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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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herumwühlte, aus dem er schließlich einen Gegenstand hervorzog, der an einen ledernen Brustpanzer erinnerte. Er war glatt und von undefinierbarer Farbe, irgendwo zwischen braun und schwarz, und vorne, genau in der Mitte, glitzerte etwas, das Sofia fast lebendig vorkam.
    » Den habe ich in meiner Heimat gefunden«, meinte der Professor. » Der ist so alt, dass du es dir kaum vorstellen kannst: mindestens dreißigtausend Jahre.«
    Sofia starrte ihn ungläubig an. Eigentlich konnte es keine Gegenstände aus Leder oder anderem organischen Material geben, die so lange erhalten blieben.
    » Die Weste ist aus Drachenschuppen gefertigt«, kam der Professor ihrer Frage zuvor.
    » Willst du damit sagen, dass man einen Drachen geopfert hat, um sie herzustellen?«
    Sofias Vormund lächelte. » Ach was. Drachen häuten sich zweimal in ihrem Leben. Die alte Haut, die sie ablegen, kann man verwenden und weiterverarbeiten. In Lungs Volk hatte das Tradition.«
    Sofia war beruhigt.
    » Auch diese Schutzweste wurde von ihnen hergestellt. Sieh mal hier.« Der Professor deutete auf einen hellen Punkt in der Mitte. Sofia beugte sich vor und betrachtete ihn genauer. Das schien ein kleiner gläserner Talisman zu sein, in dessen Innerem etwas wie ein Herz pulsierte. » Das ist ein Blättchen des Weltenbaums. Natürlich ist es vertrocknet, als Nidhoggr seine Wurzeln kappte. Doch die Kräfte sind nicht versiegt. Dieser Brustpanzer«, fuhr der Professor fort, während Sofia ihm gespannt lauschte, » wurde eigens gefertigt, um vor den Kräften der Lindwürmer zu schützen. Er war bei allen Schlachten dabei und hat auch den letzten Kampf unbeschadet überstanden.«
    Bei diesen Worten überkam Sofia ein seltsames, schwer zu beschreibendes Gefühl, halb Schmerz, halb Freude. Sie konnte sich selbst nicht erklären, woher es kam, doch im Grunde ihres Herzens drängte es sie plötzlich danach, in den Kampf zu ziehen und alles zu geben, um zu siegen.
    » Verständlicherweise ist der Schutz nicht mehr so stark, wie er einmal war, doch solange im Weltenbaum noch ein wenig Leben ist, ist auch dieses kleine Blatt nicht ganz tot und wartet wie der Baum darauf, die Früchte zurückzugewinnen und wieder zu vollem Leben zu erwachen.«
    » Dann darf ich die Weste also tragen?«
    Der Professor hatte genickt. » Ja natürlich, dazu ist sie ja da. Als ich noch einmal über euren letzten Kampf nachgedacht habe, fiel mir ein, dass dieser Brustpanzer eigentlich gegen die schwarzen Flammen dieser blonden Frau, von der du mir erzählt hast, schützen müsste. Natürlich kann ich dir nicht versprechen, dass es funktioniert. Aber einen Versuch ist es wert, nicht wahr?«, meinte er.
    Dann half er ihr, die Weste anzulegen. Das war nicht ganz einfach, denn sie war nicht Sofias Größe. Dieser Brustharnisch war für einen erwachsenen Mann gefertigt und nicht für den zierlichen Körper eines jungen Mädchens. Da konnte sie die Riemen und Schnallen an den Seiten noch so fest anziehen, er saß an Schultern und Hüften einfach nicht richtig. Außerdem war er zu lang, sodass er ihre Bewegungsfreiheit einschränkte. Als sie sich im Spiegel betrachtete, schüttelte sie nur den Kopf. Vor sich sah sie die lächerliche Figur eines Knappen, der unbedingt den Helden spielen wollte und einmal die bewunderte Rüstung seines Herrn anprobiert hatte. Trotz allem aber empfand sie dieses Stück als ihres. Da der Brustpanzer einmal ihren Vorfahren gehört hatte, war ihr nun, als trage sie ein Stück Geschichte am Leib. Ihre Geschichte, und dieses Gefühl machte ihr wieder Mut.
    » Pass gut auf dich auf, ja?« Die Stimme des Professors riss sie aus ihren Gedanken.
    Der Augenblick war da. » Keine Angst. Diesmal kannst du dich auf mich verlassen«, versprach Sofia.
    Damit drehte sie sich um. Vor ihr lag ein Feldweg, der sich zwischen uralten Olivenbäumen entlangzog. Nur schwach beschien das Mondlicht ihre Wurzeln, die den Boden durchdrungen hatten und sich gegenseitig den wenigen Platz streitig machten. Dahinter, halb verdeckt von den Baumkronen, erkannte sie die Umrisse der Villa. Und plötzlich war die ganze Entschlossenheit verraucht, die Sofia gerade noch gespürt hatte. Ihr Mund wurde trocken, und als sie dann noch einmal in die Augen ihres Vormunds schaute, der sie so vertrauensvoll anblickte, verließ sie vollends der Mut. Woher nahm er nur diese unerschütterliche Sicherheit? Bisher war sie doch jedes Mal gescheitert?
    Hör auf, herumzujammern!
    » Ich gehe dann«, sagte sie leise und

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