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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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mit dem du überall richtig auftreten kannst, ohne dich für fette Oberschenkel oder dicke Finger schämen zu müssen.«
    Mit einem Mal sah sich Mattia in einen Typ verwandelt, wie sie vorne auf Zeitschriften abgebildet waren, mit den richtigen Klamotten, dem richtigen Gesicht und den richtigen Freunden. Ein Typ, der alles im Griff hatte, der keine Fehler machte und immer wusste, was er sagen musste. » Ach ja …«, seufzte er sehnsüchtig.
    » Du bist wie ein Schmetterling, Mattia. Du musst dich nur noch entpuppen, zu voller Schönheit entfalten. Und ich kann diese Wandlung vollziehen.«
    » Im Ernst?«, rief Mattia ungläubig.
    » Tu doch nicht so. Im Grunde weißt du doch schon, dass es möglich ist.«
    Die Frau hatte recht. Es war, als habe sich die ganze Welt um ihn herum verwandelt. Der Teil seines Verstandes, der ihn warnte, auf der Hut zu sein, meldete sich nur noch mit weit entfernter, kaum mehr vernehmlicher Stimme. Vielleicht wurden manche Märchen doch wahr.
    Nida lächelte weiter und zog nun auch die andere Hand aus der Tasche und öffnete sie vor Mattias Augen. Ein eigenartiger metallener Gegenstand, einer kleinen Spinne nicht unähnlich und so kompakt wie ein Computerchip, glitzerte in der Sonne.
    Mattia betrachtete ihn verzaubert. » Was ist das?«
    » Die Lösung deiner Probleme. Damit schaffst du es, deinen Kokon zu verlassen. Oder hast du deinen fetten Körper etwa nicht satt?«
    » Doch, und wie!«, stieß Mattia zornig hervor.
    » Hast du deine schäbigen Kleider und dein unbeholfenes Auftreten satt?«
    » Oh ja, du glaubst gar nicht, wie satt ich das alles habe«, antwortete er immer überzeugter, fast grimmig.
    » Dann nimm das und alles wird anders sein. Du wirst ein neuer Mensch, du wirst der Junge, der du immer sein wolltest. Ein toller Typ, mit den richtigen Klamotten, dem richtigen Gesicht und den richtigen Freunden. Genau so, wie du es dir gerade eben gewünscht hast«, fuhr Nida mit wissendem Lächeln fort, und einen Moment lang wusste Mattia nicht, was er sagen sollte. Dann schüttelte er den Kopf. Seine skeptische Seite meldete sich.
    » Nein, das ist unmöglich. Das wäre ja wie in einem Comicheft: Jemand findet ein magisches Objekt und verwandelt sich damit einfach in jemand anderen. Die Wirklichkeit sieht aber leider ganz anders aus.«
    Die junge Frau runzelte die Stirn und schien zu überlegen. Dann stand sie auf und legte die Jacke ab, unter der sie einen superknappen Jeansrock und ein eng anliegendes rotes Oberteil trug. Langsam drehte sie Mattia den Rücken zu, während er sie nur sprachlos anstarrte. An der Wirbelsäule entlang zog sich eine Art Eisenkette, die oben und unten aus dem engen Oberteil hervorschaute. An den einzelnen Gliedern der Kette saßen spitze Krallen, die in den Wirbeln verhakt waren. Mit einem Finger drückte Nida nun auf eine Stelle im Nacken, woraufhin sich die Krallen zurückzogen und die Ringe zusammenschnurrten. Und im nächsten Moment war die ganze Kette zu einem kleinen metallenen Gegenstand geschrumpft, der jenem ganz ähnlich war, den sie ihm gerade gezeigt hatte. Als sie diesen nun von ihrem Nacken löste, verschrumpelte augenblicklich ihre Haut, ihre Haare bleichten aus und ihr Rücken krümmte sich. Sie drehte sich zu Mattia um, der große Mühe hatte, sie überhaupt wiederzuerkennen. Richtig unheimlich sah sie aus. Ihr Gesicht war voller Falten, und ihre Augen, klein und matt, wie von einem milchigen Schleier verhangen, versanken in einer schlaffen, farblosen Haut. Selbst ihr Lächeln, das so offen und natürlich gewirkt hatte, war zu einem furchterregenden Grinsen geworden. Zwar gruselte es ihn vor diesem Anblick, aber dennoch rührte er sich nicht, denn weiterhin verspürte er ein seltsames Vertrauen zu dieser Frau, die ihn offenbar auf wundersame Weise verzaubert hatte.
    » Ohne …«, lächelte Nida und entblößte ihr zahnloses Zahnfleisch, » … und mit …« Sie nahm das Instrument zwischen zwei Finger und steckte es an seinen Platz im Nacken zurück. Im selben Augenblick verwandelte sie sich wieder in das schöne, ein wenig freche Mädchen, das er gerade kennengelernt hatte, zurück. » Nun? Überzeugt?«
    Mattia war vollkommen entgeistert. Er schien also tatsächlich in einem Comic gelandet zu sein. Dieses silberne kakerlakenförmige Instrument würde vielleicht genügen, um ihn genauso unwiderstehlich zu machen wie den Jungen, der Giada von der Schule abholen durfte. Ein Gedanke, bei dem ihm leicht schwindelig wurde.
    » Wenn du

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