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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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von der Wand und entzündete sie mit einem Feuerstahl, der in einer Vertiefung der Mauer verborgen war. Der matte Lichtschein der Flamme erhellte eine Treppe, die sich tief ins Dunkle verlor. Entschlossen und rasch nahm der Professor die Stufen, wie jemand, der diesen Weg schon tausend Mal gegangen war. Sofia folgte dicht hinter ihm, klebte ihm fast am Rücken und hielt sich mit einer Hand an der Wand fest. Die Stufen waren glatt, und sie musste höllisch aufpassen, um nicht zu stürzen.
    » Waren Sie auch schon mit Lidja hier?«
    » Ich denke, es wird Zeit, dass du mich duzt. Oder was meinst du?«, antwortete der Professor, während er sich zu ihr umdrehte. » Aber du hast recht, ich war schon mit ihr hier unten, zum Trainieren.«
    Sofia spürte, dass ihr die Bemerkung einen Stich versetzte. Auch diesen geheimnisvollen Ort hatte Lidja also wieder vor ihr besucht, dachte sie eifersüchtig.
    Unten, am Fuß der Treppe, tat sich ein Labyrinth auf, ein Verlies, wie sie es sich oft vorgestellt hatte, wenn sie in Sagenbüchern davon las. Es aber jetzt in Wirklichkeit vor sich zu haben, war noch einmal etwas vollkommen anderes. Alles wirkte beklemmend. Es gab kaum Licht, die Decken waren extrem niedrig und die Steinwände voller Moos, das sich bis zu den Kapitellen der Säulen hinaufzog, die das Tonnengewölbe trugen. Überall zierten Friese mit Drachen in den verschiedensten Formen und Größen die Wände.
    Professor Schlafen drehte sich zu ihr um. » So, jetzt hör mir mal gut zu, Sofia. Es ist sehr wichtig. Hier unten befindet sich der Quell meiner Kräfte als Hüter, der Schatz, der vor allem die Schutzbarriere aufrechterhält, die unsere Feinde daran hindert, uns aufzuspüren. Sollte doch jemand hier eindringen, darf er ihn keinesfalls finden. Zu diesem Zweck wurde dieses Labyrinth gebaut, ein kompliziertes Gebilde, das voller Fallen steckt. Solltest du dich verlaufen, würde es sogar mir schwerfallen, dich zu finden. Daher halte dich dicht an mich und tue alles, was ich dir vormache.«
    Sofia nickte.
    Geschwind schritt der Professor voran und Sofia folgte ihm. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass sie sich hier immer noch unter ihrem Haus befanden. Und der Gedanke, sich möglicherweise zu verirren, versetzte sie in Panik.
    So durchquerten sie Dutzende von Gängen, die alle gleich aussahen und sich höchstens darin unterschieden, wie die Spinnennetze in den Ecken gespannt waren. Hin und wieder sah sie, wie fette Spinnen vor dem Licht der Fackel flüchteten, und klammerte sich furchtsam mit einer Hand an die Weste des Professors.
    Irgendwann blieb ihr Begleiter wieder stehen und blickte sie ernst an. » Jetzt musst du die Füße genauso wie ich aufsetzen. Das ist wichtig. Verstanden?«
    Sofia schaute ihn besorgt an. » Und was passiert, wenn ich danebentrete?«, fragte sie leise.
    Der Professor zuckte mit den Achseln und antwortete gleichmütig. » Dann wird ein Mechanismus in Gang gesetzt, der den Boden unter uns öffnet, sodass wir in die Tiefe stürzen.«
    Damit drehte er sich wieder um, so als sei dies die normalste Sache der Welt, und ging ungerührt weiter, während Sofia hinter ihm vor Schreck wie gelähmt war. Anders als zuvor bestand der Boden nicht mehr aus gestampftem Lehm, sondern aus abwechselnd weißen und schwarzen Fliesen. Mit schreckgeweiteten Augen starrte Sofia sie an.
    » Pass auf, es ist gar nicht schwer … zwei nach rechts auf die schwarze, danach eine geradeaus auf Weiß, und dann drei nach links wieder auf Schwarz …« Und während er sie so anwies, bewegte er sich flink über den Boden. Sofia hatte Mühe, ihm – mit unsicheren, zögernden Schritten – zu folgen. Es war ein Gefühl, wie über einem Abgrund zu balancieren, und angestrengt versuchte sie, nicht daran zu denken, was passieren würde, wenn sie ausrutschte oder einen Fuß auf den Rand einer falschen Fliese setzte.
    Als sie das Feld endlich hinter sich gelassen hatten, stieß sie einen langen Seufzer der Erleichterung aus und wischte sich den Angstschweiß von der Stirn.
    » Alles in Ordnung, oder?«, fragte der Professor lächelnd.
    Sofia blickte ihn geistesabwesend an.
    » Wunderbar …«, sagte er, ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sich um und ging weiter.
    Vor ihnen erkannte Sofia nun eine große, mit rotem Samt verkleidete Tür. Wie auf eine Fata Morgana in der Wüste starrte sie darauf, kam sie ihr doch fast vertraut vor, weil sie das Erste in diesem unirdischen Reich war, was zum Stil der Villa oben passte.
    » So, da

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