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Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Titel: Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Ritt führt über offenes Land. Ihr könnt Euch beruhigen und dem Essen und Trinken widmen. Ich habe, was den morgigen Tag betrifft, keine bösen Vorahnungen.«
    Er streckte die freie Hand nach dem Tisch aus, der sich in bequemer Reichweite befand, griff nach einem Stockfisch und begann gleichmütig darauf herumzukauen. Zwischendurch blickte er gelegentlich ins Feuer, spülte seine Bissen mit Wein hinunter und war für den Augenblick offensichtlich zufrieden.
     Jim saß da und trank Wein, aber um seine Zufriedenheit war es nicht ganz so gut bestellt. Er ignorierte den Stockfisch, der widerlich roch und noch übler schmecken würde. Brian war immer schon der Typ gewesen, der die Dinge fröhlich nahm, wie sie kamen, ob sie nun gut oder schlecht sein mochten. Jim hatte diese Art von Selbstdisziplin nie beherrscht. Gerade in diesem Augenblick mochte sein Körper zwar hier sein, aber seine Gedanken waren bei Angie, den anderen Frauen und dem namenlosen Kind, das sich nun in ihrer Obhut befand.
    Trotz der hektischen Betriebsamkeit, die alle Frauen verströmten, schienen sie über das neueste Mitglied ihrer Reisegruppe sehr glücklich zu sein. Es wäre untertrieben gewesen zu sagen, daß Angie glücklich war. Sie war beträchtlich mehr als das. Und genau dieser Umstand war es, der es Jim unmöglich machte, eine Zufriedenheit zu empfinden, die der Brians gleichgekommen wäre.
    Für den Augenblick war ja alles gut und schön. Aber irgendwann in der Zukunft würde Angie das Baby einer anderen Frau überlassen müssen. Jim hatte keine genaue Vorstellung davon, was passieren würde, wenn dieser Augenblick kam; aber sein Ungewisses Bild hatte etwas Beklemmendes.
    Er hatte böse Vorahnungen.
     

5
     
    »Nun, da kommen wir der Sache schon näher«, sagte Angie.
    Jim pflichtete ihr bei. Angie sprach von den beiden Räumen, die man ihnen beim Grafen zugewiesen hatte - Quartier, das Jims Hoffnungen bei weitem übertraf, das sie aber offensichtlich nur der Tatsache verdankten, daß man Jim als Baron akzeptierte. Das war ein Ergebnis seiner spontanen Lüge, als er sich bei seinem Erscheinen in dieser Welt hatte vorstellen müssen.
    Er hatte behauptet, Baron von Riveroak zu sein; Riveroak war das kleine College, an dem er und Angie ihren Abschluß gemacht und als Assistenten gearbeitet hatten.
     Aber nicht einmal das, überlegte er nun, hätte genügt, ihm zwei Räume zu verschaffen, wäre da nicht das Baby gewesen, das neben Jims Titel in die Waagschale fiel. Nicht daß ein Baby an sich in diesem Jahrhundert viel bedeutet hätte, dessen Kinder zu einem erschütternd großen Teil nicht einmal die ersten sechs Monate nach ihrer Geburt überlebten - aber eine gute Geschichte bedeutete einiges.
    Und genau das war es gewesen: Die ganze romantische Geschichte, wie sie auf die niedergemetzelte Reisegruppe im Wald gestoßen waren. Hinzu kam die Tatsache, daß man den Toten anhand von Brians Beschreibung des Wappens identifizieren konnte; es handelte sich um Sir Ralph Falon, den verträumten - denn wer außer einem Mann, der nicht recht bei Verstand war, würde mit einer so kleinen Eskorte reisen -, aber wohlhabenden und mächtigen Baron von Chene. Sie hatten seinen Leichnam und den der Dame in seiner Gesellschaft, die sich als seine dritte, sehr junge Ehefrau erwiesen hatte, zur Beerdigung in die Priorei von Edsley gebracht. Die Tatsache, daß auch sie getötet worden war und von der ganzen Reisegesellschaft allein dieses Kind überlebt hatte - all das ergab eine bemerkenswerte Geschichte. Und die Tatsache, daß sich dieses Geschehen fast zum Jahrestag der Geburt des Christuskindes zugetragen hatte, verlieh Jims kleiner Gesellschaft eine geradezu biblische Aura.
    All das gab dem Grafen die Gelegenheit zu einem großen und beinahe königlichen Auftritt - eine Gelegenheit, die die höheren Gesellschaftsränge in mittelalterlichen Zeiten immer zu schätzen wußten. Er hatte sich der Gelegenheit gewachsen gezeigt, indem er ein großes Getue um Jim, Angie und das Kind machte und dafür sorgte, daß sie von allem nur das Beste bekamen. Und dazu gehörten eben auch diese beiden Zimmer hoch oben im Hauptturm, die nach mittelalterlichen Maßstäben groß, sauber und bequem eingerichtet waren und sogar über gut schließende Läden für die beiden recht ordentlich bemessenen Fenster verfügten.
    So also waren Jim und Angie zu einem kleinen privaten Königreich gekommen, einem Raum, der ausschließlich für das Kind und die Amme genutzt werden konnte,

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