Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
Fischgerichte, die gegrillt, gebraten, gebacken oder sonstwie zubereitet waren.
An Wein herrschte natürlich kein Mangel, und es gab fürstliche Köstlichkeiten wie Pasteten, die die verbotenen Zutaten mieden, dafür aber schmackhafte Dinge enthielten und wahrscheinlich zum großen Teil mit Mandelmilch hergestellt worden waren.
Daher konnten die anwesenden Herrschaften sich ein Glas Wein und etwas zum Knabbern gönnen, während sie im Saal umherspazierten, sich unterhielten oder vielleicht einen Blick aus dem einen, recht großen - und sogar verglasten - Fenster warfen, um die gemeinen Männer von den Ländereien des Grafen zu beobachten. Einige dieser Gemeinen amüsierten sich (wenn sie gearbeitet hätten, wäre das eine Sünde gewesen) damit, den Turnierplatz von dem frischen Schnee zu befreien, der über Nacht gefallen war.
Jim kannte nur die wenigsten Gäste. Carolinus war in ein angeregtes Gespräch mit Sir John Chandos verstrickt, an dem auch ein großer, muskulöser Mann mit glattem, eisengrauem Haar und quadratischem Gesicht teilnahm, ein Mann von vielleicht Mitte Vierzig, gekleidet in das Schwarze der Benediktiner. Er war Jim am Vortag als Bischof von Bath und Wells vorgestellt worden. Aber er sah ganz und gar nicht aus, wie man sich einen Bischof gemeinhin vorstellte, und erweckte den Eindruck, daß ein reuiger Sünder bei ihm eher Prügel als Trost zu erwarten hatte.
Jim und Brian ließen sich im allgemeinen Gedränge zu dem Tisch treiben, und Brian versorgte sich mit einem bis zum Rand gefüllten Glas Wein und einer Handvoll kleiner Pasteten. Jim nahm sich ebenfalls ein Glas Wein, aber nur drei von den kleinen Küchlein. Es war nicht mehr lange hin bis zum Mittagsmahl. Schließlich wandten sie sich vom Tisch ab, um anderen den Weg zu den Speisen freizugeben.
»Ihr dürft Euch nicht von diesem Baby und Angelas Fürsorge für den Jungen in Euren Räumen festhalten lassen, James«, begann Brian gerade. »Ihr... ha!«
Brians Blick fixierte etwas, das sich hinter Jim befinden mußte, und sein Gesicht hatte den Ausdruck verändert. Jim kannte seinen Freund mittlerweile gut genug, um die Zeichen zu deuten. Genau so hatte er Brian schon einige Male zuvor gesehen - immer dann, wenn er in die Schlacht zog.
Jim drehte sich gerade rechtzeitig um, um Brian auf einen ein wenig größeren Mann ungefähr seines Alters zustolzieren zu sehen. Der Mann war vielleicht ein wenig magerer als Brian, aber ihm ansonsten in vieler Hinsicht nicht unähnlich. Der andere war ebenfalls ein Ritter, denn er trug den Schwertgürtel eines Ritters -als Gast im Hause des Gastgebers natürlich ohne Schwert. Sein Haar war schwarz, die Augen haselnußbraun, und er trug einen eindeutig teuren, pflaumenfarbenen Rock über einer grauen Hose und schwarzen, feinen Schuhen.
»Ha!« sagte Brian noch einmal und blieb einen langen Schritt vor dem anderen Mann stehen.
»Ha!« erwiderte der andere.
Diese beiden Ausrufe erhoben sich über das allgemeine Gemurmel und Geklapper im Raum. Die anderen Gespräche erstarben, und immer mehr Blicke richteten sich auf Brian und den anderen Ritter. Augenscheinlich waren die beiden >Ha!< keine bloßen Grußworte gewesen, sondern entschieden bedeutungsvoller.
»Sir Harimore!« stieß Brian hervor. »Ich finde Euch wohlauf?«
Sir Harimore hatte einen kleinen, sorgfältig gestutzten Oberlippenbart. Davon abgesehen war er glatt rasiert. Der Schnurrbart verfügte kaum über Zipfel zum Zwirbeln; aber Sir Harimore hob dennoch die Hand, um einen Zipfel zu zwirbeln.
»Überaus gut, Sir Brian«, antwortete der andere in demselben barschen Tonfall. »Und Ihr, Sir?«
»Gott sei gedankt, ich könnte mich nicht besserer Gesundheit erfreuen!« erwiderte Brian.
»Ha!« sagte Sir Harimore und zwirbelte seinen Schnurrbart.
»Ha!« sagte auch Brian.
Es folgte ein Augenblick angespannten Schweigens.
»Dann werde ich also in den nächsten Tagen hier auf Euch treffen?« fragte Sir Harimore.
»Sir, das werdet Ihr!« sagte Brian.
»Es wird mir ein Vergnügen sein!«
»Ganz meinerseits!«
Mit diesen letzten Worten schien sowohl Brian als auch Sir Harimore zu Bewußtsein zu kommen, daß die Gesellschaft um sie herum in völliges Schweigen versunken war. Ein wenig steif verbeugten die beiden sich voreinander. Sir Harimore wandte sich wieder den beiden Frauen und dem Mann zu, mit denen er sich unterhalten hatte, und Brian kehrte zu Jim zurück. Die übrigen Gäste nahmen ebenfalls ihre Unterhaltungen wieder auf.
»Wer war
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