diesem Dach finden würde, oder hat er

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