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Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Titel: Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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eigenartigen, harten Material.
    »Was ist das?«, fragte Sofia.
    »Das sind Talismane. Ich habe sie mit Thomas’ Hilfe angefertigt. In einem sehr alten Buch fanden wir die Anleitung, wie sie herzustellen sind. Aber ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viele Versuche nötig waren, bevor uns diese hier endlich gelungen sind. Beide Amulette enthalten einen Tropfen Saft aus der Knospe, den wir in einem langen, komplizierten Verfahren kristallisiert haben. Tragt sie gut verborgen unter euren Kleidern. Denn wenn ihr einem Unterjochten oder irgendeinem Mitstreiter von Nidhoggr über den Weg lauft, könnte er euch daran erkennen. Sie beschützen euch außerhalb dieses Hauses, weil sie eure Aura als Drakonianerinnen vollkommen überdecken. Wenn ihr diese Talismane tragt, kann euch niemand aufspüren, und ihr seid wieder ganz normale junge Mädchen.«
    Lange hatte Sofia ihr Amulett betrachtet und sich gewundert, dass sie nichts spürte, was auf irgendeinen Zauber hingedeutet hätte. Da war nichts von dem Wohlgefühl und der Ruhe, die ihr üblicherweise die Strahlung der Knospe vermittelte. »Also für mich sehen die nur wie irgendwelche Schmucksteine aus.«
    »Ja, nicht wahr. Das ist doch fantastisch!« Der Professor war so aufgeregt wie ein kleiner Junge.
    »Funktionieren die auch, wenn wir unsere Drachenkräfte einsetzen?«, hatte Lidja gefragt.
    »Schon, aber nur bei Zaubern, die wenig Energie verlangen. Zum Beispiel tarnen euch die Amulette vollständig, wenn ihr nur nach der Frucht sucht. Und das ist übrigens auch das Einzige, womit ihr euch in Benevent beschäftigen solltet.«
    Allein schon, als sie diesen Namen hörte, war Sofia ein Schauer über den Rücken gelaufen. Benevent. Schon am nächsten Tag sollte sie abreisen.
    In der Nacht hatte sie kaum ein Auge zugetan. Fertig gepackt stand der Koffer neben ihrem Bett. Thomas hatte ihr dabei geholfen. Seit sie nicht mehr im Waisenhaus lebte, war ihre Garderobe beträchtlich angewachsen, aber dennoch hatte sie eigentlich vorgehabt, nur ein paar Pullover und Jeans mitzunehmen.
    »Sie sind doch so ein hübsches Mädchen … Warum packen Sie nicht auch eins von den schönen Kleidern dort ein?«, hatte Thomas ihr vorgeschlagen und auf einige Stücke gedeutet, die Sofia am liebsten trug. Darunter war auch das Kleid, das ihr der Professor vor gerade mal einer Woche zum Geburtstag geschenkt hatte. Was wäre das erst für ein herrliches Geschenk gewesen, wenn sie mit ihm nach Ungarn hätte fahren können. Sie war noch nie im Ausland gewesen. Aber jetzt lautete ihr Reiseziel … Benevent.
    Sofia hatte geseufzt. »Ich glaube nicht, dass ich Gelegenheit haben werde, es anzuziehen. In Benevent bin ich beim Zirkus, und nicht in der Oper.«
    Dennoch hatte Thomas das Kleid aus dem Schrank geholt. »Man weiß ja nie. Und an Ihrer Stelle würde ich Benevent nicht unterschätzen.«
    Sofia hatte mit den Achseln gezuckt. »Wieso? Wer kennt schon Benevent? Ich meine, alle Welt hat Florenz gesehen, oder Venedig, aber niemand erzählt: Ich war in Benevent, das war fantastisch!«
    »Mag sein, und doch ist es ein … magischer Ort. Sie wissen wohl gar nicht, dass sich der Sage nach die Hexen aus aller Herren Länder dort regelmäßig versammelt haben?«, antwortete Thomas mit einem Lächeln. »Und außerdem gibt es dort sogar eine Kirche, die der Heiligen Sofia geweiht ist.«
    »Schon möglich, aber ich bin ja mit dem Zirkus unterwegs. Da komme ich sicher nicht dazu, wie eine Touristin durch die Stadt zu laufen.«
    »Für einen kleinen Stadtbummel findet sich immer Zeit«, wandte der Diener ein, faltete das Kleid mit geübten Handgriffen zusammen und legte es zu den anderen Sachen in den Koffer.

    Am nächsten Tag hatte Alma sie abgeholt. Sie leitete den Zirkus und war Lidjas einzige noch lebende Verwandte, eine entfernte Tante oder so etwas Ähnliches. So ganz hatte Sofia das Verwandtschaftsverhältnis nie verstanden. Fest stand jedenfalls, dass die beiden ein sehr enges Verhältnis hatten. Mit Alma hatte sich der Professor auch schon über Lidjas Zukunft unterhalten.
    Alma war eine ältere Frau, hager und mit einem faltigen Gesicht, dabei aber gewitzt und leutselig. Die dunkle Haut war von der Sonne gegerbt, das lange weiße Haar mit grauen Strähnen durchzogen, in das Zöpfchen, Münzen, Amulette und anderer Schmuck geflochten waren. Üblicherweise trug sie eine Weste aus schwarzem Samt, die sich eng um ihre rote Bluse mit den weiten Ärmeln schloss, und dazu einen leuchtenden grünen

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