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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Professor verstummte und Sofia fuhr aus ihren Gedanken hoch.
    » Wie?«
    » Mittagessen gibt es um zwölf und Abendessen um sieben«, wiederholte er. » Ich lasse dich jetzt allein. Du wirst sicher auspacken und dich hier ein wenig einrichten wollen, nicht wahr? Damit du dich hier bald richtig heimisch fühlst und dieses Zimmer wirklich als das deine betrachtest …«
    Sofia nickte und versuchte dabei, überzeugend zu wirken, doch die Gedanken, die ihr durch den Kopf rasten, machten sie schüchtern. Auch die Worte des Professors schienen voller Andeutungen zu stecken. Aber das konnte bloßer Zufall sein. Während sie noch über diese Dinge nachdachte, merkte sie plötzlich, dass der Mann, der sie zu sich genommen hatte, bereits hinausgegangen war und sie allein gelassen hatte.

7
    Metallene Flügel

    Mattia hatte sich im Bad eingeschlossen und betrachtete sich im Spiegel. Der Schweiß war ihm ausgebrochen, denn die Entscheidung fiel ihm so schwer.
    » Mit und ohne, mit und ohne«, murmelte er immer wieder, um sich auf diese Weise Mut zu machen, und stellte sich bereits vor, wie er ohne Doppelkinn und Pausbacken aussehen würde. Ein toller Typ mit entschlossenem Blick.
    » Und wenn Nida überhaupt keine gute Fee ist? Wenn sie mich hereingelegt hat? «
    Den Blick auf die metallene Spinne gerichtet, stand er da und zögerte. Er war im Begriff, eine Dummheit zu machen. Zu leicht hatte er sich beeindrucken lassen, und das nur, weil er überzeugt war, allein nie die Kraft zu finden, sich wirklich zu verändern, besser anzukommen und Giada zu gefallen.
    Ach ja, Giada. Nun hatte er wieder das Bild vor sich, wie sie diesen anderen Jungen auf den Mund küsste, und bei der Erinnerung verkrampfte sich sein Magen so heftig vor Abscheu und Schmerz, dass es wehtat. Was hatte er schon zu verlieren, wenn sich das Ganze als Einbildung erweisen sollte? Es versuchen, an diesen Traum glauben – das war seine einzige Chance. Schlimmstenfalls würde eben nichts passieren.
    » Giada ist diesen Sprung ins kalte Wasser wert. Für sie muss ich es tun. «
    Er schloss die Faust um das Gerät und führte es dann hinter den Kopf, wie er es bei der Fee gesehen hatte. Langsam löste er ein wenig die Finger, hielt es nur noch an der Rückseite und näherte es so mit zitternder Hand seinem Nacken. Ob es wohl wehtun würde? Nein, Nida hatte dabei keine Miene verzogen, also schien der Vorgang völlig schmerzlos zu sein.
    Er gab sich einen Ruck, presste sich die kleine Metallspinne in den Nacken und kniff die Augen zu. Einige Augenblicke vergingen, nichts geschah.
    » Da haben wir’s. Es gibt eben keine Wunder und ich Idiot hätte fast noch daran geglaubt … «
    Er hatte den Gedanken noch nicht richtig zu Ende gedacht, da durchströmte eisige Kälte seinen Körper von Kopf bis Fuß und lähmte ihn. Die Metallspinne verkrallte sich in seinem Fleisch, ihre Beine spreizten sich und griffen aus, die gesamte Wirbelsäule hinab.
    Erschrocken wollte er die Hände zum Rücken führen, wollte um sich schlagen, doch selbst zum Schreien fehlte ihm die Kraft. So stürzte er auf die Fliesen im Bad, die ihm, als er sie mit der Wange berührte, fast warm vorkamen. Die Kälte des Todes hatte ihn überkommen. In panischer Furcht, zu keinem klaren Gedanken mehr fähig, lag er steif wie ein Brett auf dem Boden, unfähig, auch nur den kleinsten Muskel zu bewegen. Hätte er doch wenigstens nach seiner Mutter oder sonst irgendjemandem rufen können.
    » Was für ein beschissenes Ende « , schoss es ihm im letzten bewussten Moment durch den Kopf. Dann wurde alles schwarz.
    Ganz ruhig richtete Mattias Körper sich auf. Er betrachtete seine Hände, bewegte sie prüfend. Dann hob er den Kopf und musterte sich mit gleichmütiger Miene im Spiegel: Sein Aussehen hatte sich nicht verändert, das Gesicht war rund, die Wangen voll. Und dennoch war er nicht mehr Mattia. Sein Blick war kalt, seine Pupillen feurig rot. Während er noch so dastand, hörte er ein leises Ratschen, seine Schlafanzugjacke zerriss und aus den Schultern begannen zwei Flügel herauszuwachsen, die schnell größer und größer wurden. Sie waren ganz aus Metall und funkelten im kalten Licht der Neonröhre über dem Spiegel. Bald hatten sie eine solche Größe erreicht, dass sie kaum noch in das kleine Badezimmer passten.
    Als er Schritte im Nebenraum hörte, fuhr er herum. Leise und unsicher schien sie näher zu kommen. Langsam öffnete sich die Badezimmertür, und eine Frau im Morgenmantel erschien auf der

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