Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn
typisches Schnauben von sich, das alles mögliche bedeuten konnte.
Jim zog hastig das Schwert und reichte es mit dem Heft voran dem Offizier, der verächtlich beiseite trat und einem der Speerträger bedeutete, es entgegenzunehmen. Dies tat der Mann, ohne allerdings den auf Jim gerichteten Speer zu senken. Anschließend übergab auch Brian widerwillig sein Schwert, ohne jedoch Anstalten zu machen, auch seine übrigen Waffen auszuhändigen.
Baiju stand auf, so daß die auf ihn gerichtete Speerspitze nun unmittelbar gegen seine Brust drückte. Mit der Linken zog er sein kurzes Krummschwert aus der Scheide und rammte dem Speerträger das Heft in den Bauch, worauf dieser das Schwert eilig ergriff.
»Gehen wir«, sagte der Offizier.
Man führte sie hinaus auf die Straße, wo sich sogleich eine Menschenmenge um sie scharte, die ihnen neugierig folgte. Nach mehrmaligem Abbiegen gelangten sie in eine schmale Gasse, wo der Offizier anscheinend die Geduld mit den Gaffern verlor und den Weg von zweien seiner Leute absperren ließ.
Jim, Brian und Baiju wurden nur mehr von dem Offizier und den verbliebenen zwei Soldaten eskortiert. Sie gingen weiter und bogen mal rechts, mal links ab, bis sie zu einer Tür in einer Steinmauer gelangten, die von einem weiteren Soldaten bewacht wurde.
Nachdem sie die enge Gasse hinter sich gelassen hatten, war der Offizier an die Spitze gerückt. Er war deutlich sichtbar, und bei seinem Nahen öffnete der Wachposten eilig die Tür. Wortlos marschierte der Offizier mit Jim und dessen Gefährten hindurch. Sie gelangten in einen verdreckten Raum, wo sich drei weitere mit Schwertern und langen Messern bewaffnete Soldaten auf schmutzigen Kissen fläzten. Anschließend traten sie durch eine Tür, die so schmal war, daß sie jeweils nur einer Person Durchlaß gewährte, auf eine finstere Treppe, die immer weiter in die Tiefe führte, bis sie schließlich auf einen Gang mit nacktem Erdboden und Steinwänden mündete.
Im flackernden Schein einer Wandfackel gingen sie noch ein Stück weiter, bis der Gang sich zu einem mit Gitterstäben in Zellen unterteilten Raum weitete. In den ersten beiden Zellen, an denen sie vorbeikamen, hockten mit Lumpen bekleidete Gestalten, die kaum mehr als lebendig gelten konnten. Dann stieß man Jim und Brian in eine leere Zelle und verriegelte hinter ihnen die Tür. Baiju blieb draußen stehen.
»Du nicht, Mongole«, sagte der Offizier. »Dich bringen wir woanders hin.«
Er und die drei Wachen aus dem oberen Raum, die ihnen nach unten gefolgt waren, nahmen den Mongolen in die Mitte und führten ihn ab. Jim und Brian sahen einander in der kahlen Zelle an.
Der schwache Schein einer Fackel erhellte den Raum. Allerdings befand sich die Fackel an der Wand gleich hinter der leeren Zelle zu Jims Linken, so daß sie ihre unmittelbare Umgebung einigermaßen deutlich erkennen konnten.
»Was meint Ihr, was sie mit dem kleinen Mann tun werden?« fragte Brian.
Jim schüttelte den Kopf.
»Ich begreife das alles nicht«, sagte er.
»Vielleicht sollte ich besser den Mund halten«, meinte Brian, »aber wäre es unter Umständen möglich, daß Ihr uns mittels Magie ...«
Er ließ den Satz unvollendet.
»Natürlich«, antwortete Jim, »aber so verzweifelt ist unsere Lage noch nicht. Wenn alle anderen Mittel versagen, bleibt uns immer noch die Magie. Allerdings sollte uns klar sein, daß es Situationen gibt, in denen auch Magie nicht weiterhilft.«
Er schaute sich um.
»Ich wüßte gern etwas mehr über diesen Ort«, sagte er. »Wirkt das auf Euch wie ein Stadtgefängnis?«
»Nicht unbedingt«, antwortete Brian zögernd. »Stadtgefängnisse sind meistens Erdverliese, wie das unter der Residenz des französischen Königs in Brest, aus dem Ihr mich und Giles herausgeholt habt. Hier ist es nicht nur trocken, sondern auch sauber.«
»Sauber?« echote Jim, sich ungläubig umschauend.
»Aber ja doch«, fuhr Brian in geradezu munterem Ton fort, »die Art Gefängnis, in denen man Leute von Stand unterbringt. Ich glaube, in der Ecke dort steht sogar ein Nachttopf.«
Jim verzichtete darauf, die Annehmlichkeiten ihrer Unterkunft in näheren Augenschein zu nehmen.
»Ich glaube, Ihr habt recht«, sagte er. »Ich wüßte gern, wie es im übrigen Gebäude aussieht. Allerdings möchte ich deswegen keine Magie einsetzen. Ich habe den starken Verdacht, daß hier noch ein anderer Magier sein Unwesen treibt - und daß er ein Auge auf uns hat.«
Er betrachtete nachdenklich die tropfende Fackel
Weitere Kostenlose Bücher