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Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Titel: Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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keine Muslime waren, bot man ihnen einen dünnen, säuerlichen Weißwein an; Brian schüttelte sich zwar, trank ihn aber trotzdem.
    Dann kamen nacheinander Frauen hervor und tanzten. Sie waren mit hauchdünnem Stoff bekleidet, der zwar anregend wirken sollte, in Wirklichkeit aber kaum mehr offenbarte als die Bekleidung der Frauen in der Oase.
    So brachten sie die Stunden hin, und irgendwann gewann Jim den Eindruck, er habe die Erinnerung an den Aussätzigen verdrängt - wenngleich er befürchtete, das Erlebnis werde ihn für den Rest seines Lebens verfolgen. Die Angst des Mannes war nicht allein von der tobenden Menge ausgelöst worden, sondern es stand ihm das Entsetzen über das ihm drohende Schicksal ins Gesicht geschrieben.
    Jim, Brian und Baiju kehrten schließlich wieder zur Karawanserei zurück. Bei ihrem Eintreten sprach sie einer der Arbeiter oder Bediensteten an.
    »Es wartet jemand auf Euch«, sagte er. »Er nennt sich Ibn-Tariq und erwartet Euch im Speiseraum der Karawanserei.«
    Jim hätte sich lieber aufs Zimmer begeben, doch Baiju und Brian wandten sich sogleich zum Speiseraum, und Jim schloß sich ihnen an. Ibn-Tariq saß im Schneidersitz in einer der kleinen Nischen. Neben dem Tisch stand eine qualmende Kohlenpfanne mit einem Pfannkuchen auf dem Rost.
    »Ah, meine Freunde!« rief er, als er ihrer ansichtig wurde. »Kommt her. Setzt Euch zu mir.«
    Sie durchquerten den Raum, und als Jim auf halbem Weg der Qualm der Kohlenpfanne in die Nase stieg, unterdrückte er den Hustenreiz, um nicht unhöflich zu erscheinen.
    »Geht es Euch nicht gut, Mylord?« vernahm er eine leise, besorgte Stimme an seinem Ohr.
    »Alles in Ordnung, Kob«, murmelte Jim. »Es ist bloß der Rauch.«
    »Der beste Rauch ist es gerade nicht«, meinte Kob. »Aber so etwas wie schlechten Rauch gibt es gar nicht.«
    Nein, dachte Jim, für einen Kobold wohl nicht; doch dann hatten sie bereits Ibn-Tariqs Nische erreicht und tauschten Begrüßungen aus. Er hatte keine Gelegenheit mehr, seinen Gedanken laut zu äußern.
    »...Ein Basarhändler, bei dem ich einen Turban bestellt hatte, überbrachte mir diesen vor einer Stunde«, sagte Ibn-Tariq. »Er berichtete mir, Ihr drei hättet seinen Laden besucht und von mir gesprochen. Außerdem meinte er, Ihr suchtet einen fränkischen Sklaven. Da ich von früheren Besuchen in Palmyra her zufällig über einige Kontakte verfüge, wäre es gut möglich, daß ich Euch helfen kann, den Gesuchten zu finden.«
     

23
     
    Jim nippte an dem unglaublich süßen und starken Kaffee, den ihm ein Bediensteter in einer winzigen Tasse serviert hatte. Daß er sich dabei die Zunge verbrannte, störte ihn nicht, denn er brauchte dringend ein Anregungsmittel, um klar denken zu können. Mittlerweile hatten sie bei Ibn-Tariq in der Nische Platz genommen.
    Der Anblick des Mannes erfüllte ihn mit Unruhe. Daß er sie ausfindig gemacht hatte und obendrein mindestens so schnell geritten war wie sie, ließ bei Jim sämtliche Alarmglocken schrillen.
    Mit seinem Angebot stimmte einiges nicht. Zunächst einmal hatte er es in Anbetracht der in diesem Teil der Welt geltenden Höflichkeitsregeln, die es geboten, erst einmal eine Viertel- bis zu einer vollen Stunde über Nebensächlichkeiten zu sprechen, ehe man sich dem Wesentlichen zuwandte, viel zu plötzlich vorgebracht. Außerdem war es für jemanden wie Ibn-Tariq, der sich im Gespräch ansonsten einer diplomatischen Umschreibung befleißigte, viel zu direkt gewesen.
    Gleichwohl lächelte er so offenherzig wie jemand, der sich darüber freute, einem guten Bekannten erfreuliche Nachrichten überbracht zu haben. Wohl wahr, Jim und Ibn-Tariq hatten in den ersten Tagen der Reise eine Menge Berührungspunkte entdeckt; Freunde aber waren sie im eigentlichen Sinn des Wortes nicht geworden.
    »Ach«, meinte Brian angeregt, »der Seidenhändler.«
    »Ja, Metaab der Seidenhändler«, sagte Ibn-Tariq. »Im Basar gibt es noch andere Seidenhändler. Metaab aber schien mir immer der ehrlichste zu sein.«
    »Er hat uns ebenfalls versprochen, uns zu helfen«, bemerkte Jim. Das war das erstbeste, was ihm eingefallen war.
    »Das sieht Metaab ähnlich«, meinte Ibn-Tariq. »Allerdings verkehrt er vor allem mit den Menschen im Basar und auf den Straßen. Meine Bekannten gehören einer gehobeneren Schicht an, und einige wären sogar in der Lage, für mich Erkundigungen einzuholen. Mir scheint, der fränkische Sklave interessiert Euch nicht nur nebenbei.« In der ungezwungenen, beiläufigen

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