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Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Titel: Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Stimme.
    Sofia blickte die Frau weiter an und wartete auf eine Erklärung, doch nun schien sie sich nur noch um die Tauben zu kümmern. Nach einer Weile richtete sie sich auf.
    »Ich komme häufig hierher. Und du?«
    »Jeden Tag, wenn ich kann«, antwortete Sofia.
    »Dann sehen wir uns sicher wieder. Das hoffe ich jedenfalls«, sagte die Alte, drehte sich zu dem Tor hinter ihr um und ging davon.
    Wie betäubt stand Sofia auf dem kleinen Platz und lauschte dem Getrappel der Holzschuhe, das immer leiser wurde.
    Plötzlich flogen die Tauben auf, und es war, als sei ein Zauber gebrochen. Wer war diese Frau? Und wo war sie hin?
    Sofia stürmte die Treppenstufen hinunter und stand plötzlich vor einem Gittertor. Es war verschlossen. Sie hielt sich an zwei Metallstäben fest. Hatte sie das alles nur geträumt?

4
Ein geheimnisvoller Junge
    »Wo zum Teufel hast du bloß gesteckt?«, empfing Lidja sie wenig freundlich, als Sofia wieder im Zirkus ankam.
    »Ich musste einfach ein wenig allein sein«, antwortete diese schmollend.
    »Du hast Nerven … Wir haben uns Sorgen gemacht, ganz zu schweigen davon, dass wir heute Morgen lernen wollten. Hast du vergessen, dass wir dieses Jahr noch die Abschlussprüfung machen müssen? Wenn wir die versemmeln, kriegt der Professor richtig Ärger. Und mit Schülern, die privat unterrichtet werden, geht die Prüfungskommission ja nicht gerade nett um. Außerdem … an die Frucht scheinst du auch nicht mehr zu denken. Du siehst das alles ein bisschen zu locker. Schließlich müssen wir eine Mission erfüllen.«
    Lidja war wirklich streng mit ihr.
    Sofia legte sich schon die Worte zurecht, da fügte Lidja beschwichtigend hinzu: »Und außerdem wollte ich noch sagen, dass es mir leidtut.« Sie wandte den Blick ab.
    Sofia war verblüfft. Das hatte sie nicht erwartet: Für eine Entschuldigung war Lidja doch eigentlich viel zu stolz, denn die Freundin glaubte doch immer, im Recht zu sein.
    »Entschuldigung, ich bin zu weit gegangen, ich hätte dich nicht so provozieren dürfen«, fügte Lidja nun leiser hinzu. »Auch wenn du, ehrlich gesagt, aus der Clown-Geschichte nicht so ein Drama hättest machen müssen.«
    »Das stimmt schon«, gab Sofia zu, wobei sie sich ein wenig zwingen musste. »Es tut mir auch leid, entschuldige bitte.«
    Lidja blickte sie einen Moment schweigend an.
    »Ich weiß, dass du Heimweh hast«, sagte sie dann mit ernster Miene. »Glaub nicht, ich würde nicht verstehen, wie du dich fühlst.«
    »Das kannst du aber nicht verstehen«, erwiderte Sofia. »Die Villa des Professors ist für mich ein richtiges Zuhause, ein Zuhause, so wie ich es mir jahrelang gewünscht habe. Und jetzt, wo ich es endlich habe, verliere ich es schon wieder.«
    »Aber du hast es doch gar nicht verloren. Das Gastspiel des Zirkus ist bald beendet, und du fährst wieder heim. Aber ich werde meine Familie dann für immer verlieren.«
    Daran hatte Sofia nicht gedacht. Das waren tatsächlich die letzten Monate, die Lidja mit ihrem Zirkus verbrachte. Als der Professor und Alma damals beschlossen hatten, dass Lidja ganz zu ihnen ziehen würde, schien ihr das nicht allzu viel auszumachen. Lidja hatte ihr Leben normal weitergeführt und dabei ihre gewohnte Selbstsicherheit zur Schau getragen. Nur eine Bitte hatte sie geäußert: Sie wollte ein letztes Mal mit ihren Leuten auf Fahrt gehen.
    »In meinem Leben hat es immer nur den Zirkus gegeben«, sagte Lidja leise. »Seit dem Tod meiner Großmutter waren die Zirkusleute meine Familie. Und Tante Alma … nun, Tante Alma wurde für mich die Mutter, die ich nie hatte. Sie hat mich aufgezogen und mir alles beigebracht, was ich über das Leben weiß, und mich zur Zirkusartistin ausgebildet … Und vor allem hat sie mich immer beschützt, egal gegen wen oder was, und mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.«
    Sie schwieg, und Sofia hatte das Gefühl, sie kämpfe mit den Tränen.
    »Bald werde ich Alma und die anderen nicht mehr jeden Tag um mich haben«, fuhr Lidja dann fort, und ihre Stimme zitterte wirklich. »Ich werde sie nicht mehr sehen, wenn ich aufwache, und wenn ich mich einsam fühle oder einfach nur traurig bin, werden sie nicht da sein. Und sie werden mir verdammt fehlen. Also untersteh dich, noch mal zu behaupten, ich wüsste nicht, was in dir vorgeht.«
    Da nahm Sofia sie in den Arm und drückte sie, so fest sie konnte. Plötzlich fühlte sie sich Lidja unglaublich nahe. Die Freundin war ihr ganz ähnlich, sie konnte genauso schwach sein, so wie

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