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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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willst, ist sie dein.«
    Zweifel streiften ihn nur für den Bruchteil einer Sekunde. Das Verlangen, mit Giada zusammenzukommen, war so stark, dass es alles andere verdrängte. Die Rettung lag gleich vor ihm, nur wenige Zentimeter entfernt, und glitzerte einladend zwischen Nidas eiskalten Fingern. Ohne sich wirklich darüber im Klaren zu sein, was er da tat, streckte Mattia seine heftig zitternde Hand aus und nahm das Instrument an sich. Kalt und hart fühlte es sich an, vor allem aber echt.
    » Warum hilfst du mir eigentlich?«, fragte er in einem letzten Anflug von Zweifel.
    » Wie gesagt, weil ich eine Fee bin. Und wir Feen sorgen dafür, dass Wünsche wahr werden. Der Wunsch muss nur stark genug sein. Denn wenn man etwas wirklich will, erreicht man es auch. Du hast dir nichts sehnlicher gewünscht, als ein anderer zu werden und damit dein Leben zu verändern. So soll es sein. Es ist meine Bestimmung, Menschen wie dir zu helfen.«
    Obwohl sie so freundlich lächelte, blickte Mattia sie zunächst weiter zweifelnd an. Dann aber fühlte er sich plötzlich so tief überzeugt, dass er zum ersten Mal, seit sie aufgetaucht war, ihr Lächeln erwiderte. Fest schloss er die Faust um das eigenartige Instrument und schaute sie mit glänzenden Augen an. » Vielen, vielen Dank.«
    Nida zuckte mit den Achseln. » Feenpflicht.«
    Mattia wusste nicht, was er sagen sollte. Das Gerät faszinierte ihn, schüchterte ihn aber auch ein. Wie auch immer, er würde es nicht mehr hergeben. Immer aufgeregter pochte sein Herz. Vielleicht nahmen zumindest in diesem Traum die Dinge für ihn einen anderen Verlauf, als er es gewohnt war. Erneut hob er den Blick, um sich von der Fee zu verabschieden. Aber da war sie zu seinem großen Erstaunen schon verschwunden. Als hätte sie sich in Luft aufgelöst. Er stand allein am Flussufer und der Kopf schmerzte ihn ein wenig. Benommen, wie gerade aus einem Traum aufgewacht, so fühlte er sich. Mit verlorener Miene drehte er sich suchend in alle Richtungen.
    » Alles in Ordnung?«
    Wie von der Tarantel gestochen, schrak Mattia auf. Als er merkte, dass es sich bloß um einen Straßenkehrer handelte, seufzte er laut und versuchte dann, seinen keuchenden Atem zu beruhigen.
    » Ist was passiert?«, fragte der Mann nach. Er hatte einen Besen in der Hand und schaute seltsam drein.
    » Nein, nein, alles okay«, murmelte Mattia, aber es klang wenig überzeugt.
    » Ich hab dich hier allein am Ufer stehen sehen. Was macht der da wohl, hab ich mich gefragt, denn Jungen in deinem Alter sieht man hier selten …«
    Mattia trat einen Schritt zurück. » Nein, wieso … ich war ja nicht allein, ich hab mich unterhalten mit …« Er brach ab. » Entschuldigen Sie, aber haben Sie hier vielleicht eine Frau gesehen …?«
    Der Mann blickte ihn misstrauisch an. » Du warst allein«, antwortete er.
    Fabelhaft, jetzt war er auch noch verrückt geworden. Fett, Streber und wahnsinnig. Das konnte ja heiter werden. Ratlos massierte er sich die Stirn und starrte zu Boden.
    » Brauchst du vielleicht einen Arzt?«
    Mattia hörte dem Mann kaum noch zu, so gebannt starrte er auf seine Handfläche, die leer war. Er atmete tief durch. Ruhe. Er musste Ruhe bewahren. Es war eben nur ein Traum gewesen. Er hatte mit offenen Augen geträumt. Um ein strahlendes Lächeln bemüht, blickte er auf.
    » Vielen Dank. Es ist wirklich alles okay. Ich war nur in Gedanken.«
    Der Straßenkehrer schaute ihn noch eine Weile an. » Wie du meinst«, erklärte er dann achselzuckend.
    Mattia wandte sich der Treppe zu, die zur Uferstraße hinaufführte, während der Mann noch irgendetwas vor sich hin brummte. Er fühlte sich leer und enttäuscht. Es wäre wirklich zu schön gewesen, ein ganz anderer zu sein, ein echt cooler Typ. Zu schade …
    Während er die ersten Stufen nahm, geschah es: Da war sie wieder. Plötzlich sah er ihr leicht kindliches Gesicht im Halbschatten unter der Brücke. Aber nur für einen kurzen Moment. Als er die Augen zusammenkniff, um sie besser sehen zu können, war die Erscheinung schon wieder verschwunden. Doch die Fee hatte ihm zugelächelt, da war er sich ganz sicher. Unwillkürlich glitt seine Hand in die Tasche und da fühlte er tatsächlich das kalte Metall. Sein Herz setzte einen Schlag aus. Atemlos hetzte er die Stufen hinauf, erreichte die Uferstraße und begann zu rennen, so als fliehe er vor irgendetwas.
    Unter der Brücke, dort wo der Schatten am düstersten war, stand Nida und beobachtete lächelnd, wie er davonrannte.
    »

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