Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
Wille Gottes hingenommen werden. Die beiden Knappen kamen mit in die Priorei hinein, wo man sie in einem wandschrankgroßen Zimmer nahe der Küche unterbrachte.
Jim und seine Gefährten sahen auf dem Weg durch das Gebäude nur einige wenige Kamine, in denen magere Feuer brannten, aber in dem Raum mit dem schmalen, teppichverhangenen Fenster, den man Jim und Angie zur Verfügung stellte, loderten muntere Flammen.
Jim jedoch wurde augenblicklich von dem warmen Plätzchen verbannt, das sofort in ein Kinderzimmer verwandelt wurde, in dem Angie, Geronde und die Dienstfrauen Quartier nahmen. Alle möglichen Dinge mußten für den Säugling getan werden, vor allem, da er ohne Kleidung zum Wechseln in ihre Obhut gelangt war und ohne eine Amme, die ihn versorgen konnte.
Jim meinte sich daran zu erinnern, daß man in seiner Welt des zwanzigsten Jahrhunderts herausgefunden hatte, daß selbst kinderlose Frauen Milch für Säuglinge bilden konnten, falls die richtigen Reize vorhanden waren. Aber das würde Angie natürlich wissen. In der Zwischenzeit, so erwies sich - obwohl er keine Ahnung hatte, wie die Nachricht sich so schnell verbreiten konnte -, hatte die Priorei bereits in ihre umliegenden Ländereien geschickt, um eine stillende Mutter herbeizuholen, die das Baby, solange es in der Priorei war, mit Milch versorgen sollte.
Jim selbst wurde zu Brian in den Verschlag - man konnte ihn kaum als Raum bezeichnen - geschickt, in dem man seinen Freund untergebracht hatte. Andererseits verfügte auch diese kleine Kammer über einen Kamin, und das Feuer verströmte bereits eine behagliche Wärme.
Brian hatte es sich, wie Jim sofort sah, mit Essen und Wein gemütlich gemacht - beides Dinge, die ihre Gastgeber wahrscheinlich unaufgefordert beigesteuert hatten und die jetzt auf einem kleinen Tisch standen. Der Wein war von hellem, einladendem Rot, wahrscheinlich ein Jahrgang, den man für Gäste von Rang reserviert hatte. Das Essen bestand aus einer Platte mit Stockfisch, den Jim riechen konnte, sobald er in den Raum trat. Für den Augenblick zumindest schenkte Brian ihm keine weitere Beachtung. Wahrlich eine Fastenspeise.
»Nehmt Euch ein Glas und setzt Euch, James!« rief Brian. Er saß behaglich auf einem gepolsterten Wannensessel und hatte die Beine von sich gestreckt; die Füße ruhten auf einem Teil seines Gepäcks, so daß die durchweichten Sohlen seiner Reitstiefel - dem Aussehen nach eher Halbsocken aus Leder und ohne Absätze, wie es im vierzehnten Jahrhundert Mode war -den Flammen im Kamin möglichst nahe waren.
»Nein«, fuhr er fort, »nicht aus dem Krug. Aus der Flasche dahinter. Ich habe etwas guten Wein mitgebracht, und es wäre eine Schande, ihn an irgendeinen Gast des Grafen zu verschwenden, der mich dort zufällig auf meinem Zimmer besucht.«
Jim befolgte die Anweisungen seines Freundes, ohne zu zögern. Er setzte sich mit einem Becher auf das - abgesehen vom Bett - einzige weitere Möbelstück des Raumes, einen Wannenstuhl, der bereits vorm Feuer stand.
Die Wärme des Kamins schlug ihm angenehm ins Gesicht, wärmte seine Hände und belebte langsam auch den Rest seines Körpers wieder, während der Wein aus Brians Flasche seiner Kehle und seinem Magen einen ähnlichen Dienst erwies. Es war tatsächlich ein guter Wein, stellt Jim fest und erinnerte sich flüchtig daran, daß er bei seinem Erscheinen in dieser Welt Weine lediglich aufgrund ihrer Farbe zu unterscheiden vermocht hatte.
Er seufzte dankbar.
»Wahrhaftig«, sagte Brian, »wie gut es tut, wieder im Warmen zu sitzen, nicht wahr, James? Wer hätte auch gedacht, daß Ihr und Lady Angela mit einem Kind in den Armen Eurer Dame beim Grafen ankommen würdet? Kinder werden für gewöhnlich nicht zu einer solchen Weihnachtsgesellschaft mitgebracht, bevor sie alt genug sind, herumzulaufen und allein den Abort zu finden; und selbst dann ist es eigentlich nicht üblich. Allerdings...«
»Haben wir es morgen noch weit bis zur Burg des Grafen?«
»Weniger als einen halben Tagesritt«, erklärte Brian. »Wenn ich auch nur ein klein wenig von diesen Dingen verstehe, macht Ihr Euch besser darauf gefaßt, hier bei mir zu schlafen. In Lady Angelas Zimmer wird es die ganze Nacht lang von beflissenen Frauen nur so wimmeln.«
»Da habt Ihr wahrscheinlich recht«, sagte Jim. »Ich nehme an, daß uns morgen auf unserer Strecke keine Gefahren begegnen sollten, oder? Jetzt, da Angie sich um dieses Baby kümmern muß ...«
»Nein, nein«, beschwichtigte ihn Brian. »Der
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