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Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Titel: Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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schwatzten nicht nur munter drauflos, sondern brachten es gleichzeitig auch zuwege, zu essen und zu trinken. Jim aß ebenfalls - obwohl er nur gemessen trank -, mußte aber zu seiner Verlegenheit feststellen, daß Angie die mittelalterlichen Tischmanieren bei weitem besser beherrschte als er. Wann sie die Zeit gefunden hatte, ihre Sachkenntnis zu entwickeln, konnte Jim sich nicht vorstellen. Zu Hause auf Malencontri benutzten sie großzügig Löffel und Gabeln, und zwar mit der Begründung, daß Jim als Magier so ziemlich alles zuzutrauen war und Angie als seine Frau seinem Beispiel natürlich folgte. Daher hatten sie genauso gegessen wie im zwanzigsten Jahrhundert und nur einige kleine Zugeständnisse an die mittelalterlichen Gewohnheiten gemacht.
    Aber hier gab es keine Gabeln. Jeder benutzte das Messer am Gürtel, um Fleisch oder andere Dinge zu zerschneiden - obwohl ein Großteil der Speisen bereits in bissengroßen Portionen serviert wurde. Löffel wurden nur für Speisen in flüssiger Form benutzt - also üblicherweise für die Soßen, auf die die Köche des vierzehnten Jahrhunderts besonders stolz waren.
    Jim hatte gelernt, seinen Dolch bei Tisch zu handhaben, wie es sich für das Mittelalter geziemte, aber der heikle Teil des Ganzen kam im Grunde nach dem Schneiden. Nachdem man sich etwas Eßbares abgesäbelt hatte, nahm man es so zierlich wie nur möglich mit den Fingerspitzen auf und führte es auf diese Weise zum Mund. Wer seine Finger zu tief in die Soße tunkte, handelte sich ein Stirnrunzeln ein, und regelmäßig kamen Dienstboten mit Wasserschalen und Tüchern, so daß man sich die unvermeidlichen Anhängsel von den Fingern spülen konnte.
    Und da saß Angie nun neben ihm und hob anmutig ein Stückchen Fleisch oder Törtchen mit den Fingerspitzen auf, wobei sie es nur gerade eben in einen Teller oder eine Schale mit Soße tunkte, wie es erforderlich war. Anschließend führte sie diese Happen geschickt an ihre Lippen.
    Während Jim also dasaß, aß und trank und gelegentlich die Fingerspitzen in einen Krug mit parfümiertem Wasser tauchte, um sie sich dann an einem Handtuch abzuwischen, versank er halb und halb in einen Tagtraum, in dem er eine Reihe verschiedener Argumente erprobte; er mußte Mnrogar irgendwie dafür gewinnen, ihm bei der Suche nach dem anderen Troll zu helfen.
    Angie und die ältere Dame setzten ihr lebhaftes Gespräch immer noch fort - ja, man konnte sagen, daß er im Prinzip verschwunden war und genausogut ein leerer Stuhl zwischen den beiden Frauen hätte stehen können. Seine Gedanken beschäftigten sich wieder mit dem Troll und dem Grafen, die Erbfeinde waren. Er malte sich ein angenehmes Szenario aus, in dem er die beiden zu einem Gespräch zusammenbrachte, in dem er selbst die Vermittlerrolle übernahm... Sie legten ihre Schwierigkeiten bei, stellten fest, daß sie einander mochten, und kamen überein, in Zukunft die Burg gemeinsam zu besitzen.
    Der Graf erzählte gerade dem Troll, daß es in einem Korridor der Burg eine Mauer mit einem geheimen Guckloch gebe und daß er eine Möglichkeit habe, sämtliche Gäste einen nach dem anderen daran vorbeiflanieren zu lassen. Der Troll konnte sie daher durch das Guckloch beobachten, im Vorübergehen ihren Geruch aufnehmen und den herausfinden, der ein Troll in menschlicher Verkleidung war. Überflüssig zu sagen, daß den Troll diese Idee in Entzücken versetzte ...
    Das Phantasiegebilde wurde jäh von einem wilden Heulen aus einem anderen Teil des Saales unterbrochen.
    Jim kehrte ruckartig in die Gegenwart zurück und blickte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Auch alle anderen Gäste am hohen Tisch und überall sonst im Saal waren nun aufmerksam gewor-
    den, und viele hatten sich erhoben, um besser sehen zu können.
    Jim hatte es insgeheim befürchtet: Brian übertrieb maßlos. Vom Podium der hohen Tafel aus konnte Jim über die Köpfe derjenigen hinweg, die sich schon in einem kleinen Kreis um Brian scharten, sehen, wo sich sein Freund auf den mit Binsen bestreuten Boden geworfen hatte. Dort lag er jetzt mit steif von sich gestreckten und zusammengepreßten Beinen auf dem Rücken, die Arme zu beiden Seiten ausgebreitet wie ein Gekreuzigter.
    »Es ist Brian!« rief ihm nun Angie aufgeregt und mit bedeutungsvoller Miene zu.
    »Das sehe ich«, sagte Jim, und seine Stimme klang in seinen eigenen Ohren gespreizt und unnatürlich. »Was kann ihm nur zugestoßen sein? Das wüßte ich doch gern.«
    »Vielleicht sollten wir

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