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Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Titel: Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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eigenen zwanzigsten Jahrhundert kannte, wo es sich zu einem modernen englischen Volkslied entwickelt hatte.
    »I have a yong suster Far biyonde the sea; Many strange things That she ther sente to me.«
    Sämtliche Gäste im Raum hatten abermals zu singen begonnen. Offensichtlich kannten sie auch dieses Lied, wie sie wahrscheinlich die meisten Lieder kannten, die hier gesungen werden würden. Jim sang mit, manchmal in modernem Englisch, manchmal in dem Chaucerschen Englisch, das er überall um sich herum hörte. Aber nun näherte das Lied sich seinem Ende. Der Graf stand auf und suchte nach seinem nächsten Opfer. Sein Blick glitt über die langen Tische, kehrte zur hohen Tafel zurück und verharrte auf Jim.
    »Sir Drache!« rief er.
    Jim wurde plötzlich flau im Magen. Er erhob sich. Er hatte keine Ahnung, was für ein Lied er diesen Leuten vorsingen konnte. Es mußte verständlich sein und durfte weder ihr Leben noch ihre Sitten oder ihre Religion beleidigen. Offensichtlich war hier ein Weihnachtslied angebracht, aber ihm wollte einfach keines einfallen, das hierher gepaßt hätte. Er hatte das unbehagliche Gefühl, daß er als Magier größte Vorsicht walten lassen sollte. Dann kam ihm plötzlich die Erleuchtung.
    Er öffnete den Mund, wünschte sich einen Augenblick lang verzweifelt, daß die anderen Gäste ihm nachsehen würden, daß seine Stimme nie mehr gewesen war als eine Art Küchenbariton, und begann zu singen.
     
    »Godd King Wenceslas looked out On the Feast of Stephen
    Where the snow lay round about Deep and crisp and even.
    Brightly shone the moon that night Though the frost was cruel
    When the poor man came in sight Gathering winterfuel.
    >Hither page, and stand by me If thou knowest telling.
    Yonder peasant, who is he? Where and what his dwelling?<
    >Sire he lives a goodly league hence, Underneath the mountain.
    Right against the forest fence By Saint Agnes's fountain.<
    >Bring me flesh and bring me wine, Bring me pine logs hither,
    Thou and I shall see him dine, When we bare them thither,<
    Page and monarch forth they went, forth they went together.
    Through the cruels wind lament And the winter weather.
    >Sire, the night grows colder now, And the Wind blows stronger,
    Fails my heart I know not how I can go not further.<
    >Mark my footsteps my good page. Tread thou in them boldly.
    Thou shall find the winter wind Freeze thy blood less coldly.<
    In his Master's steps he trod Where the snow lay dinted.
    Heat was in the very sod That the saint had printed.
    >Wherefore, Christian men make sure, Wealth or rank posessing,
    Ye, who now shall bless the poor Shall yourselves find blessing !<«
     
    Jim kam zum Ende seines Lieds. Niemand war in seinen Gesang eingefallen, und es schien ihm nun, als hätte sich ein besonders tödliches Schweigen über den ganzen Saal gesenkt. Sämtliche Gäste starrten ihn an, und er konnte nicht sicher sagen, ob ihre Miene Ärger oder Verblüffung spiegelten. Verlegen setzte er sich wieder.
    Das Schweigen dehnte sich beklommen in die Länge. Dann wurde es plötzlich von einer machtvollen Stimme unterbrochen, die selbst die des Grafen jederzeit mühelos hätte übertönen können. Der Sprecher saß hinter Jim.
    »Deo gratias. wahrhaftig!« donnerte der Bischof, der offensichtlich gerade erst zu ihnen gestoßen war. Jim drehte sich hastig um und fand sich augenblicklich in der mächtigen Umarmung des Bischofs wieder, der ihn schallend auf beide Wangen küßte. Dann warf der Bischof, als er sich den übrigen Gästen zuwandte, ihn beinahe um.
    »Wahrhaftig! Dank sei Gott, ihr Männer und Frauen von Stand und Adel!« rief der Bischof. »Daß ein Ritter, der überdies auch ein Magier ist, Euch alle beschämt, indem er so herrlich an diesem Tag, einem der heiligsten Tage des Jahres, von Gottes Gnade singt! Wirklich, habt Ihr keine Antwort darauf? Kein Eingeständnis Eurer Versäumnisse, christliche Gnade zu üben?«
    Der Damm des Schweigens brach. Allmählich dämmerte Jim, daß die Menschen weniger deshalb geschwiegen hatten, weil ihnen das Lied nicht gefiel oder weil sie es nicht verstanden, sondern weil sie nicht recht wußten, wie sie reagieren sollten, nachdem ein Magier ihnen ein Weihnachtslied vorgesungen hatte.
    Plötzlich wurde überall auf die Tische gehämmert. Stimmen riefen durcheinander. »Noch einmal, Sir Drache! Singt es noch einmal!« Jim, der diese glückliche Wendung der Ereignisse kaum fassen konnte, öffnete den Mund und sang. Diesmal fielen zu seiner

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