Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
uns lieber anderen Themen zu - setzt Euch, ich hole uns etwas zu trinken.«
»Ich wollte eigentlich ein Nickerchen machen ...« Als Jim die Enttäuschung in Brians Gesicht sah, brach er ab.
Wegen des baufälligen Zustands von Burg Smythe lud Brian nur sehr selten Gäste ein. Aber er war ein geborener Gastgeber, und hier in diesem Zimmer hatte er endlich die Gelegenheit, sich ganz zu entfalten. Daran änderte auch die Tatsache nichts, daß dieses Zimmer beträchtlich kleiner war als jeder der beiden Räume, die man Jim und Angie zugewiesen hatte, und daß er es obendrein noch mit seinem Knappen teilen mußte. Mit einem unterdrückten Seufzer sah Jim den anderen Mann an. »Ach, wenn ich so darüber nachdenke, wäre mir ein Becher Wein hoch willkommen!«
»Wohl gesprochen!« rief Brian und durchstöberte seine Besitztümer, die in einer Ecke des Raumes unordentlich übereinanderlagen. Dann kam er mit einer großen Lederflasche herbei, die normalerweise Wasser enthielt, ihrem Besitzer aber auch gute Dienste tat, wenn er Wein transportieren mußte: Eine Lederflasche konnte im Gegensatz zu einem Krug auf Reisen nicht zu Bruch gehen. »Ich habe nur zwei Becher und keine Möglichkeit, sie auszuwaschen. Aber vielleicht genügt es Euch, wenn Ihr den Becher abwischt, James.«
Jim entschied sich für den kleineren Becher, goß ein wenig Wasser aus dem ledernen Wasserkrug auf dem Tisch hinein und zog aus einer der geheimen Innentaschen seines Rockes ein Tuch hervor. Dann rieb er flüchtig seinen Trinkbecher ab; die Gefahr, sich hier irgendwelche unfreundlichen Bakterien zuzuziehen, war in diesem Falle gering.
»Ah, Wein«, sagte Brian und schenkte aus dem Krug, den er zur Hand genommen hatte, ein wenig ein, »gut für die Seele, gut für ...«
Weiter kam er nicht; offensichtlich hatte ihn an dieser Stelle die Inspiration verlassen. Jim überlegte, daß in Brians Fall der Wein wirklich gut für die Seele war. Tatsächlich sogar gut für alles, und das zu jeder Stunde des Tages oder der Nacht und in beträchtlichen Mengen genossen. Aber bei ihm selbst schien der Wein keine besondere Wirkung zu zeitigen. Andererseits war dies genau die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte.
»Ach übrigens, Brian«, sagte er, nachdem er seinen Wein mit Wasser verdünnt hatte, »ich wollte etwas mit Euch besprechen. Erinnert Ihr Euch noch an die Sache mit dem Troll unter der Burg?«
»Aber ja doch, James«, sagte Brian mit ernster Miene. »So kräftig hatte ich mir Wesen dieser Art nicht vorgestellt, das schwöre ich Euch.«
»Nun«, fuhr Jim fort, »Carolinus hat mir die ... hm ... Pflicht auferlegt, den anderen Troll zu finden. Den, von dem der Burgtroll behauptet, er sei hier oben. Das ist der erste Schritt, um die Sache mit dem Burgtroll zu regeln. Darüber hinaus haben sich seither noch andere Dinge ergeben ...«
Er erzählte Brian von Agatha Falons Geschenk, dem goldenen Ring, und von dem übermäßigen Weingenuß des Prinzen - davon, daß der Prinz erzählt hatte, er müsse um sein Leben fürchten, wenn es Agatha gelänge, seinen Vater zu heiraten und auf diese Weise Königin von England zu werden. Als Jim mit seinem Bericht zu Ende gekommen war, sah Brian ihn mit nachdenklichem Kopf schütteln an.
»Ich kann mir kaum vorstellen, daß etwas Derartiges geschehen könnte ...«, sagte Jim.
»Seltsame Dinge geschehen bei Hof, James«, versetzte Brian. »Außerdem kann sogar ein König, wenn er genug Wein im Leib hat, Schönheit sehen, wo ein nüchternes Auge keine zu entdecken vermöchte; oder doch zumindest nur sehr geringe. Wer weiß? Und was die Frage betrifft, was Lady Agatha tun würde, wenn sie erst Königin wäre und unserem königlichen Lehnsherrn einen weiteren männlichen Erben schenkte, wer vermag das zu sagen? Männer wie Frauen sind böser Dinge fähig, um zu erreichen, wonach ihnen der Sinn steht.«
Jims leise Hoffnung, der Prinz könne das Ganze übertrieben haben, schwand dahin. Wenn Brian es so ohne weiteres für möglich hielt, daß der Prinz in Gefahr sein könne, wenn eine Frau wie Agatha auf den Thron käme, entschied das die Angelegenheit. Er hatte sich bis dahin halb und halb eingeredet, Brian würde eine solche Möglichkeit weit von sich weisen.
»Aber das ist noch nicht alles«, fuhr Jim fort. »Ein Kobold ist durch den Schornstein in unser Quartier gekommen...«
Und er erzählte Brian von seinem Gespräch mit Kob-Eins. Und jetzt sah Brian ihn tatsächlich ungläubig an.
11
»Das ist mehr als
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