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Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Titel: Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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an einer Unternehmung beteiligt, die auf eine Rebellion gegen den König hinauslief – und das trotz seines Gefühls von vollkommener Loyalität dem König gegenüber. Wie Brian das vor sich selbst rechtfertigte, hatte Jim immer noch nicht begriffen, aber sicherlich war das Gewissen, das damit fertig werden mußte, in den Winterschlaf gegangen.
    Erstmalig fühlte Jim jetzt, wie der Zweifel sich ausbreitete. Vielleicht war es gar nicht an ihm loszuziehen, um den kleinen Robert zu suchen und zu finden…
    Sie erreichten eine Lichtung. Das spärliche Gras unter den Pferdehufen endete jäh entlang einer Linie, an der eine andere Landschaft begann – ein steiniges, abstoßendes Land voller verkrüppelter Bäume. Silbernes Licht hüllte alles ein, was Jim betrachtete, und etwas wie eine weiße Sonne war über den Bäumen schwach zu erkennen.
    Aber nicht dadurch wurde er plötzlich aus seiner Selbstbetrachtung gerissen. Es war die Stimme, die nach ihnen rief.
    »Halt!« schrie die Stimme – und sie gehörte Carolinus.
     

Kapitel 21
     
    JIM FIEL SOFORT AUF, daß Carolinus aussah, als hätte er einen Kampf mit einem Bären hinter sich. Seine rote Robe war zerrissen und am Saum beschmutzt. Sein Gesicht war ausgemergelt und schlaff – sicher hatte er lange keinen Schlaf bekommen. Aber seine Stimme war kräftig wie immer.
    Er war jedoch eher eine Projektion denn ein lebender, dreidimensionaler, echter Carolinus. Beim ersten Wort hatten Jim, Brian und Dafydd automatisch ihre Pferde gezügelt. Nun starrten sie ihn alle an, wie er anscheinend gut zehn Zentimeter über dem Boden schwebte, vielleicht drei Meter vor ihnen. Seine Augen blickten sie nicht an, sondern sahen an ihnen vorbei, als wäre er blind.
    »Bevor ihr Lyonesse betretet, müßt ihr eine Warnung hören.« Seine Stimme klang seltsam – formell und orakelhaft. »Beachtet, daß ihr im Begriff steht, ein Land aus Schwarz und Silber zu betreten, wo keine anderen Farben existieren. Nach und nach mag es scheinen, daß die Farben der euch bekannten Welt zurückkehren. Aber bevor das Schwarz-und-Silber vollkommen verschwunden ist, müßt ihr selbst gegangen sein! Wenn ihr wartet, bis ihr kein Schwarz-und-Silber mehr seht, sondern alles so scheint, als wäre es in echtes Sonnenlicht getaucht, dann seid ihr bereits gefangen. Ihr könnt dann niemals nach Hause zurückkehren und müßt statt dessen für immer in Lyonesse bleiben. Jetzt muß ich…«
    »Still!« schrie Jim und deutete mit dem Finger auf den Magier. Es war nur eine schwache Hoffnung, eine fast verzweifelte Reflexhandlung, Carolinus so am Verschwinden hindern zu können, denn Jim hatte plötzlich gefühlt, daß genau das passieren würde, wenn der Magier erst einmal aufhörte zu sprechen. Jims Ruf führte zu einem merkwürdigen Ergebnis.
    Die Projektion brach beim letzten Wort ab, begann dann wieder von vorne und wiederholte genau dieselben Worte.
    »Halt! Bevor ihr Lyonesse betretet…«
    Die Projektion von Carolinus fuhr bis zu dem Punkt fort, an dem Jim sie unterbrochen hatte, dann ging es im üblichen gereizten Tonfall des Magiers weiter: »…muß ich gehen, da ich nur einen Augenblick Zeit hatte, mit euch zu sprechen. Aber laßt mich noch eins hinzufügen: Lyonesse ist ein Land der Magie, von alter, sehr alter Magie. Traut euren Augen nicht. Ein Zwerg könnte ein Riese sein, eine Hütte eine Burg oder eine Burg eine Hütte. Eine Jungfrau in Not könnte wirklich eine Jungfrau in Not sein – womöglich aber auch ein tödlicher Feind. Wo ihr einen Ritter seht, könnten zwanzig sein. Ich muß euch jetzt verlassen. Lebt…«
    Es blitzte rot auf, und Jim fiel der Projektion hastig wieder ins Wort. Diesmal ohne Erfolg – Carolinus erlosch wie eine Kerze im Luftzug.
    Jim sah Brian und Dafydd auf den Pferden neben sich an und fühlte sich plötzlich schuldig. Er war der einzige, der die Pflicht hatte, die Grenze zu überschreiten, und vielleicht sollte er allein gehen. Gerade noch rechtzeitig sah er davon ab, den Vorschlag laut auszusprechen, da ihm bewußt wurde, daß die beiden ihn nur als beleidigend empfinden würden.
    Er war doch tatsächlich lernfähig, dachte er grimmig. Seltsamerweise fühlte er sich jetzt besser.
    »Was meint Ihr, James«, sprach Brian ihn an. »Gibt es da eine Lehre, die wir aus dem Ganzen ziehen sollten, bevor wir weiterreiten?«
    »Tja, offensichtlich müssen wir vorsichtig sein.« Er dachte einen Augenblick nach und fuhr dann fort: »Wie es scheint, ist es gefährlich, zu lange in

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