Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn
und die rußgeschwärzte Decke.
»Immerhin gibt es hier ein wenig Rauch, und der muß irgendwie entweichen können. Vielleicht könnte Kob auf dem Rauch durch diese Öffnung reiten, den Qualm anderer Fackeln oder Kochfeuer zur Erkundung des Gebäudes benutzen und uns anschließend Bericht erstatten.«
Er wandte leicht den Kopf.
»Kob?« fragte er. »Meinst du, das ginge?«
Er erhielt keine Antwort.
»Kob?« Als Jim immer noch keine Antwort bekam, befühlte er den Beutel auf seinem Rücken, in dem sich der Kobold hätte befinden müssen. Der Beutel war schlaff und leer.
»Ist er weg?« fragte Brian, der Jim besorgt zugeschaut hatte.
»Ja.« Jim ließ die Hand wieder sinken. »Als wir die Karawanserei betraten, war er noch da, denn ich mußte husten vom Qualm des Kochgeräts, und darüber haben wir uns unterhalten.«
»Er wird sich doch nicht etwa ohne Erlaubnis aus dem Staub gemacht haben?« fragte Brian. »Seinen Herrn einfach verlassen? Was fällt dem eigentlich ein?«
»Ich glaube, so sind Kobolde eben«, meinte Jim nachdenklich. Ihn beschlich kalte Furcht. »Er wird doch nicht etwa gedacht haben, es handele sich um einen Notfall, und ist nach England zurückgekehrt, um Angie und Geronde Bescheid zu geben?«
»Nach England? Um Angela und Geronde Bescheid zu geben?« Brian starrte ihn fassungslos an. »Was soll das heißen?«
»Das hatte ich mit Kob vor unserem Aufbruch in England so ausgemacht. Ich habe Euch in Sir Mortimors Burg davon erzählt - erinnert Ihr Euch? Es könnte der Fall eintreten, daß ich nicht mehr in der Lage wäre, ihn dazu aufzufordern. In diesem Fall sollte er selbst entscheiden. Anscheinend hat er geglaubt, mit unserer Festnahme sei dieser Fall eingetreten, und hat sich aus dem Staub gemacht. Wir haben vielleicht nur deshalb nichts davon gemerkt, weil er nicht gesehen werden wollte. Ich wette, so war es!«
»Aber wenn er das wirklich getan hat«, entgegnete Brian, »und wenn das wirklich möglich wäre...«
»Oh, möglich ist es schon - jedenfalls für einen Kobold«, erklärte Jim. »Ich hatte den Eindruck, je weiter er von zu Hause entfernt war, desto schneller konnte er sich auf dem Rauch fortbewegen. Anscheinend hat er geglaubt, er könne von jedem beliebigen Ort in ein paar Stunden zu Hause sein.«
Sie sahen einander an.
»Und jetzt wird er Lady Angela erzählen, Soldaten hätten uns festgenommen, entwaffnet und eingesperrt?« fragte Brian.
Jim nickte düster.
»Aber dann wird sie sich doch nur unnötig Sorgen machen - und Geronde ebenfalls!«
»Das befürchte ich auch«, sagte Jim. »Er wird Angie erzählen, wir seien in Gefahr; und sie befindet sich in England, Tausende Meilen weit entfernt, und kann uns nicht helfen.«
»Sie werden uns natürlich helfen wollen«, bemerkte Brian. »Geronde ganz bestimmt.«
»Angie sicherlich auch«, meinte Jim. »Zum Glück ist das nicht möglich. Wie sollten sie denn auch hierherkommen?«
»Wie kommen wir nur dorthin?« fragte Angie, nervös in der Kemenate auf und ab gehend. Geronde saß auf der Bettkante, Kob thronte auf einem Rauchschwaden, der sich zuvorkommend vom Kaminfeuer ins Zimmer ausgedehnt hatte. Obwohl es bereits Frühling war, würden die Burgmauern die Winterkälte noch mindestens einen Monat lang aufspeichern.
»Das Geld für die Reise könnte ich wahrscheinlich zusammenkratzen«, sagte Geronde. »Aber wir würden Monate brauchen.«
»So ist es«, meinte Angie. »Geld habe ich genug da, außerdem könnten wir unterwegs das eine oder andere Schmuckstück versilbern. Aber Ihr habt recht, wir würden Monate brauchen: Weiß der Himmel, was bis dahin alles passieren kann. Wir müssen dorthin, und zwar rasch.«
Unvermittelt blieb sie stehen und fuhr zu Kob herum.
»Mylady?« fragte Kob mit aufgerissenen Augen.
»Kob - Kob Eins von Malencontri«, sagte Angie. »Jim hat mir erzählt, du hättest ihn zu einem Ausflug auf dem Rauch mitgenommen. Könntest du mit Geronde und mir das gleiche tun?«
»O Mylady!« sagte Kob. »Eigentlich sollen wir nur Kinder mitnehmen. Das mit Mylord war eine Ausnahme, weil er mein Herr ist, und Ihr seid meine Herrin. Aber Mylady Geronde kann ich wirklich nicht mitnehmen. Außerdem würde der Rauch nicht zwei Erwachsene gleichzeitig tragen. Mehr als eine Person geht nicht. Zwei Kinder könnte ich mitnehmen - aber nur zwei kleine Kinder.«
»Bah!« machte Geronde.
»Nein, er kann nichts dafür«, sagte Angie zu Geronde. »Er würde bestimmt sein Möglichstes tun. Nicht wahr, Kob?«
»Aber
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