Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
Angie einigen Damen aus ihrer Bekanntschaft vorstellte und Brian Jim einigen der anderen Herren zuführte. Infolgedessen gingen sie nicht auf geradem Wege zur hohen Tafel, sondern trennten sich. Geronde ging mit Angie und Brian mit Jim. Auf diese Weise steuerten sie verschiedene Teile der beiden langen Tische an. Jim stellte fest, daß Brian ihn - ausgerechnet -als erstes zu Sir Harimore führte.
»Ein Vergnügen, Euch wiederzusehen, Sir James«, sagte Sir Harimore und erhob sich von der Tafel. »...Sir Brian.«
»Sir Harimore«, erwiderte Brian. »Sir James hat mit mir Euren hervorragenden Trainingskampf mit Sir Butram of Othery verfolgt. Es war außerdem noch ein anderer guter Freund dabei - ein Ritter aus Northumbria mit Namen Sir Giles -, der im Augenblick jedoch nicht anwesend zu sein scheint. Aber sowohl Sir James als auch Sir Giles haben Eurer Schwertarbeit reichlich Applaus gezollt und ich ebenfalls. Sir James und ich wollten Euch zu Eurem Sieg gratulieren.«
»Reiner Zufall«, erwiderte Sir Harimore. »Ein Glücksstreich in einem Augenblick, als Sir Butram seinen Schild eine Spur zu niedrig hielt. Ich machte mir Sorgen um den braven Ritter, als er fiel. Aber er schien nur benommen zu sein, mehr nicht, und kam schon nach wenigen Sekunden wieder zu sich. Ich hörte, daß ihm unser Kampf nichts als ein wenig Kopfschmerzen verursacht hat. Ich hätte ihm niemals Schaden zufügen wollen, nicht einmal, wenn es um ein großes Vermögen gegangen wäre.«
»Ich auch nicht«, pflichtete Brian ihm bei. »Er ist ein guter Ritter und hat das viele Male unter Beweis gestellt.«
»Nun, ich danke Euch und Sir James jedenfalls für Eure guten Wünsche«, sagte Sir Harimore, während er Jim durchdringend ansah.
»Sie sind gewiß wohlverdient«, entgegnete Jim. »Euer Talent hat mich sehr beeindruckt.«
»Oh, das waren lediglich ein oder zwei Kunstgriffe«, sagte Sir Harimore. Dann wandte er sich wieder halb der Tafel zu. »Darf ich Euch mit Mylady Othery bekannt machen, die hier neben mir sitzt? Sir Butram wurde zur Ader gelassen und hütet deshalb das Bett.«
Jim und Brian bedankten sich für die Vorstellung. Lady Othery war beträchtlich jünger als der Mann, den Jim zuvor im Schwertkampf mit Sir Harimore gesehen hatte. Sie hatte blondes Haar, lebhafte blaue Augen und ein fröhliches Gesicht.
»Auf der anderen Seite des Tisches uns gegenüber sitzen Sir Henry Polinar, Sir Gillian of the Burne, Sir Alfred Neys...«
Jim dankte auch für diese Vorstellung, und die genannten Herren erhoben sich und verbeugten sich gleichfalls. Er suchte nach freundlichen Worten, um mit den neuen Bekannten ein kurzes Gespräch zu führen, und nach einigen weiteren Sätzen führte Brian ihn zu einem anderen Teil des Tischs, wo ihm weitere Ritter und Damen vorgestellt wurden. Als er einmal einen flüchtigen Blick an den anderen Tisch riskierte, sah Jim, daß Geronde und Angie im Mittelpunkt von ungefähr einem halben Dutzend Damen standen, die augenscheinlich in ein angenehmes Gespräch vertieft waren, da von Zeit zu Zeit aus ihrer Richtung Gelächter laut wurde.
Alles in allem lernte Jim fünfzehn oder zwanzig der anderen Gäste kennen, deren Namen in seinem Gedächtnis ein einziges Wirrwarr bildeten. Er wußte schon jetzt, daß ihm diese Namen keineswegs ohne weiteres wieder einfallen würden. Aber alle schienen überaus erfreut zu sein, ihm vorgestellt zu werden, und seine früheren Gewissensbisse, als Brian von der Enttäuschung derer, die ihn kennenlernen wollten, gesprochen hatte, klangen ein wenig ab. Aber alle Gespräche kamen zum Erliegen, als der Graf mit Agatha Falon und dem Bischof in den Rittersaal trat.
Ihr Erscheinen lieferte Jim einen Vorwand, seinen Platz neben Angie an der hohen Tafel einzunehmen.
Es war ihm eine große Erleichterung, der Vorstellung weiterer ungezählter Edelleute zu entgehen, die ihn offensichtlich kennenlernen wollten und am liebsten in seiner legendären Gestalt als Drachenritter mit ihm gesprochen hätten.
»Nun, Sir«, sagte eine Stimme gegenüber von Angies Platz. Er drehte sich um; es war die Dame mittleren Alters, die hier bisher während aller Mahlzeiten seine Tischdame gewesen war.
Sie hatte ihn offenkundig zuvor in geselligem Treiben mit den anderen Gästen gesehen und wollte nun die Gunst der Stunde nutzen. »Wie schön, Euch wieder bei uns zu haben, Sir James«, sagte sie. »Ich habe schon lange auf eine Gelegenheit gewartet, von Euch etwas über Eure Abenteuer zu erfahren. Erzählt
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