Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
die die andere Seite seines wilden Wesens darstellte, weigerte sich, ein schnelleres Tempo vorzulegen als einen leichten Schritt. Nachdem man es schon um den Kampf gebracht hatte, nach dem es ihn verlangte, wollte es nun wenigstens seinen Willen durchsetzen.
Als Jim sich einige Sekunden später umwandte, sah er, daß Angie auf ihn zu kam - ohne ihren falschen Schnurrbart und die künstliche Nase. Jetzt trug sie wieder Frauenkleidung und dazu den grünen Reiseumhang, den die Amme ihr geborgt hatte, um sich einige Tage zuvor in den Palas hinunterzustehlen und mit Jim zu sprechen.
»Ich hatte mein Kostüm über diesen Kleidern«, erklärte sie, »und habe es dann in einem der kleinen Zelte ausgezogen.« Jetzt sah sie Jim fragend an. »Was ist los?«
Jim zeigte auf Mnrogar.
»Der Graf hat ihn nicht zu sich gebeten!« erklärte Brian. »Das ist sehr ungehörig...«
»Ungehörig oder nicht«, entgegnete Jim, »ich muß vor Mnrogar dort sein, um ihn zurückzuhalten, falls er etwas Verrücktes tun sollte. Carolinus könnte sich natürlich auch darum kümmern, aber ich weiß nicht, ob ich mich auf ihn verlassen kann ...«
Plötzlich wurde Jim klar, daß er die Sache falsch anging, und er hob die Stimme.
»Ned! Ned Dunster! Bring mir dieses Reitpferd herbei!«
»Ich muß ebenfalls gehen«, sagte Brian. »Möglich, daß einige Leute mich erkannt haben, als ich gerade mit Euch auf den Platz gelaufen bin. Ich muß zurück zu den Tribünen und so tun, als wäre ich die ganze Zeit dort gewesen - oder die Dinge wenigstens so in Verwirrung bringen, daß niemand die Wahrheit erfährt.«
In diesem Augenblick kam Ned Dunster mit dem Reitpferd herbei. Glücklicherweise war es immer noch gesattelt, und Jim konnte sofort aufsitzen.
»Wir können zusammen reiten«, sagte Brian und schwang sich hinter Jim in den Sattel.
»Ich muß ebenfalls zurück!« sagte Angie.
»Angela«, widersprach Brian mit einem Hauch von Verärgerung, »dieses Pferd kann uns unmöglich alle drei tragen! Außerdem könnt Ihr nicht im Herrensitz reiten. Das wäre unziemlich.«
»Zum Teufel damit!« explodierte Angie.
Einen Augenblick lang herrschte allgemeine Erstarrung. Brian sah sie entsetzt an.
»Was ist los mit Euch, Brian?« rief Angie. »Die Frauen hier fluchen ständig. Geronde flucht. Ihr habt sie oft genug gehört!«
»Aber«, entgegnete Brian, »Ihr doch nicht, Angela. Ihr ... Ihr ... Ihr seid ...«
Er wußte offensichtlich nicht mehr weiter.
»Das ist richtig!« erwiderte Angie. »Ich bin nicht wie die anderen, nicht wahr? Ich habe keine eigenen Kinder. Die meiste Zeit habe ich nicht mal einen Ehemann. Ich bin, soweit es alle anderen hier betrifft, nicht einmal eine Frau...«
Die ersten Tränen rollten ihr über die Wangen. Brian sah sie erschrocken und wie gelähmt an. Jim streckte eine Hand nach ihr aus, aber sie schlug sie weg.
»Versuch nicht, mich zu trösten!« rief sie. »Ich will keinen Trost, ich bin wütend! Ich bin wütend auf Euch alle!«
»Was durchaus Euer Recht ist«, sagte Brian, der wieder zu seiner gewohnten Entschlossenheit zurückgefunden hatte. Er sprang aus dem Sattel und hob die Stimme. »Hoh! Siward! Zu mir! Und bringt Blanchard mit - gesattelt und gezäumt! Also gut, zur Hölle damit; ich nehme die Sünde Eurer Gotteslästerung gleich zusammen mit der meinen auf mein Haupt. Ich werde doch mein Streitroß reiten. Ich nähere mich den Tribünen von der linken Seite und Ihr von der rechten Seite. Wir werden beide durch die Bäume kommen, und ich werde vor Euch dort sein. Ja, wirklich, Blanchard wird die Sache sogar noch vereinfachen. Ich kann behaupten, ich hätte ihn in der Hoffnung geholt, daß der Graf mir vielleicht doch noch einen Waffengang mit dem Schwarzen Ritter gestatten Würde, nachdem Sir Harimore gestürzt war.«
Er streckte einen Arm aus, um Angie, die ihn einen Augenblick lang fassungslos angestarrt hatte, aufzuhalten, bevor sie tatsächlich auf das Pferd steigen konnte.
»Nein, nein, Angela«, sagte er freundlich. »Es gibt gewisse Grenzen. James muß im Sattel sitzen und Ihr hinter ihm, oder diese ganze Angelegenheit wird Euch größeren Schaden zufügen, als eine ganze Armee dies vermöchte. Glaubt mir.«
Angie hielt inne und trat beiseite. Jim machte einen Schritt nach vorn, stieg in den Sattel und streckte Angie dann einen Arm hin. Er hatte den Fuß noch nicht in den Steigbügel geschoben, so daß sie nun in das Eisen steigen und er sie hinter sich auf den Sattel ziehen konnte. Jim spürte,
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