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Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Titel: Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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saßen, offensichtlich nicht so leicht aufnehmen.
    Sein langsamer Ritt hatte etwas Merkwürdiges und Bedrohliches. Die Aura des gepanzerten Körpers war wie ein unsichtbarer Schleier des Schweigens, den der Troll über die Menge warf.
    »Lächelt ihn an, Sir Hugo«, sagte Carolinus mit kaum mehr als einem Flüstern, aber jetzt in dieser völligen Stille konnte Jim die Worte verstehen.
    Tatsächlich brauchte der Troll nicht mehr viel weiter zu reiten. Er stand nun auf einer Höhe mit dem Grafen, zügelte abrupt sein Pferd und starrte durch den Helmschlitz von einem zum anderen, bis er plötzlich den Grafen ansah und die, die neben ihm saßen.
    Der Graf räusperte sich mit einem Laut, den man von einem Ende der Tribünen bis zum anderen hören konnte.
    »Sir - ahm, Schwarzer Ritter«, sagte er. »So weh es uns getan hat, unsere guten Ritter vor Eurer Lanze niedergehen zu sehen, müssen wir Eure Überlegenheit anerkennen und Euch Lob dafür aussprechen, jeden besiegt zu haben, der gegen Euch geritten ist. Wie Ihr jedoch selbst bemerktet, seid Ihr nicht hergekommen, um an einem Turnier teilzunehmen, und da das Turnier ohnehin bereits beendet war, könnt Ihr nicht im wahren Sinne des Wortes als Sieger erachtet werden. Dennoch war es uns eine Ehre und eine Belehrung, Euch kämpfen sehen zu dürfen.«
    Mnrogar streckte langsam die Hände aus und nahm seinen Turnierhelm ab. Als sein grimmiger Kopf und sein wildes Gesicht zum Vorschein kamen, nahm die Stille plötzlich eine andere Qualität an. Es war so, als hielten alle Anwesenden den Atem an.
    »Ihr!« rief der Graf.
    Aber Mnrogar sah nicht ihn an. Statt dessen galt seine ungeteilte Aufmerksamkeit Agatha Falon, die neben dem Grafen saß.
    »Enkeltochter«, sagte er, »wie kommt es, daß du hier bist?«
    »Ergreift ihn!« brüllte der Graf. Und annähernd siebzig seiner gepanzerten Bewaffneten rannten herbei, um seinem Befehl zu gehorchen.
     

39
     
    »Bringt ihn hinein!« befahl der Graf.
    Es war draußen immer noch hell, da der Himmel wolkenlos war, aber das Turmzimmer der Burg, in dem sie sich nun befanden, wurde nur durch Schießscharten mit Tageslicht erhellt. Daher war es in der kleinen Kammer eher düster, auch wenn an allen drei Innenwänden Fackeln brannten und im Kamin ein Feuer loderte.
    Aber wenn das Feuer überhaupt jemanden wärmte, dann wohl nur die wenigen, die an den Richtertischen - die natürlich nur inoffiziell als solche gelten konnten - unmittelbar davor saßen. Der Graf saß genau in der Mitte des Tisches, mit dem jungen Prinzen, der beklommen dreinblickte, zu seiner Rechten. Neben dem Prinzen saß der Bischof in seiner gewohnten dunklen Gelehrtenrobe, vor deren schwarzen Hintergrund sein goldenes Brustkreuz nur um so heller glitzerte. Neben ihm saß sein Kaplan, der dünne Mann in Priesterkleidung, dem Jim an dem Abend an der hohen Tafel begegnet war, als der Bischof nicht unter den Gästen weilte.
    Links vom Grafen saß Carolinus. Jim, Angie und Brian hatten ein kleines Stück vor dem Tisch auf Hockern Platz genommen. Agatha Falon saß auf einem bequem gepolsterten Wannensessel an der gegenüberliegenden Wand.
    Agatha Falon schien nicht im mindesten beunruhigt zu sein. Jim und Angie saßen dicht beieinander und versuchten, gute Miene zu machen, waren insgeheim jedoch überaus verwirrt. Unter dem Sichtschutz ihres weiten Rocks umklammerte Angie Jims Hand. Brian, der neben ihnen saß, machte ein grimmiges Gesicht.
    Brian hatte nicht nur die Rüstung und die Pferde seiner Gegner gewonnen, sondern das ganze Turnier. Überdies hatte sein Turniersieg ihm einen Becher voller Goldstücke eingetragen, die der König dem Prinzen für den Sieger mitgegeben hatte. Aber diese Dinge hatte er alle bereits bekommen, und was in seinen Gedanken herumgeisterte, war das, was er noch nicht bekommen hatte - nämlich ein ordentliches Mahl. Wenn es Zeit war zu essen, mußte Brian unbedingt etwas in den Magen bekommen, es sei denn, man befand sich in einer schweren Krise.
    Seiner Ansicht nach war das Festmahl weit wichtiger als das, was im Augenblick hier vorging.
    Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hatte er kaum ein paar Bissen in den Magen bekommen, bevor der Graf sie alle hierher gerufen hatte... Man mußte es wohl als Zusammenkunft bezeichnen, da der Graf nicht von einer Gerichtsverhandlung sprechen wollte. Schließlich war Agatha in diese Sache verwickelt. Als Graf hatte er vor dem Gesetz das Recht, ein Gericht abzuhalten; aber in diesem Falle wollte er

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