Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn
war es bereits nach Mitternacht. Jim stand eilig auf und kleidete sich an, während ihn wie stets vor einem Kampf ein Gefühl der Mutlosigkeit überkam. Am besten war er noch mitten im Gewühl, wo sich sein etwas überdurchschnittliches Gewicht und seine Größe zu seinem Vorteil auswirkten. Im Moment aber war er sich seiner Unzulänglichkeiten im Umgang mit dem Schwert, das er sich soeben umschnallte, deutlich bewußt.
Als er und Brian sich vollständig angekleidet und bewaffnet hatten, begaben sie sich zum Ursprung des Lärms, der vom Erdgeschoß nach oben drang.
Schon als sie im ersten Stockwerk anlangten, übertönte Sir Mortimors Stimme den Tumult. Sie hallte machtvoll im Treppenschacht wider.
»Dreißig Männer sind genug!« befahl der Ritter eine Etage tiefer. »Unternehmt nichts, solange sie nicht das Tor aufbrechen. Wenn es soweit ist, öffnet die Tür gerade lang genug, daß Steinschleuderer und Bogenschützen eine Salve abfeuern können, dann macht sie wieder zu und verrammelt sie. Ich glaube nicht, daß sie diesmal durchkommen. Verhaltet Euch besonnen, seid wachsam. Die Überzähligen raffen möglichst viel Stroh zusammen, tragen es nach oben und stapeln es unmittelbar über den Angreifern an den Zinnen. Das Öl im Kessel sollte mittlerweile sieden. Sobald ich hochkomme, werfen wir das Stroh auf die Eindringlinge hinunter, gießen Öl darauf und schleudern brennende Fackeln hinterher. Beaupre!«
»Ja, Sir Mortimor.« Sein pockennarbiger Stellvertreter trat vor.
»Behaltet ausreichend Schleuderer hier, um die Angreifer wirksam unter Druck zu setzen, wenn die Tür geöffnet wird. Alle anderen Schleuderer sollen mit uns aufs Dach kommen. Die überzähligen Bogenschützen ebenfalls. Vergewissert Euch, daß die Fackeln bereitliegen!«
»Die Fackeln befinden sich bereits oben und sind angezündet, Sir Mortimor«, erklärte Beaupre. »Die restlichen Schleuderer und Bogenschützen haben Stellung bezogen. Die Männer hier reichen aus, jeden Angriff auf den Gang abzuwehren. Ich werde mich um alles kümmern.«
Sir Mortimor wandte sich zur Treppe um, sah, daß Brian und Jim zu ihm herunterkommen wollten, und schüttelte den Kopf.
»Es wäre mir lieb, meine Herren«, sagte er, »wenn Ihr mich aufs Dach begleiten würdet.«
Schon drängte er sie an die Steinmauer zur Linken des Treppenschachts und zwängte sich an ihnen vorbei. Er eilte nach oben, indem er jeweils zwei Stufen auf einmal nahm, und ließ Jim und Brian weit hinter sich.
Jim, der vom vielen Treppensteigen in der Burg steife Beine hatte, blickte nachdenklich auf die vor ihm befindlichen leeren Stufen. Es erschien ihm kaum vorstellbar, daß ein Mensch imstande sein sollte, fünf Stockwerke der Burg zu überwinden, indem er jeweils zwei zwanzig bis dreißig Zentimeter hohe Stufen auf einmal nahm; nachdem er Sir Mortimor jedoch beobachtet hatte, war er bereit zu glauben, daß der Ritter sein Tempo auch bis zum Dach durchhalten würde. Wahrscheinlich trat er in dem Moment, da Jim und Brian ihm noch hinterherstiegen, bereits aufs nächtliche Dach hinaus.
Endlich gelangten sie oben an, und Jim erblickte im Schein der Fackeln, die von Männern in sicherem Abstand von der Brüstung gehalten wurden, wo sie den gegnerischen Bogenschützen kein Ziel boten, einen ansehnlichen Haufen Stroh.
Sir Mortimor stand mit leicht gespreizten Beinen ein Stück weit abseits und schaute zu, wie weiteres Stroh gebracht und auf den Haufen gelegt wurde. Das Feuer unter dem Ölkessel, den man auf den am Feuerkasten befestigten Rädern zu der Öffnung über der Decke des Durchgangs gerollt hatte, loderte hell. Der Kessel war schwenkbar auf zwei Metallarmen gelagert, so daß man ihn lediglich zu kippen brauchte, um seinen Inhalt in den darunter befindlichen Gang zu schütten. Die Hitze des Feuerkastens war noch in fünf Metern Abstand deutlich zu spüren. Jim beobachtete verwundert, wie Sir Mortimor auf einmal neben den Kessel trat und beiläufig seinen Zeigefinger tief in die darin befindliche Flüssigkeit steckte.
»Heiß genug«, sagte er und trat wieder zurück. Jim starrte den Finger an, der vom heißen Öl anscheinend keinerlei Schaden genommen hatte. Mit ein wenig Verspätung machte er sich klar, daß eine solche Menge Öl eine ganze Weile brauchen würde, bis es siedete.
»Füllt die Eimer«, befahl Sir Mortimor. »Stellt sie in einer Reihe über dem Eingang auf. Fünf Männer sollen sich bereithalten, sie auszugießen.«
Ein langer Eisenstab wurde hervorgeholt, mit
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