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Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Titel: Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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mittlerweile verziehen, dass ich ohne Dich gereist bin. Ich bin immer noch überzeugt, dass meine Entscheidung richtig war. Und außerdem bin ich sicher, dass Du Dich unterdessen im Zirkus gut eingelebt und erkannt hast, was Du an diesem fantastischen Ort alles erleben kannst.
    Sofia seufzte. Der Professor überschätzte sie mal wieder völlig.
    Die Suche geht voran, wenn auch nicht so schnell, wie ich es mir erhofft hatte. Wärest Du mitgekommen, hätten wir sicher kaum Zeit füreinander gehabt. Ich brüte entweder den ganzen Tag in verschiedenen Bibliotheken über Büchern oder durchkämme Zoll für Zoll die Stadt, auf den Spuren einer Person, die sich wie ein Gespenst versteckt hält.
Von diesem Phantom weiß ich nur, dass es ein Junge ist, der ein wenig älter als Du sein dürfte. Ansonsten tappe ich noch völlig im Dunkeln.
    Eine leichte Enttäuschung hatte Sofia überkommen, als sie las, dass der dritte Drakonianer ein Junge war. Irgendwie hatte sie sich erhofft, dass es ebenfalls ein Mädchen wäre. Zusammen hätten sie bestimmt ein tolles Trio abgegeben, so ähnlich wie die drei Prinzessinnen in Mermaid Melody, mal abgesehen davon, dass sie nicht singen konnte und natürlich auch längst nicht so anmutig war.
    Überall finde ich Spuren von ihm. Ich bin allen nachgegangen, aber leider haben sie mich immer nur in neue Sackgassen geführt. Du kannst Dir vorstellen, dass mich die Situation langsam etwas verwirrt. Aber natürlich werde ich nicht locker lassen. Und Du darfst natürlich auch nicht aufgeben.
    Ich kann nachempfinden, wie ratlos Du Dich fühlen musst, weil ihr der zweiten Frucht noch nicht näher gekommen seid. Wahrscheinlich neigst Du wieder dazu, Dir selbst die Schuld daran zu geben. Aber das darfst Du nicht.
    Ich will Dir etwas gestehen: Ich habe Dich auch deswegen zu Lidja geschickt, weil ich mir dachte, dass eine neue Umgebung Dir ganz gut tun wird. Der See, der so still und melancholisch daliegt, mein einsames, abgelegenes Haus … Ich hatte das Gefühl, dass Du dort verkümmerst. Dort gibt es nichts anderes für Dich als Deine Mission. Schon Dein Zimmer erinnert Dich ja ständig an Drakonien. Aber Du musst dich auch mal ablenken, etwas tun, woran andere Mädchen in Deinem Alter ihren Spaß haben. Und so fiel mir der Zirkus ein, ein idealer Ort für Dich, voller Leben, und ich bin sicher, dass Du Dich dort bestens amüsierst.
    Sofia sah von dem Brief auf. Es rührte sie, dass der Professor sich so viele Gedanken um sie machte. Und sie freute sich über seine Zuneigung, dass er so um ihr Wohlergehen besorgt war … Aber Ablenkung brauchte sie jetzt nicht. Sondern ihn, die Nähe des einzigen Menschen, der so etwas wie ›Familie‹ für sie war. Denn das hatte ihr in all den Jahren immer gefehlt: eine Familie.
    Ich bin sicher, dass Ihr beide, Du und Lidja, die Suche nach der Frucht nicht aus den Augen verliert. Aber überanstrengt Euch dabei nicht. Gewiss, es bleibt noch so viel zu tun, der Krieg hat noch gar nicht richtig begonnen, und die Zeit arbeitet gegen uns, aber macht Euch nicht zu viele Gedanken. Es ist auch wichtig, dass Ihr Euer Leben genießt. Je erschöpfter und niedergeschlagener Ihr seid, desto schwerer wird es Euch fallen, Eure Kräfte einzusetzen.
    So viel für heute. Ich freue mich auf Deine baldige Antwort. Sie erreicht mich unter der Adresse, die Du auf dem Brief findest.
    Ich habe Dich sehr lieb.
Dein Professor
    Sofia spürte einen Kloß im Hals. Noch nie war das Heimweh so stark gewesen. Genau der Ort, den der Professor in seinem Brief als bedrückend und traurig beschrieb, war ihr Zuhause und spiegelte genau das wider, was in ihr vorging. Deshalb hatte sie am Frühstückstisch auch so gereizt reagiert. Es ging ihr nicht gut, sie fühlte sich einsam und hatte Heimweh.
    Sie stand auf. Es würde ihr schwerfallen, aber sie musste zurück und sich entschuldigen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie lächerlich sie sich benommen hatte. Aber in einem Punkt würde sie nicht klein beigeben: Mit den Clown-Auftritten war jetzt Schluss!
    Sie wollte sich gerade auf den Heimweg machen, als sie etwas entfernt ein Geräusch hörte. Es war nicht das Plätschern des Wassers und auch nicht das Rauschen in den Baumkronen, es war ganz anders, rhythmisch und hart. Sie schrak auf.
    Hufe.
    Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Einen Moment lang erinnert sie sich an den Traum der vergangenen Nacht, und eine wahnsinnige Angst überfiel sie, genau die Angst, die sie auch im Traum erfasst hatte.

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