Drachenritter 02 - Der Drachenritter
Unterhaltung mischten sich immer wieder bissige Bemerkungen, die auf den Partner gemünzt waren, während sie sich gleichzeitig bemühten, ihr gestörtes Verhältnis mit Konversationssirup zu überkleistern. Außerdem waren sie sichtlich bemüht, Jim mit List und Tücke dahin zu bringen, ihnen den Zweck seines Frankreichaufenthalts zu enthüllen.
Allerdings gingen sie dabei äußerst plump vor, wahrscheinlich deshalb, weil sie wenig Übung darin hatten. Jim vermutete, daß sie schon sehr lange keinen Kontakt mehr mit Fremden gehabt hatten, nicht einmal mit anderen Drachen.
Maigra redete viel schneller und neigte dazu, ihren langsameren Gatten mitten im Satz zu unterbrechen. Sorpil nahm hin und wieder die Gelegenheit wahr, sie deshalb zurechtzuweisen. Weil sie nicht am selben Strick zogen, scheiterten ihre Bemühungen kläglich, Jim sein Geheimnis aus der Nase zu ziehen; vielmehr neigten sie dazu, ihre Absichten gegenseitig zu vereiteln.
Währenddessen erfuhr Jim so einiges über sie.
»Dieses Chateaux?« antwortete Sorpil auf eine von Jims Fragen. »Ursprünglich gehörte es natürlich den Georgen. Vor etwa hundertzwanzig Jahren habe ich es ihnen abgenommen. Ich hatte genug davon, daß sie hier herumsaßen und die Bauern ausnahmen, so daß uns Drachen bloß ein paar magere Ziegen zum Leben blieben. Und deshalb…«
»Als Sorpil die George in diesem Château angriff«, warf Maigra ein, »hatten sie eigentlich schon eine schlimme Niederlage durch mehrere englische George einstecken müssen. Deshalb ist das Châteaux auch so schwer beschädigt…«
»Ich war gerade am Reden, Maigra, wenn du nichts dagegen hast«, meldete Sorpil sich dröhnend zu Wort. »Wie ich gerade sagen wollte, wartete ich nach dem Abzug der von Maigra erwähnten George, bis die Burgbewohner alle eingeschlafen waren, dann drang ich durch den zerstörten Teil der Burg ein, ich allein…«
»Ich war bei ihm«, sagte Maigra, »aber das zählt bei ihm natürlich nicht. Die Sache ist nämlich die…«
»Es war Nacht«, sagte Sorpil, »und die meisten ihrer Lichter – wie nennt man denn gleich noch diese Dinger…«
»Kerzen!« fauchte Maigra.
»Die Kerzen waren alle aus«, sagte Sorpil, »und wenn sie kein Licht haben, sind sie natürlich so gut wie blind.«
Jim speiste mit seinen Gastgebern in einem Saal, der fast ebenso groß war wie die Eingangshalle und vom durch die hohen Fenster an der einen Seite des Raumes fallenden Mondschein erhellt wurde. Jim in seinem Drachenkörper störte dies natürlich nicht. Drachen konnten selbst dann noch sehen, wenn es dunkel oder sogar stockfinster war, wenngleich es ihnen besser behagte, wenn noch ein wenig Licht vorhanden war.
»Da hab ich sie mir geschnappt, jedenfalls die meisten von ihnen, einen nach dem anderen, in den Zimmern und auf den Gängen, und es war gar nicht schwer, sie zu töten. Ein paar machten mir Schwierigkeiten, aber natürlich – waren sie zu Fuß und hatten ihren Panzer nicht an, und deshalb…«
»Deshalb hatte er so gut wie keine Mühe mit ihnen«, höhnte Maigra, »und seitdem bringen die Bauern uns die Steuern anstatt den Georgen. Darum können wir Euch heute gute Speisen und Getränke vorsetzen.«
Jim fand das ein wenig übertrieben. Zwar waren die drei Schafe, die Maigra frisch geschlachtet aufgetischt hatte, komplett mit Fell, Knochen und Innereien, recht fett und vom Standpunkt eines Drachen wohlschmeckend gewesen. Der Wein war nicht schlecht, und Jim wäre nicht im Traum eingefallen, daran herumzumäkeln, hätte er nicht bereits aufgrund wochenlanger Erfahrung gewußt, was für Weine es hier in Frankreich gab.
Das Fäßchen, dessen Oberseite Sorpil mit schwungvoller Gebärde eingeschlagen hatte, so daß sie die von Menschen gemachten Krüge, die sie als Trinkgefäße benutzten, hineintauchen konnten, enthielt einen Wein, der etwas besser war als der schlechteste Wein, den Jim seit seiner Ankunft in Brest getrunken hatte. Dem Vergleich mit dem besten, den Jim seitdem verkostet hatte, hielt er allerdings in keiner Weise stand.
Jim vermutete, daß man ihm in der Annahme, ein englischer Drache werde den Unterschied sowieso nicht merken, gewöhnlichen Tafelwein vorgesetzt hatte. Dies kam einer Beleidigung schon sehr nahe. Der Paß bedeutete nämlich, daß Jim der zeitweilige Besitzer der darin befindlichen Schmuckstücke war und daher äußersten Respekt verdient hatte.
»Wo wollt Ihr hin?« erkundigte sich Maigra plötzlich mit ihrer schrillen Stimme, wobei sie Sorpil
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