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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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daher. Sie konnte in dieser eigenartigen Verkleidung kaum laufen, nur gut, dass Kana-Tu sie untergehakt hatte und sie stützte, denn sie stolperte in den klobigen Stiefeln mehr als nur einmal. Die Seide ihres grünen Gewandes klebte inzwischen wie eine zweite Haut schweißnass an ihrem Körper. Mittlerweile fragte sie sich ernsthaft, was die beiden Männer mit ihr vorhatten, zumal sie entdeckte, dass Kajim unter seinem Arm einen Wust an Lederriemen bei sich trug. Jetzt angelte der Alte auch noch nach ihrer Hand. Sie war froh, dass sie diese Fäustlinge trug, denn ihr schauderte ein wenig vor den dürren Klauen Kajims.
    »Komm’ her, Mädchen, wir stellen uns an die Mauer, nicht dass uns Kana-Tu versehentlich ertrampelt! Er hat es nicht so mit dem Verwandeln, weißt du?«
    »Du darfst meinem Onkel nicht alles glauben!« Kana-Tu lächelte ihr zu und zog sich, auf einem Bein hüpfend, einen Stiefel vom Fuß, danach den nächsten. Er sah aus wie ein Storch, den man auf eine heiße Herdplatte gestellt hatte. Janica biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut aufzulachen. Doch dann streifte er auch noch die Hose ab. Janica schloss die Augen. Aber nicht lange, dann blinzelte sie. Sie hatte Kana-Tu in der Drachenhöhle zwar schon einmal fast nackt gesehen, aber da war die einzige Beleuchtung der Schein der beiden Mondsicheln gewesen. Jetzt im grellen Sonnenlicht konnte sie das Spiel seiner Muskeln unter der bronzefarbnen Haut bestens erkennen. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass es doch schade war, dass er ihr sein Hinterteil zuwandte. Nicht etwa, dass dies kein ansehnlicher Anblick gewesen wäre, diese breiten Schultern, die schmalen Hüften und die langen Beine, aber sie hätte doch gern einen Blick auf Kana-Tus Vorderseite geworfen. Glich er dort an jener Stelle zwischen seinen Beinen Avid? Konnte er dieses Teil auch so … wachsen lassen und wusste es Kana-Tu auch so geschickt wie Avid in einer Frau zu gebrauchen?
    Wie gut, dass ihr Gesicht von der Hitze unter der dicken Kleidung sowieso schon rot angelaufen war, so fiel es wenigstens nicht auf, dass sie sich ihrer abwegigen Gedanken schämte. Sie konnte ihren Blick einfach nicht von Kana-Tu abwenden. Er stand vom Sonnenlicht umflossen wie das Meisterstück eines Bildhauers nackt im Staub des Weges und breitete die Arme weit aus. Ein Windstoß fuhr durch sein Haar, in dem immer noch die Federn seines martialischen Kriegerschmuckes steckten. Die Luft um ihn begann merkwürdig zu flimmern und ließ seine Konturen verschwimmen.
    Beklommen sah Janica zu, wie Kana-Tu in einer Wolke aus Nebelschwaden und kleinen blauen und grünen Funken verschwand. Der unheimliche Dunst breitete sich aus, bedeckte einen Großteil des Fahrweges zu dem Anwesen und waberte gar um Janicas Füße. Erschrocken hielt sie die Luft an. Durch den dicken Fäustling hindurch spürte sie den Druck von Kajims Hand.
    »Keine Angst! Bleib’ einfach ganz ruhig stehen!«, sagte er.
    Dann lichtete sich der merkwürdige Nebel. Eine riesige Klaue wurde sichtbar, dann noch eine, ein mächtiger, von stahlblau und smaragdgrün schimmernden Schuppen bedeckter Leib, ein langer, von Hornzacken bedeckter Schwanz und schließlich auch der Kopf des Lindwurms. Der Drache drehte sein Haupt zu Janica und Kajim und riss das Maul mit den armlangen Fangzähnen auf. Die Nickhaut schob sich zwinkernd über dunkle Pupillenschlitze in gelbbraunen Augen.
    »Wirst du dich nicht über den Schrecken der Kleinen so amüsieren!«, schimpfte Kajim und ließ Janicas Hand los. Der Alte kletterte ungerührt auf die Klauen der riesigen Echse und warf ihr die Lederriemen über den Hals. Er zäumte tatsächlich den Drachen auf wie ein Pferd, und er tat es mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte er einen braven Zelter vor sich. Dass er dabei auf dem Untier herumklettern musste, schien ihn nicht zu stören.
    »So, und jetzt kannst du aufsitzen, Mädchen!« Er winkte ihr zu, doch Janica rührte sich nicht von der Stelle. Der Drache schnaubte ein bisschen, aus seinen Nasenlöchern züngelten kleine Flammen. Zugegeben, dieser Lindwurm sah etwas besser aus als das Exemplar, das Janica bereits wider Willen kennenlernen durfte, aber Vertrauen erweckte es deshalb bei Weitem noch nicht!
    Kajim grummelte Unverständliches, und seinem Gesicht war anzusehen, dass er Janica in diesem Moment keine Komplimente machte. Er glitt von dem Drachenrücken hinab auf die Vorderpranke und streckte ihr die Hand entgegen.
    »Wenn du dich jetzt nicht bewegst,

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