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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Garten?«
    » Ich weiß nicht …«
    » Ach, komm …« Lidja setzte eine schelmische Miene auf. » Du bist einfach zu brav, Sofia … Komm mit!«
    Sie lief vor Sofia ins obere Stockwerk hinauf und ließ sich deren Zimmer zeigen. Beim Eintreten verharrte sie einen Augenblick verwirrt auf der Schwelle, und Sofia fragte sich, ob das wohl etwas mit dem Traum zu tun hatte, den sie offenbar teilten. Doch ihr Gast erholte sich rasch, trat zum Fenster und öffnete es.
    » Ich schau mal nach, wie es draußen aussieht. Falls es okay ist, rufe ich dich, und du kommst nach.«
    Sofia verstand nicht recht, was die andere vorhatte. Aber da sah sie schon, wie Lidja durch das Fenster entschwand, und erfasste die Situation in ihrer ganzen Dramatik. » Das ist bestimmt keine gute Idee«, rief sie ihr hinterher.
    Doch Lidja war schon verschwunden.
    Sofia lief zum offenen Fenster, musste aber kurz davor stehen bleiben, denn in ihren Ohren begann es, laut zu dröhnen, und in ihrem Kopf, sich alles zu drehen.
    Plötzlich hatte sie wieder Lidjas Gesicht vor sich. Aber verkehrt herum, denn das Mädchen sah sie mit dem Kopf nach unten vom Dach aus an, so als sei dies die normalste Sache der Welt. Sie war auf die Dachgaube geklettert und baumelte nun, mit den Füßen dort eingehakt, über dem Fenstersims. » Komm, das ist wirklich nicht schwierig. Das schaffst du auch, wenn du …« Sie brach ab und schaute Sofia halb neugierig, halb besorgt an. Diese war blass wie ein Leintuch. » Was hast du denn?«
    » Dem Professor würde das ganz sicher nicht gefallen …«, murmelte sie leise.
    » Wen juckt’s? Außerdem, wenn man’s genau nimmt, verstoßen wir noch nicht mal gegen ein Verbot. Wir bleiben ja zu Haus und steigen nur aufs Dach.«
    Sofia wich zurück. » Du spinnst …«
    Plötzlich wurde Lidja ganz ernst, streckte sich und war mit einem Schwung wieder im Zimmer. » Du brauchst keine Angst zu haben. Ich halte dich, und zwar besser als neulich im Zirkus. Versprochen.« Sofia lehnte sich gegen den Schreibtisch zurück. » Mach das Fenster zu. Im Ernst, ich bitte dich …«
    » Okay, okay, beruhig dich.« Lidja gehorchte, ohne jedoch Sofia aus den Augen zu lassen.
    Erst als die Fensterflügel wirklich fest geschlossen waren, konnte Sofia wieder normal atmen.
    » Jetzt verstehe ich!«, rief Lidja plötzlich, wobei sie den Zeigefinger wenig einfühlsam zu Sofia ausstreckte. » Ja, natürlich. Ich hab’s. Du hast Höhenangst!«
    Sofia ließ den Kopf sinken, während eine unangenehme Hitze ihre Ohren erfasste und sich über ihr ganzes Gesicht ausbreitete.
    » Das erklärt auch, warum du dich bei dem Elefanten so angestellt hast. Der war auch zu hoch für dich und dir ist schwindlig geworden.« Lidja lachte schadenfroh.
    » Das ist doch nicht meine Schuld«, wehrte sich Sofia gekränkt.
    » Nein, nein, natürlich nicht. Trotzdem bist du ein ganz schöner Angsthase, oder?«
    So hänselte Lidja sie noch eine Weile, während Sofia reglos vor ihr stand und nicht wusste, was sie sagen sollte. Oder besser, wie sie Lidja zum Schweigen bringen konnte. Auch ihr Gast musste doch irgendeinen wunden Punkt haben, so wie alle Menschen. Aber im Moment hatte Sofia keine Ahnung, wie sie den aufspüren konnte.
    » Du kannst mir glauben, es gibt nichts Schöneres, als frei in der Luft zu schweben«, konnte Lidja es nicht lassen. » Diese Leere unter dir, einfach fantastisch, ich sag’s dir. So als würdest du fliegen, wie ein Vogel.« Lidjas Augen glänzten.
    Sofia war allein schon vom Anhören dieser Worte wieder der kalte Schweiß ausgebrochen. » Ich hab einfach Angst, abzustürzen«, gab sie unumwunden zu.
    » Auch das ist Fliegen. Hinunterstürzen ist nicht das Problem. Man muss nur landen können«, erwiderte Lidja besserwisserisch. » Aber du brauchst keine Angst zu haben. Wenn du nicht willst, zerre ich dich sicher nicht mit Gewalt aufs Dach. Zumal wir hier auch kein Publikum haben, das über deine eigenwilligen Zirkusnummern lachen würde.«
    Sofia spürte, wie die Wut in ihr hochstieg.
    » Wahrscheinlich war es nicht beabsichtigt«, setzte Lidja noch eins drauf, » aber du warst neulich im Zirkus wirklich gut. Du solltest Clown werden.«
    Lidja schien das sogar ernst zu meinen und das ärgerte Sofia noch mehr. » Mir reicht’s. Lass uns runtergehen«, sagte sie.
    » Ich hab doch nur einen Witz gemacht«, lachte die andere. » Du darfst nicht wegen jeder Kleinigkeit gleich eingeschnappt sein. Ein bisschen locker zu sein, macht das Leben

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