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Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Titel: Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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gelegenen Küche. Nach der Weite auf dem Turm kam es Jim hier seltsam stickig vor. Dort droben war es zwar kühl gewesen, aber keineswegs unangenehm kalt. Wahrscheinlich lag es an der Anspannung und dem plötzlichen Wechsel nach drinnen, von der dicken Kleidung und der Rüstung ganz zu schweigen.
    Außerdem besaß jeder wichtige Raum seinen eigenen Kamin. Das Feuer war zwar heruntergebrannt, spendete jedoch immer noch einige Wärme. Zu Jims Verblüffung ließ Kob auf einmal seinen Kopf aus dem Kamin herunterbaumeln. Er lächelte Jim zufrieden an und verschwand gleich wieder.
    Zum Glück hatte Sir Mortimor dem Kamin gerade den Rücken zugekehrt. Allerdings hätte Kob sich bestimmt nicht gezeigt, wenn jemand anders als Jim in seine Richtung geblickt hätte.
    »Nun, Sir Mortimor«, bemerkte Brian, als sie sich setzten, »wenn ich mich recht erinnere, habt Ihr gesagt, die einzige Möglichkeit, die Burg einzunehmen, bestünde darin, durchs Haupttor einzudringen. Ein solcher Versuch wurde soeben unternommen, und Ihr hattet keine große Mühe, ihn zu vereiteln. Dann habt Ehr von den Piraten wohl kaum etwas zu befürchten?«
    Sir Mortimor setzte den Weinkelch ab, den er bereits zu einem Viertel geleert hatte.
    »Unter gewöhnlichen Umständen nicht«, antwortete er. »Zumindest nicht von einer solch kleinen und schlechtbewaffneten Streitmacht wie dieser. Bei einer größeren, entschlosseneren Gruppe von Angreifern, die über Belagerungsmaschinen, Pulver und Bombarden verfügen, sähe es möglicherweise anders aus. In den Kontinentalkriegen, an denen ich teilnahm, habe ich jedoch gelernt, auf alle möglichen Überraschungen vorbereitet zu sein.«
    »Und Ihr wollt immer noch nicht, daß ich mit ein paar Männern einen Ausfall mache und ihre Schiffe in Brand setze?« fragte Brian.
    »Ohne Not will ich keinen einzigen Mann opfern«, erwiderte Sir Mortimor trocken. »Wenn Ihr die Schiffe in Brand stecken wolltet, würde das gewiß nicht ohne Blutvergießen abgehen, wie Ihr fälschlicherweise zu glauben scheint, Sir. Offen gesagt täuscht Ihr Euch auch, wenn Ihr glaubt, die Burg hätte nichts zu fürchten.«
    »Ich gebe nur Eure eigenen Worte wieder, Sir«, entgegnete Brian. »Ich wiederhole, Ehr habt gesagt, sie könnten nur durchs Haupttor eindringen; und nach allem, was ich heute gesehen habe, wird ihnen das niemals gelingen.«
    »In Gottes Namen!« erwiderte Sir Mortimor und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Was Ihr heute nacht gesehen habt, war längst noch nicht alles. Die Angreifer können ihren Druck noch beliebig verstärken und Maschinen oder eine ausreichende Anzahl entschlossener Männer aufbieten, die solange angreifen, bis die Burg eingenommen ist!«
    Er und Sir Brian fixierten einander; Jim hatte sämtliche Muskeln angespannt. Wenn zwei Männer mit den goldenen Sporen der Ritterschaft solch unverblümte Worte gebrauchten statt der Höflichkeiten, mit denen ihre Rede üblicherweise gespickt war, dann war ein Waffengang nicht mehr fern.
    »Von beidem ist nichts zu sehen«, sagte Brian.
    »Nein«, erwiderte Sir Mortimor, »aber wenn Ihr ihnen die Boote ansteckt, schneidet Ihr ihnen den Rückzug ab. Wenn sie nicht mehr wegkönnen, dann ist die Einnahme der Burg ihre einzige Hoffnung. Die Piraten ziehen nicht los, um getötet zu werden, sondern um Beute zu machen. Aber wenn man sie in die Enge treibt, werden sie kämpfen wie jeder andere auch. Und zwar nicht mehr unwillig, sondern mit der Bereitschaft, notfalls zu sterben - jawohl, zu sterben! So wie die Dinge im Moment liegen, fehlt es ihnen an der nötigen Entschlossenheit, um das Eingangstor zu überwinden.«
    Er und Brian fixierten einander abermals.
    »Wenn man ihnen keine Wahl läßt«, fuhr Sir Mortimor fort, »werden sie solange gegen das Eingangstor anrennen, bis es nachgibt, ganz gleich, wie viele Männer dabei getötet werden. Die Schwächeren wird man zuerst in die Pflicht nehmen, dann die Nächstschwächeren und so weiter.«
    »Irgendwann werden sie das nicht mehr mitmachen«, wandte Sir Brian ein.
    »Nicht unbedingt«, entgegnete Sir Mortimor. »Wenn man uns den Dschihad erklärt, den Heiligen Krieg, dann kennen die Männer dort draußen keine Hemmungen mehr, das verspreche ich Euch. Sie werden das Tor mit Rammböcken bearbeiten, und die Männer, die sie bedienen, werden sterben; daraufhin werden weitere Männer vorgeschickt, die ebenfalls sterben werden. Am Ende aber werden sie auf den Gang vordringen, und der erste und die Nachfolgenden werden

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