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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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verzierten Einbänden, Bücher neueren Datums, Taschenbücher, mit Klammern oder Schnüren zusammengehaltene Mappen, Zeitschriften, dünn und abgegriffen. Es war fantastisch, das Erste, was sie nicht ängstigte oder einschüchterte, seit sie dieses Haus betreten hatte.
    » Na ja, ein Mensch, der so viel für Bücher übrig hat, kann so schlecht nicht sein « , sagte sie sich.
    Den größten Eindruck auf Sofia machte aber der Baum. Sie hatte sich also nicht getäuscht, als sie ihn von draußen gesehen hatte. Er stand tatsächlich mitten im Raum, wurzelte tief im Fußboden und entschwand oben durch das Dach. Eine uralte, riesige Eiche, die aus den Fundamenten des Hauses zu wachsen schien. Darum herum wand sich eine Wendeltreppe von Ast zu Ast hinauf.
    » Nun, was sagst du? Gefällt es dir?«, wandte sich der Professor an Sofia.
    Sie nickte mit einem gequälten Lächeln. Auch wenn die Bibliothek sie begeisterte, fühlte sie noch viel zu beklommen, was die übrige Villa bei ihr hervorgerufen hatte.
    » Das Haus wurde um die Eiche herum gebaut. Der Baum ist so prächtig, dass ich es viel zu schade fand, ihn zu fällen«, erklärte der Professor, als handele es sich um das Selbstverständlichste der Welt. » Zu deinem Zimmer geht’s dort hinauf«, setzte er dann noch hinzu.
    Er nahm die erste Stufe der Treppe, die um die Eiche herum führte, und streckte Sofia lächelnd die Hand entgegen.
    Verdattert stand sie einige Augenblicke da und rührte sich nicht. Ihr war, als sei sie plötzlich in eine Geschichte aus einem dieser vielen Bücher um sie herum geraten, nur wusste sie noch nicht, ob es sich um ein Gruselmärchen oder einen Fantasyroman handelte. Endlich folgte sie dem Professor. Sofort erfasste sie ein Schwindel, während sie die Treppenstufen unter ihren Füßen knarren hörte. Mit einer Hand hielt sie sich am Baumstamm fest, dessen raue Rinde sich irgendwie warm anfühlte, und diese Wärme beruhigte sie ein wenig.
    Am Ende der Treppe, dort wo der Baum mit den ersten Ästen die Decke durchstieß, wartete der Professor auf sie und strahlte wie ein kleiner Junge vor einem neuen Spielzeug.
    Er ging voraus und deutete dann auf eine Tür am Ende eines Flures.
    » Nur hinein, junge Dame«, sagte er, während er sie vorbeiließ.
    Sofias Herz setzte einen Schlag aus, als sie die Hand auf die schwere Klinke legte und die Tür aufstieß.
    Es war so hell, dass es sie fast blendete. Anders als der Rest der Villa war dieser Raum lichtdurchflutet. Er besaß ein breites Fenster mit geöffneten Läden – das einzige Fenster bisher, das auf den See hinausging und einen herrlichen Ausblick bot. Marmor überall ließ das Zimmer in einem fast grellen Weiß erstrahlen. Sofia stand mit offenem Mund da und brachte kein Wort heraus. Einen Ort, der ihren Träumen so nahe kam, hatte sie im wahren Leben noch nie gesehen. Er hatte etwas von der fliegenden Stadt. Die feinen Säulen, die den Baldachin über dem Bett trugen, das alles beherrschende Weiß und dann die Drachen. Es war absurd, aber bis zu diesem Moment, da sie ihren Traum in dem hellen Raum gespiegelt sah, hatte sie es sich nie richtig klargemacht: In der fliegenden Stadt wimmelte es von Drachendarstellungen. Da gab es einen Springbrunnen, dessen Fontäne aus einem Drachenmaul sprudelte. Auf einer der Hauptstraßen wandelte man über ein Drachenmosaik. Und dann die vielen Kapitelle in Drachenform.
    » Nun, was sagst du?«, fragte der Professor, wobei er sie seltsam gespannt anschaute, so als hoffe er, durch ihre Reaktion bestätigt zu bekommen, dass er sich nicht getäuscht hatte.
    » Das … das … ist ein Traum …«, stotterte sie, und sofort lächelte er, während er sich seine Brille auf der Nase zurechtrückte.
    » Hab ich’s doch gewusst«, murmelte er und hob dann wieder die Stimme, um all die Herrlichkeiten dieses Raumes zu preisen. » Der Kleiderschrank ist natürlich ganz für dich allein, und der Schreibtisch … nun, wie du siehst, war ich so frei, dir ein paar Bücher zusammenzustellen. Sie sollten der richtige Einstieg sein, um ein gebildetes Mädchen aus dir zu machen. Doch heute ruhst du dich erst einmal aus, morgen machen wir uns dann an die Arbeit. Du hast auch ein eigenes Bad …«
    Sofia stand da und hörte ihm nur mit einem Ohr zu. Zu sehr beschäftigte sie die Frage, wie dieser unglaubliche Zufall nur möglich war. Oder war es eine schicksalhafte Fügung, dass dieser Raum so sehr ihren Träumen entsprach? Was steckte dahinter?
    » … um sieben.«
    Der

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