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Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Titel: Drachenritter 02 - Der Drachenritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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unterbrach und seinem zweifellos stark ausgeschmückten Bericht über die Eroberung der Burg ein Ende machte.
    »Nach Osten«, antwortete Jim bewußt vage und rollte sich um die Beine des für George gemachten Tisches zusammen. Das Mahl war beendet, und Jim hatte genug Wein getrunken, um sich sogar als Drache recht entspannt und behaglich zu fühlen. Er schätzte, daß sie das Faß, das Sorpil angezapft hatte, mindestens zur Hälfte geleert hatten.
    »Ich meine, welchen Weg wollt Ihr nehmen?« fragte Maigra.
    »Ach«, sagte Jim, »ich habe mir gedacht, ich halte mich einfach ostwärts, wißt Ihr. Auf die genaue Reiseroute lege ich keinen besonderen Wert.«
    »Das solltet Ihr aber!« meinte Maigra. »Nachdem sie jetzt seit über hundert Jahren von uns beherrscht werden, sind die Bauern meilenweit im Umkreis äußerst dreist geworden. Sorpil und ich setzen keinen Fuß auf den Boden, wenn wir nicht zu zweit sind. Zwanzig oder dreißig Bauern, die sich mit Mistgabeln, Sensen und ähnlichen Geräten auf einen stürzen, sollte man durchaus ernst nehmen – zumal ein so kleiner Drache wie ich.«
    »Wenn Ihr mir die Grenzen Eures Territoriums beschreibt«, sagte Jim, »fliege ich einfach darüber hinweg. Obwohl ich mir schon zutrauen würde, notfalls auch mit zwanzig oder dreißig Bauern fertig zu werden.«
    Er konnte nicht verhindern, daß der Wein seinen Drachenstolz in vollem Umfang zum Vorschein brachte. Eigentlich fand er die Vorstellung, mit zwanzig oder dreißig bewaffneten Bauern zu kämpfen, in seinem schläfrigen, angeheiterten Zustand durchaus reizvoll. Er bezweifelte nicht, daß es ihm gelingen würde, eine erkleckliche Anzahl von ihnen zu töten und den Rest zu verjagen.
    Er erinnerte sich an das erste Mal, als er in eine Gruppe Bewaffneter hineingeflogen war, die zu Hugh de Bois de Malencontri gehört hatten, dem ehemaligen Besitzer seiner Burg und seinem damaligen Feind, und sie wie Kegel auseinandergespritzt waren. Zuvor allerdings hatte der gepanzerte, mit einer Lanze bewaffnete Sir Hugh auf seinem Streitroß ihm bewiesen, daß es Situationen gab, in denen selbst ein Drache vor einem einzelnen Georg weichen mußte – das hieß, vor einem Menschen.
    Die Erinnerung daran, wie ihn der Speer durchbohrt hatte, was ihm und Gorbash, dessen Körper er okkupiert hatte, beinahe das Leben gekostet hätte, ernüchterte ihn wieder ein wenig.
    »Was schlagt Ihr vor?« fragte er Maigra.
    »Zunächst einmal«, sagte sie, »solltet Ihr Euch von mir den sichersten Weg beschreiben lassen. Dann solltet Ihr zu Fuß weitergehen, damit die Bauern Euch nicht vom Boden aus sehen, sich sammeln und Euch im Hinterhalt auflauern. Am günstigsten wäre es, wenn Ihr den Wald in nordwestlicher Richtung durchqueren und Euch dann nach Westen wenden würdet, bis Ihr zu einem großen See gelangt.«
    Sie legte eine Pause ein, um sich zu vergewissern, daß er sie verstanden hatte.
    »Sprecht weiter«, sagte er.
    »Dann folgt Ihr dem Seeufer und geht weiter nach Westen«, sagte sie. »Aus irgendeinem Grund ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Bauern Euch angreifen werden, geringer, wenn Ihr Euch dicht am See haltet. Sie können nämlich nicht schwimmen und wissen auch nicht, daß wir Drachen schwerer sind als Wasser und daher ebenfalls nicht schwimmen können. Solltet Ihr also dennoch angegriffen werden, springt einfach in den See – für uns ist er am Ufer recht seicht, aber einem Georg würde das Wasser bis zum Hals reichen –, denn dort seid Ihr vor ihnen sicher, es sei denn, sie werfen etwas nach Euch.«
    Jim verkniff sich ein hämisches Grinsen. Maigra ahnte nicht, daß er eine Ausnahme war; ein Drache, der nicht nur schwimmen konnte, sondern es auch gerne tat. Dies hatte er entdeckt, als er auf dem Weg zum Verhaßten Turm zu Fuß das Moor durchquert hatte und von einem Landstück zum nächsten hatte schwimmen müssen. Damals hatte er noch nicht gewußt, daß sein Drachenkörper schwerer als Wasser war, und sich daher ohne Überlegen ins Wasser gestürzt. Nach einem Moment der Panik hatte er herausgefunden, daß er sich nicht nur über Wasser halten, sondern sogar vorwärtskommen konnte, wenn er nur heftig genug mit Beinen und Schwanz ruderte – und zwar indem er den Schwanz wie eine Wasserschlange hin und her bewegte. Das war zwar anstrengend, aber es ging. Jim kannte keinen anderen Drachen, der es jemals versucht hätte; alle glaubten sie steif und fest, daß sie wie ein Stein untergehen würden, wenn das Wasser so tief wäre, daß sie

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