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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Dabei errötete sie und verspürte gleichzeitig eine unwillkürliche Abneigung gegen die junge Artistin. Vielleicht auch nur wegen ihres eigenen peinlichen Auftritts, vielleicht nur aus purem Neid. Sie schämte sich für dieses nicht sehr edle Gefühl.
    Lidja antwortete nur mit einem selbstgefälligen Lächeln.
    » Wie lange bleibt ihr mit eurem Zirkus hier?«, wollte der Professor wissen.
    » Einen Monat bestimmt.«
    » Dann könntest du uns doch mal einen Besuch abstatten. Was hältst du davon?«
    Sofia fuhr herum. Was war denn in den Professor gefahren? Wie konnte er nur so etwas Blödes vorschlagen? Hatte er denn nicht verstanden, wie es in ihr aussah?
    » Wir wohnen in einem großen Haus am See. Wenn du Lust hast … Jedenfalls bist du uns jederzeit sehr willkommen. Sofia ist ja immer allein und würde sich über die Gesellschaft eines Mädchens in ihrem Alter sicher freuen.«
    Lidja warf Sofia einen spöttischen Blick zu. » Ja, sicher, warum nicht?«
    » Gut, abgemacht. Dann lass ich dich übermorgen von meinem Diener abholen. Jetzt sollten wir aber besser wieder gehen.«
    Sofia verabschiedete sich nur mit einer kurzen Handbewegung. Jetzt war sie wirklich gekränkt.
    » Nun, freust du dich, eine Freundin gefunden zu haben?«, fragte der Professor sie auf dem Heimweg.
    Zunächst antwortete Sofia nicht, mummelte sich nur fester in ihren Mantel ein. » Wieso Freundin? Wir haben uns doch nur einmal gesehen«, brummte sie dann. » Vielleicht war das keine gute Idee, sie gleich einzuladen.«
    Sofort bereute sie ihren vorwurfsvollen Ton.
    » Ach, ihr werdet sicher schnell Freundschaft schließen. Ich glaube, sie ist sehr nett. Du wirst dich noch freuen, sie kennengelernt zu haben«, erwiderte er.
    Sofia ging nicht darauf ein. Wie sollte sie nur mit einem Menschen reden, der sie in aller Öffentlichkeit so bloßgestellt hatte? Und dann war sie auch noch so viel schöner, geschickter und sportlicher als sie selbst. Sofia verstand einfach nicht, warum dem Professor so viel an der Verbindung zu diesem fremden Mädchen lag. Und dass er ihre eigenen Gefühle so wenig würdigte, schmerzte sie entsetzlich.

9
    Sofias Rivalin

    Lidja war pünktlich. Sofia beobachtete, wie sie, bei Thomas eingehängt, die steile Auffahrt hinaufkam, die zur Eingangstür führte. Der Diener schien sich wohlzufühlen in ihrer Gegenwart, denn er lachte, während sie unbefangen mit ihm plauderte.
    Sofia traute ihren Augen kaum. Bei ihr hatte sich der stets so steife Thomas noch nie so vertraulich gezeigt.
    Kaum hatten sie das Haus betreten, begann Sofias Martyrium. Lidja sah einfach wunderschön aus, mit den gerafften und am Hinterkopf zu einem kunstvollen Knoten zusammengesteckten Haaren, die mit einer kleinen Blume verziert waren. Sie trat wohlerzogen und doch entspannt auf. Offenbar fühlte sie sich im Kreis völlig fremder Menschen keineswegs unbehaglich. Sogar einen selbst zubereiteten Nachtisch hatte sie mitgebracht, um dem Professor für die Einladung zu danken. Sofia war beeindruckt. Sie selbst hatte, seitdem sie dort im Haus lebte, noch nie etwas Vergleichbares hinbekommen. Nicht dass sie zu faul dazu gewesen wäre. Sie konnte einfach nicht kochen.
    Schweigend folgte sie ihnen, als ihr Vormund den Gast auf einem Rundgang durch das Haus führte. Es war nicht zu übersehen: Der Professor war ganz angetan von diesem Mädchen. Aber wie auch nicht? Lidja war vollkommen, elegant und kultiviert in ihrer Erscheinung, im Auftreten und im Reden, und nie um eine passende Antwort verlegen.
    Mit anderen Worten: Langsam wurde Sofia dieses Mädchen völlig unerträglich.
    » Nun, ich denke, ich lasse euch beide mal ein wenig allein. Sofia, vielleicht zeigst du unserem Gast noch die Bibliothek oder ihr macht einen kleinen Spaziergang zum See. Thomas wird euch sicher gerne begleiten«, erklärte der Professor irgendwann.
    Sofia schrak aus ihren finsteren Gedanken auf und nickte heftig, während ihr Herz immer schneller schlug. Was konnte sie sich einfallen lassen, um das Mädchen zu beeindrucken? Nun würde sie die Gastgeberin sein. Ihr brach der kalte Schweiß aus.
    Doch kaum hatte der Professor den Raum verlassen, nahm ihr Lidja das Heft aus der Hand. » Die Bibliothek liegt wohl dort drüben, nicht wahr?«
    Sofia schaffte es kaum zu nicken, da hatte sich das fremde Mädchen schon der Tür zugewandt und wollte den großen Saal mit dem Baum in der Mitte betreten. Auf der Schwelle blieb sie staunend stehen.
    » Das ist ja fantastisch«, rief sie und drehte

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