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Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Titel: Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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beim ersten Lichtstrahl am nächsten Morgen aufstanden, kamen aus den Felsen unerwartet Drachen zum Vorschein, Geschöpfe, die zu groß und zu mächtig waren, als daß die Tiere die Heilige Familie vor ihnen hätte beschützen können. Josef hatte Angst vor den Drachen.
    Aber der kleine Jesus beruhigte seinen Vater.
     »Fürchte dich nicht«, sagte er zu Josef. »Diese braven Geschöpfe haben lediglich die Worte Davids, des Propheten, erfüllt: >Lobet den Herrn auf Erden, ihr Drachen und ihr wilden Tiere. Lasset sie zu mir kommen.<«
    Und er hatte den Drachen seinen kleinen Arm hingestreckt, um sie zu sich zu winken, damit sie sich segnen ließen.
     Das war die Legende, soweit Jim sie noch im Gedächtnis hatte. Zwar waren seit seinem Studium von Palgraves Golden Treasury als Teil seiner Abschlußarbeit nur sechs Jahre vergangen, aber in dieser Zeit war viel geschehen, vor allem in den drei letzten Jahren in dieser Welt.
    Secoh erzählte die Legende größtenteils so, wie Jim sie in Erinnerung hatte. Aber doch nicht ganz genau so; er hat sie sehr schön mit den gegenwärtigen Verhältnissen verwoben und eine Reihe zeitgenössischer Personen mit eingeflochten.
    Mittlerweile brauchte Jim jedoch nur noch zuzuhören. Nachdem er Secoh wie eine Flasche mit schäumendem Wein entkorkt hatte, mußte er ihn daran hindern, daß er nicht bis in alle Ewigkeit weitersprudelte.
     »... Ihr seht also, was passiert ist«, sagte Secoh nun. Für ihn waren wie für jeden anderen Drachen >Geschichten< und >Geschichte< ein und dasselbe. »>Lobet den Herrn auf Erden, ihr Drachen und ihr wilden Tiere. Lasset sie zu mir kommen.<«
    »Ja«, sagte Jim.
     »Nun, Ihr versteht!« sagte Secoh. »Ihr seid ein Drache wie wir, selbst wenn Ihr einen Teil der Zeit ein Georg sein müßt. Ihr wißt, wie wir Drachen sind. Das Dumme mit den Georgs ist, daß sie uns lediglich für Tiere halten. Aber das sind wir nicht. Wir sind Drachen!«
    Endlich waren sie zum Kern all der verworrenen Stränge legendärer Erzählungen gelangt, auf den Secoh sich zugearbeitet hatte.
    Jim verstand tatsächlich.
    Als er damals hierhergekommen war und in seinem Drachenkörper gesteckt hatte, hätte er Secohs Worte, auch wenn er zu jener Zeit selbst ein Drache war, nicht verstanden. Aber jetzt schon. Er hatte zu verstehen begonnen, als der verkrüppelte Smrgol mehr durch Willenskraft als durch irgend etwas sonst Secoh buchstäblich in die Schlacht am Verhaßten Turm gezerrt hatte. Smrgol hatte Brian, Jim und Dafydd erzählt, wie das zugegangen war, und die ganze Sache mit seiner gewaltigen Baßstimme herausgedröhnt.
     »... Und einen Georg in einen Kampf ziehen zu lassen, den man selbst sich nicht aufzunehmen traut! >Junge<, sagte ich zu ihm, >komm mir ja nicht mit dem Blödsinn, du wärest lediglich ein Sumpfdrache. Die Sümpfe haben nichts damit zu tun, was für ein Drache du bist. Was wäre das für eine Welt, wenn wir alle solche Reden führten?<«
    Und Smrgol hatte versucht, jemanden nachzuahmen, der mit schriller Stimme sprach, hatte es jedoch nur vermocht, seine Worte ungefähr bis auf mittlere Baßhöhe zu heben.
    »>Oh, ich bin nur ein Feld-und-Wiesen-Drache. Da mußt du mich schon entschuldigen. - Ich bin nur ein Berhang-Drache...< >Junge!< sagte ich zu ihm, >du bist ein DRACHE! Hoffentlich geht das ein und für alle Mal in deinen Schädel! Und ein Drache handelt wie ein Drache oder er handelt überhaupt nicht!<«
    Später hatte es eine Zeit gegeben, da Brian und Jim auf einer geheimen Mission in Frankreich gewesen waren. Secoh war unerwartet mitten in der Nacht in dem Gasthaus aufgetaucht, in dem Jim wohnte. Um die Leute im Gasthaus und in der Stadt an der Entdeckung zu hindern, daß er einen Drachen in seinem Quartier hatte, hatte Jim Secoh um seiner eigenen Sicherheit willen in ein menschliches Wesen verwandelt. Secoh hatte einen einzigen Blick auf seinen mageren, natürlich nackten Menschenleib geworfen und war in blankes Entsetzen verfallen.
    »O nein!« hatte er gejammert.
    Die Wahrheit, wie Jim sie langsam begriffen hatte, war, daß Drachen sich keineswegs als eine dem Menschen unterlegene Spezies betrachten - sondern einfach nur als eine andersartige. Vor allem zogen sie die Möglichkeit, daß sie für die Georgs nur eine von vielen Tierarten sein mochten, schlechterdings gar nicht in Erwägung. Soweit es sie betraf, bestand die Hierarchie der Welt aus Drachen, einer Stufe darunter den Georgs und unter den Georgs allen anderen Tieren. Ihre Entrüstung

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