Drachenritter 02 - Der Drachenritter
nichts dagegen habt. Ihr seid doch bestimmt einverstanden, nicht wahr?«
Die beiden schauten verdrießlich drein. Jim wußte jedoch, daß sie keine Wahl hatten. Wenn sie seinen Paß in die Klauen bekommen wollten, dann oblag es ihnen, Jim nicht nur die richtigen Antworten zu geben, sondern ihn auch zu verköstigen und ihn zum Zeichen der Freundschaft über Nacht zu beherbergen. Damit wurde der Pakt symbolisch besiegelt.
»Ihr habt mir soeben versichert, daß zwischen Euch und Euren Mitdrachen gutes Einvernehmen herrscht«, sagte Jim. »Ich nehme an, Ihr habt Verständnis dafür, wenn ich Eure Erklärung beim nächsten französischen Drachen, dem ich begegne, überprüfe?«
»Ja! Ja!« kreischte Maigra – zumindest kreischte sie nach den Maßstäben von Drachen. Vor Aufregung wäre sie beinahe auf und ab gehüpft; den Paß ließ sie nicht aus den Augen.
»Ich bin einverstanden«, grollte Sorpil. »Wir beide.«
»Ja, ja!« wiederholte Maigra.
»Ich für mein Teil«, sagte Jim, der sich nun in das Ritual eingefunden hatte, »verspreche Euch, alles zu unterlassen, was die französischen Drachen in Schwierigkeiten bringen oder ihnen Unannehmlichkeiten bereiten könnte, und mich für den Fall, daß ich unabsichtlich einen Fehler machen sollte, nach Kräften zu bemühen, ihn wiedergutzumachen und das Problem zu beheben, bevor ich Frankreich verlasse, ohne die französischen Drachen dabei um Hilfe anzugehen. Habt Ihr meine Erklärung gehört und zur Kenntnis genommen?«
»Das haben wir«, meinte Sorpil angewidert.
»Im umgekehrten Fall«, sagte Jim, »daß ich in Frankreich aufgrund der Einstellung oder des Verhaltens französischer George oder anderer Bewohner dieses Landes Unbilden zu erleiden hätte, kann ich alle französischen Drachen um Hilfe bitten, und sie werden die Liebenswürdigkeit besitzen, mir ihre Unterstützung zu gewähren.«
Diesmal ließ die Antwort auf sich warten. Sorpil und Maigra sahen erst sich an, dann den Paß und dann wieder einander. Das Schweigen dehnte sich, ohne daß einer von beiden das Wort ergriffen hätte.
»Nun?« fragte schließlich Jim. »Lautet die Antwort ja oder nein? Vielleicht sollte ich wieder nach England zurückkehren.«
»Nein, nein«, meinte Maigra rasch.
»Jetzt habt Ihr es aber ätzend eilig«, murmelte Sorpil. Er wandte sich Maigra zu. »Glaubst du, die anderen…«
»Wir würden sie natürlich bezahlen müssen…«, sagte Maigra.
Sie schauten erst einander lange an, dann den Paß und dann wieder einander. Schließlich faßten sie wieder Jim ins Auge.
»Wir sind einverstanden«, erklärte Sorpil bedrückt, »wir sind einverstanden.«
»Sehr schön«, sagte Jim.
»Was habt Ihr hier eigentlich vor?« erkundigte sich Sorpil.
Jim, der bereits im Begriff gewesen war, den Paß zu überreichen, hielt inne.
»Das brauche ich Euch nicht zu sagen«, erwiderte er.
Sorpil fluchte, und zwar mehr wie ein Georg als wie ein Drache.
»Ihr dürft bloß nicht glauben, wir könnten Euch in irgendeiner Weise behilflich sein«, sagte er verärgert.
»Trotzdem vielen Dank«, sagte Jim. »Aber was ich hier tue, geht nur mich etwas an, und ich möchte nicht, daß mir irgendwelche einheimischen Drachen nachspionieren. Habt Ihr mich verstanden?«
»Ja!« kreischte Maigra.
»Hiermit übergebe ich den Paß bis zu meiner Abreise in Eure Obhut«, sagte Jim. »Dann werdet Ihr ihn mir unter der Voraussetzung, daß ich nicht gegen unsere Vereinbarung verstoßen habe, in unverändertem Zustand zurückgeben. Ihr seid Euch bewußt, daß es sich dabei lediglich um ein Unterpfand dafür handelt, daß ich mich für die Dauer meines Aufenthalts gut betrage.«
»Natürlich!« entgegnete Sorpil. »Und jetzt gebt ihn uns, dann werden wir Euch aufnehmen und verköstigen. Das habt Ihr doch gewollt?«
»Ich glaube, so ist es Sitte«, antwortete Jim und reichte ihnen den Paß.
»Oh, das ist es«, sagte Maigra, ohne daß sie sonderlich einladend geklungen hätte. »Dann kommt mit.«
Jim folgte ihnen, und sie durchquerten den finsteren Saal und begaben sich in noch düstere Winkel der Burg.
18
Beim Essen unternahmen Sorpil und Maigra den verspäteten Versuch, die begnadeten Gastgeber zu spielen. Darin waren sie allerdings nicht sonderlich erfolgreich, denn wie Jim während des Mahls, beim Weintrinken und im Verlauf der Unterhaltung feststellte, waren die beiden zueinander ebenso sauertöpfisch wie gegenüber allem und jedem – bloß im Moment nicht gegenüber ihrem Gast.
In die
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