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Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Titel: Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Augen, eine gerade Nase, die mit ein paar Sommersprossen gesprenkelt war, er war schlank und ziemlich groß für sein Alter. Und Sofia dachte, dass dieser Junge das Schönste war, was sie in ihrem Leben je gesehen hatte. Warum, hätte sie nicht genau sagen können, doch sein Anblick nahm ihr ganz einfach den Atem. Er war so … so perfekt, wirkte so erwachsen, reif und auch ein wenig melancholisch … Und erst seine Augen … dunkle Seen, in denen sie auf den ersten Blick versunken war, rettungslos …
    »Eine. Eine Karte«, sagte er.
    Sofia kam nur langsam wieder zu sich. Der Junge schaute sie entnervt an, als habe er es mit einer Schwachsinnigen zu tun.
    »Ja, ich … Entschuldigung … ich wollte nicht …«
    »Krieg ich nun meine Karte oder nicht?«
    Der Blick seiner Augen war umgeschlagen, sie funkelten verärgert, auch ein wenig boshaft, und schienen noch dunkler, fast schwarz geworden zu sein. Und noch schöner.
    Sofia starrte auf den Kartenblock. Aber ihre Finger schafften es nicht, die Blätter zu trennen. Sie zitterten zu stark. Und der Block rutschte vom Tisch. »Mist … Einen Augenblick bitte …«
    Sie glitt vom Stuhl und begann, den Boden abzutasten.
    »Moment!«, rief sie. Doch als sie endlich wieder auftauchte, war der Junge verschwunden. Verzweifelt blickte sie sich um und ließ dann enttäuscht den Kopf sinken. War das schon alles?
    ›Ja natürlich … Das war’s. Du bist doch zu blöd!‹, hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf.
    »Dreimal bitte.«
    Sofia blicke hoch. Ein Vater mit einem Kind auf den Schultern und einer eleganten Dame an seinem Arm. Im Nu hatte sie drei Karten aus dem Block gelöst.
    ›Warum funktioniert ihr jetzt wieder, ihr verfluchten Finger?!‹

    Eine Viertelstunde später konnte sie die Kasse schließen. Sie fühlte sich seltsam benommen. Der Junge mit den dunklen Augen hatte sich in ihr Herz geschlichen. Doch wenn sie daran dachte, wie linkisch sie sich angestellt hatte, wurde ihr heiß und kalt. Sie schüttelte den Kopf, um die peinliche Erinnerung zu vertreiben. Noch nicht einmal der Gedanke, dass sie gleich in der Manege erscheinen musste, konnte sie ablenken. Egal wohin sie schaute, sie sah nur seine Augen. Und ihr Magen verkrampfte sich, ähnlich wie gestern, als sie durch den Vorhang in die Manege geblickt hatte, aber heute hatte das nichts mit dem Auftritt zu tun, der ihr bevorstand. Schuld an ihrem Gefühlschaos war dieser Junge, dem sie nicht mal eine Eintrittskarte hatte verkaufen können.
    Plötzlich hörte sie aufgebrachte Stimmen. Die eine gehörte Marcus. Marcus schrie sonst nie. Üblicherweise reichte es ihm, seinen tiefen Bariton nur anklingen zu lassen, und wer sich mit ihm angelegt hatte, wurde ganz klein. Doch dieses Mal donnerte er: »Was schleichst du dich hier herum?!«
    »Ich schleiche mich nirgendwo rum …!«
    Sofia blieb fast das Herz stehen. Das war seine Stimme. Er hatte vorhin nur ein paar Worte gesagt, doch sie erkannte sie auf Anhieb wieder. Sie lief zum Eingang. Er war es.
    »Ach nein? Und was machst du dann unter der Zeltwand, halb drinnen und halb draußen?«
    »Tja, ihr seid eben das Geld für den Eintritt nicht wert«, erwiderte der Junge, während er verächtlich das Gesicht verzog und die Hände in die Hosentasche steckte.
    Alles um ihn herum verschwamm, löste sich in einem Kaleidoskop blasser Farben auf. Nur ihn erkannte Sofia extrem deutlich: Armeehose, blau-weiß kariertes Hemd, ein verschossenes T-Shirt darunter. Über der Brust entdeckte sie sogar ein winziges Loch im Stoff. Jede noch so kleine Einzelheit dieses Bildes brannte sich in Sofias Gedächtnis ein.
    Da sah der Junge sie und zeigte mit dem Finger auf sie. »Außerdem ist es nur ihre Schuld, dass ich keine Karte bekommen habe. Das Geld dafür habe ich ja.«
    Schlagartig kam Sofia zu sich. Marcus blickte sie an, während der Junge neben ihm einige Münzen aus der Hosentasche kramte und sie in der geöffneten Hand vorzeigte.
    »Hier ist das Geld. Aber die da hat es ja nicht geschafft, mir eine Karte zu geben. Auf die solltest du sauer sein.«
    Marcus blickte ihn noch einen Moment zweifelnd an und wandte sich dann an Sofia: »Was war denn da los?«
    Sofias Kehle war plötzlich wie ausgetrocknet. Wo war eigentlich ihre Stimme?
    »Ich … also … ich wollte nur …«, stammelte sie.
    Der Junge blickte sie herablassend an. War doch klar, dachte Sofia, angesichts der jämmerlichen Figur, die sie gerade vor ihm abgegeben hatte.
    »Nein, ich meine … ja, er hat recht … mir ist

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